Bad Oeynhausen. Als Johann Marten von seiner Inline-Tour an der Weser heimkehrt, ist er sicher: "Ich habe gewonnen." Den Kampf gegen seine tödliche Lungenerkrankung. Und der 57-jährige Bad Oeynhausener weiß auch, wem er seine "Sechs Richtige im Lotto" zu verdanken hat: Dem Team von Medizinern und Pflegekräften, das ihn so hervorragend betreut hat – und dem unbekannten Toten, der ihm seine Lunge gespendet hat.
Nach zehn Jahren ist Marten der erste Patient, dem am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen eine Lunge transplantiert wurde. Der Fahrlehrer litt an einer Lungenfibrose mit Lungenversagen. Obwohl er ständig mit Sauerstoff versorgt wurde, konnte er sich nicht mehr allein waschen oder ankleiden, selbst längere Gespräche waren unmöglich: "Mir fehlte einfach die Luft". Ein neues Medikament konnte die Beschwerden nur kurzfristig lindern.
Warteliste
567 Lungen wurden im letzten Jahr in Deutschland transplantiert; im Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) in Bad Oeynhausen wurden seit 1989 19 Herz/Lungen und zehn Lungentransplantationen durchgeführt.Derzeit stehen 549 Patienten auf der Warteliste.
Im HDZ wartet ein Patient auf eine Herz-Lungentransplantation. (fro)
"Die Lebenserwartung betrug noch drei Monate", bilanziert Dr. Jost Niedermeyer. Der Chefarzt für Innere Medizin und Pneumologie am Krankenhaus Bad Oeynhausen, hat Martens seit drei Jahren behandelt – und ihm im August eine Transplantation als letzte lebensrettende Maßnahme vorgeschlagen.
Martens muss nicht lange überlegen, er willigt ein und hat Glück. Schon nach zwei Wochen Wartezeit meldet Eurotransplant ein passendes Spenderorgan, in einer mehrstündigen Operation erhält Martens im Herz- und Diabeteszentrum zwei neue Lungenflügel. Wenige Wochen nach der Operation kann Marten die Klinik verlassen, lebt wieder selbstständig, kann Sport treiben und freut sich darauf, bald wieder als Fahrlehrer zu arbeiten.
"Wir haben hier jetzt auch für Lungentransplantationen optimale Bedingungen", betont Prof. Dr. Jan Gummert, Chefarzt der Klinik für Thorax- und Kardiovaskulärchirurgie, und verweist auf die "hervorragende Zusammenarbeit" mit der von Dr. Jost Niedermeyer am Krankenhaus Bad Oeynhausen geleiteten Spezialabteilung für Lungenerkrankungen. "Hier wird unter anderem die Vor- und Nachsorge bei den Transplantationseingriffen sichergestellt."
Gummert selbst hat, wie auch sein Oberarzt Dr. André Renner, schon an seinem früheren Arbeitsplatz, dem Universitätsklinikum Jena, mehrfach Lungentransplantationen durchgeführt. "Der Eingriff dauert länger, ist technisch aufwändiger, aber gut durchführbar", betont Renner.
Wie bei Patienten, denen ein neues Herz transplantiert wird, braucht auch Johann Martens eine besondere medikamentöse Therapie, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern. "Wir profitieren von unseren langjährigen Erfahrungen", hebt Uwe Schulze, Leiter der Transplantationstation, hervor. Mit 77 Herztransplantationen im letzten Jahr ist die Bad Oeynhausener Klinik das bundesweit größte Herztransplantationsszentrum.
Dass Bad Oeynhausen bald auch für Lungentransplantationen weit vorn liegt, steht für Johann Martens schon jetzt außer Frage: "Besser gehts nicht."
Ein Lob, das er auch weltweit publiziert: Bei den "Klinikbewertungen" im Internet gibt er dem neuen Thoraxzentrum die Höchstpunktzahl.