Vlotho/Christchurch (va). Die wichtigste Nachricht zuerst: Axel Wilke und seine Familie haben die Katastrophe in Neuseeland überlebt. "Es geht uns gut", sagt Wilke, der das Erdbeben in Christchurch hautnah mitbekommen hat.
Denn genau in dieser Stadt, die am Mittwoch von einem Erdstoß der Stärke 6,3 erschüttert wurde, lebt der gebürtige Vlothoer. "Wir wohnen in einem modernen Haus und haben keinen Schaden am Gebäude", beruhigt Wilke.
Mindestens 75 Menschen verloren ihr Leben, nach Angaben der Behörden gelten in Christchurch und Umgebung 300 Menschen als vermisst.
Axel Wilke, der gerade Besuch von seiner Mutter aus Vlotho-Exter hat, hat in seinem Zuhause noch Strom. Anders als "mindestens die Hälfte der Stadt", so der gebürtige Vlothoer. Gas sei wegen der Brandgefahr komplett abgestellt, Wasser gebe es derzeit auch keines.
"Unsere Nachbarn auf der Nordseite haben ihr Haus verloren. Auf der südlichen Straßenseite auch, die Leute dort haben ein Zelt im Garten aufgestellt."
In seiner Straße gebe es etwa 45 Häuser, mindestens drei seien total zerstört. Verheerend sieht es nach den Beschreibungen von Axel Wilke in der Innenstadt aus. "Gebäude sind eingestürzt, Leute verschüttet."
Handys funktionieren nicht mehr, E-Mails lassen sich nicht verschicken - Axel Wilke hielt in den ersten Stunden nach der Katastrophe über das soziale Netzwerk "Facebook" Kontakt mit der Außenwelt.
Auch der Server der Verkehrsplanungs-Firma Via Strada, in der Wilke als Director arbeitet, funktionierte zeitweise nicht.
Das Chaos für die Einwohner in Christchurch ist weiter groß. An Schlafen ist nicht zudenken - alle beschäftigt die Frage, wer jetzt noch vermisst ist. Außerdem gibt es, so Axel Wilke, alle fünf bis 20 Minuten kleine Nachbeben.
Obwohl es bereits am 4. September ein Erdbeben mit noch stärkerem Erdstoß - nämlich 7,1 gegeben hatte - sei jetzt alles noch viel schlimmer, erklärt Axel Wilke.
Christchurch ist mit etwa 350 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Neuseelands. Erdbeben sind für die Einwohner erst einmal nichts Ungewöhnliches.
Jedes Jahr kommt es zu mehr als 14 000 Beben, zu spüren sind nur etwa 150. Dass derart viele Menschen sterben, ist eine neue Dimension.
Axel Wilke, Jahrgang 1966, hat 1986 in Vlotho Abitur gemacht, studierte später an der Universität in Canterbury und ist seit 1997 im Bereich Verkehrsplanung in Christchurch tätig, seit Mai 2007 bei Via Strada.
Erst vor wenigen Tagen hatte Axel Wilke geheiratet, weshalb auch seine Mutter zur Zeit bei ihm weilt. Außerdem der gebürtige Portaner Andreas Heinbokel und seine Freundin Kate. Auch ihnen geht es nach Axel Wilkes Worten gut.