Bad Oeynhausen. Gibt es den einen Traumberuf für jeden von uns? Beim Ausbildungsplatz flexibel sein – dazu rät Hanspeter Stegh, der Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit, in den Zeiten des Ausbildungsbeginns..
Rechnerisch ist der Ausbildungsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke ausgeglichen. Von Oktober 2015 bis Juli 2016 wurden 2.458 freie Ausbildungsstellen gemeldet. Im selben Zeitraum meldeten sich 2.324 junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung. Trotzdem waren im Juli 2016 698 Stellen unbesetzt und 873 Bewerber warten noch auf eine Zusage. Grund dafür seien, so Stegh, die Qualifikation der Bewerber und die verschiedenen Erwartungen beider Seiten aneinander.
Zu den zehn beliebtesten Ausbildungsberufen, von denen 986 Stellen kreisweit angeboten wurden, zählen beispielsweise Kaufmänner und -frauen, Zerspanungsmechaniker oder Fachkräfte für Lagerlogistik.
Der Beruf der Steuerfachangestellten gehört nicht dazu, dennoch wurde in 2015 ein Anstieg von 12,7 Prozent der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Westfalen-Lippe verzeichnet. Ab dem 1. August 2016 sind 22 neue Stellen in Bad Oeynhausen besetzt. Steuerberater Cord Frauen von Horstmann & Meger aus Bad Oeynhausen bestätigte, dass auch die diesjährige Stelle erfolgreich vergeben ist: „Wir haben jedes Jahr viele Bewerber. Dabei fällt auf, dass sich immer mehr Abiturienten bewerben“.
Deutlich schwieriger fällt die Suche von qualifizierten Bewerbern bei Bäckern und Konditoren. Hauptgeschäftsführer des Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks Daniel Schneider sieht einen drastischen Rückgang der besetzten Stellen.
Zwar wirbt der Verband mit Projekten von großer Reichweite, dennoch bleibt der erhoffte Effekt der erhöhten Bewerberzahlen aus. „Vielleicht liegt es an den Arbeitszeiten“, vermutet Schneider.
Ähnlich sieht das Karsten Handrup für den Bereich der Gastronomie. Er ist Mitinhaber des Restaurants „Jordans“ in Bad Oeynhausen und bietet eine Ausbildung zur Restaurantfachkraft an. Seit vielen Jahren sucht er Auszubildende über eine Anzeige im Internet. Trotz mehrfacher Auszeichnungen durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) bedauert Handrup die geringe Bewerberanzahl. „Wir bekommen jährlich rund zehn Bewerbungen. Wenn wir zum Probearbeiten für zwei Tage einladen, müssen wir leider oft feststellen, dass die Vorstellungen der Bewerber nicht mit den Anforderungen des Berufs übereinstimmen“, berichtet der 46-Jährige.
Swen Binner, Geschäftsführer der IHK für den Bereich Berufliche Bildung, kennt die Sorgen von Handrup: „Es gibt überall Schwierigkeiten bei der Besetzung im Bereich des Gastgewerbes und der Logistik.“
Zwei Projekte nennt er, mit deren Hilfe die IHK auf noch bessere Zahlen hofft: Das Projekt Kooperation Schule/Wirtschaft soll im Kreis Minden-Lübbecke in Zukunft stärker ausgebaut werden. Dabei bekommt jede Schule der allgemeinen Bildung einen Partner aus der Industrie. Schüler sollen das jeweilige Unternehmen besser kennenlernen und auch der Unterricht soll auf das Arbeitsleben besser vorbereiten.
Für das zweite Projekt wurde 2015 eine neue Stelle mit Zuschüssen des Landes besetzt. Eine Koordinatorin ist für das Projekt „Ausbildungsbotschafter“ zuständig. Auszubildende werden geschult und in Schulen geschickt, um von der eigenen Ausbildung zu berichten.
Binner sieht den Trend des anschließenden Studiums nach der schulischen Ausbildung als Gefahr für den Ausbildungsberuf und hofft auf mehr Unterstützung durch die Eltern der potenziellen Auszubildenden.
Die Firma Denios kann nicht klagen, betont die Ausbildungsbeauftragte Daniela Brockmeyer: „Alle zehn Stellen in neun verschiedenen Ausbildungsberufen sind gut besetzt worden.“ Schwierig sei nur, insofern stimmt sie Binner zu, die Suche nach Fachkräften für Lagerlogistik.
Einig ist sie sich mit ihm, aber auch den Personalchefs anderer Unternehmen, auch in weiterer Hinsicht. Daniela Brockmeyer: „Bewerber sollten sich im Vorfeld gut über den Ausbildungsberuf informieren, damit die eigenen Vorstellungen und die Erwartungen des Betriebes übereinstimmen können“.