Bad Oeynhausen. Größer, moderner, repräsentativer - so sollte das neue Autohaus Glinicke glänzen. Der VW- und Audi-Vertragshändler wollte dazu die Seiten der Kanalstraße wechseln und sich im Dreieck von McDonalds und Mercedes Bollmeyer neu positionieren. Daraus wird nichts. Ende Dezember teilte Firmenchef Peter Glinicke der Stadt mit, dass "die geplante Investition wirtschaftlich nicht darstellbar ist."
3,5 bis 4 Millionen Euro wollte das Unternehmen investieren, so der in Kassel residierende Firmenchef auf NW-Anfrage. "In dieser Größenordnung hätte sich das für Bad Oeynhausen nicht gerechnet", sagt Peter Glinicke. Gefehlt habe es ihm am "Return of Invest", nicht aber an der Unterstützung seitens der Stadt. "Die war hervorragend", sagt der Chef von 18 Autohäusern und 1.030 Mitarbeitern, der den jetzigen Rückzieher "außerordentlich bedauert".
Allein finanzielle Erwägungen seien es gewesen, die zur Aufgabe der Neubaupläne geführt hätten. Nicht aber, dass es nach Vorstellung des Projekts von Politik aber auch Anwohnern wiederholt Bedenken und Kritik gegeben hatte.
Peter Glinicke nahm hin, dass der Bau aus gestalterischen Gründen gut zwölf Meter Richtung Süden zur Bundesstraße verschoben werden sollte, dass Stellplätze mit Großbäumen gegliedert werden sollten und dass parallel zur Kanalstraße weitere hochwachsende Bäume vorgesehen waren. Und dass als Übergangsfläche Richtung Osten eine Streuobstwiese entstehen sollte.
Der 82-jährige Autohändler nahm auch hin, dass selbst diese Pläne den Grünen Andreas Edler und Rainer Müller-Held im Stadtentwicklungsausschuss nicht weit genug gingen: "Wo bleibt denn die Entsiegelung von Flächen? Hier geht es immer nur um Versiegelung", prangerte Edler an. "Für mich ist das keine Gestaltung", ergänzte Müller-Held damals, seines Zeichens Landschaftsarchitekt.
Kontra kam auch von der BBO ("Bürger für Bad Oeynhausen"), die im September gegen die Änderungen des Flächennutzungsplans, als auch gegen den vorhabenbezogene Bebauungsplan stimmten und sich für den Erhalt des Landschaftsschutzgebiets stark machten. Als Ausgleich sollte im angrenzenden Überschwemmungsgebiet der Werre der Mittelbach renaturiert werden. Auch diese Kosten hätte Glinicke tragen sollen.
Peter Glinicke konzentriert sich bei seinen drei nordrhein-westfälischen Standorten (Minden, Bielefeld, Bad Oeynhausen) jetzt auf die ostwestfälische Metropole, wo auf 14.000 Quadratmetern Grundfläche für sechs Millionen Euro am Ostring in Bielefeld-Heepen in Nähe der Autobahn 2 ein neues Porsche-Zentrum (Geschäftsführer ist der Bad Oeynhausener Frank Menzel) entsteht. Zum Jahresende soll es fertig sein.
In Bad Oeynhausen hält das Unternehmen am bisherigen Standort an der Kanalstraße fest. An eine Vergrößerung ist dort nicht zu denken. "Da geht kein Zentimeter", bedauert Peter Glinicke, der zunächst die Neubaupläne ordnungsgemäß zu den Akten legen will. Und der sich dann um die in die Jahre gekommene Bad Oeynhausener Filiale kümmern will. Peter Glinicke: "Da muss etwas passieren."
Geht es nach der Verwaltung, dann wird das Neubauareal von Glinicke wieder zum Landschaftsschutzgebiet. In einer Verwaltungsvorlage heißt es: "Die Änderungen werden bis auf Weiteres ausgesetzt."