
Bad Oeynhausen. An seinen ersten Arbeitstag kann sich Dr. Philipp Traut noch genau erinnern: "Da musste ich nur sechs Patienten behandeln." Weil die Klinik am Rosengarten, in der er als Chefarzt die Leitung der Orthopädie übernommen hatte, gerade erst eröffnet worden war. 20 Jahre später werden bis zu 100 Patienten stationär in der Orthopädie behandelt, hat die Klinik mit zwei Behandlungsschwerpunkten ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal – und Traut wird in den Ruhestand verabschiedet.
Zur Ruhe wird sich der 65-jährige Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin allerdings nicht setzen. Im Januar wird er eine Praxis für orthopädische Beratung und Begutachtung im Badehaus I eröffnen. "Ich gebe Zeit", verspricht er. Patienten, die vor einer Knie- oder Hüftgelenkimplantation stehen, können sich beispielsweise über mögliche Alternativen informieren.
Umfassende und verständliche Information war ihm auch in seiner Kliniktätigkeit ein besonderes Anliegen. 2002 veranstaltete er das erste Arthrosefrühstück – ein Arzt–Patientenseminar mit Imbiss und zusätzlich externen Referenten. "Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unverzichtbar", nennt Traut einen wichtigen Aspekt. Den er nicht nur für die insgesamt 20 Arthrose-Frühstücke ins Feld führt.
Auch bei der von ihm begleiteten Entwicklung der "ganzheitlichen Unfallnachsorge" – ein Behandlungsschwerpunkt, den die Klinik am Rosengarten bundesweit als eine der ersten entwickelte – ist die Zusammenarbeit zwischen Neurologie und Orthopädie unverzichtbarer Bestandteil. Traut: "Nach einem Auto- oder Arbeitsunfall leiden viele Patienten nicht nur an Wirbelverletzungen, sondern auch unter Angsterkranungen. Deshalb wird eine fachübergreifende Zusammenarbeit benötigt."
Als bundesweit einzigartig und beispielhaft gilt auch das von Traut entwickelte Behandlungskonzept für Arthrofibrose-Patienten. Bei Patienten, die an einem krankhaften Bindegewebswachstum leiden, wird die Belastungsintensität in der Rehabilitation nach einer Gelenkimplantation deutlich verringert (die NW berichtete). "Das Projekt wird fortgeführt", ist Traut sicher und verweist auf mehr als 160 Patienten die bereits nach seinem Konzept erfolgreich behandelt wurden.
"Das klappt nur mit einem gutem Team", betont er und verweist darauf, dass "mir die Mitarbeiter immer ebenso wichtig waren wie die Patienten". Und seine Mitarbeiter haben nun auch dafür gesorgt, dass er sie und die Klinik im Rosengarten in dauerhafter Erinnerung behält. Zum Abschied haben sie ihm einen Basaltstein geschenkt, in dem neben der "20" und dem Aesculabstab auch die Klinikfassade und eine Rose eingemeißelt wurden.