Bad Oeynhausen. Das Ausmaß ist gravierend. Kein Sonnenschein, keine Kunden. "So etwas hat es noch nie gegeben", ist sich Ralf Schlüter sicher. Von 500.000 Frühjahrspflanzen werden in den nächsten zwei Wochen knapp die Hälfte entsorgt. Grund dafür ist das kalte Wetter. "Die Blumen halten sich draußen einfach nicht. Und so kaufen die Leute auch nicht unsere Blumen", fügt Schlüter hinzu. Alternativen hat der Inhaber des Familiebetriebs nicht. "Die Blumen müssen raus, wir brauchen Platz für die Sommergewächse."
Ähnlich sieht die Situation bei Christine Sielermann aus. Die Inhaberin der Gärtnerei Kramer in Volmerdingsen müsste normalerweise seit Anfang März rote und orangefarbene Primeln, gelbe, lilafarbene und weiße Stiefmütterchen sowie weiße und gelbe Gänseblümchen verkaufen. Doch statt frühlingshafter Blumen weht vor ihrem Geschäft an der Volmerdingsener Straße ein eisiger Ost- Wind. Sielermann läuft die Zeit davon. "Es muss in den nächsten zwei Wochen unbedingt wärmer werden", so die Floristin und verweist dabei auf die Sommerblumen – wie rote Geranien. "Die brauchen viel Platz um sich richtig zu entfalten", so Christine Sielermann. "Den brauchen wir unbedingt, also müssen die Frühjahrsblumen aus dem Gewächshaus." Bisher hat sie noch keine Blumen weggeworfen. Dies könnte sich bei anhaltender Kälte jedoch ändern.
Gartentipps
Mehrjährige Kübelpflanzen müssen umgetopft und gedüngt werden. Um eine ausreichende Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen zu garantieren, kann man hier auf spezielle Erde zurückgreifen, die bereits vorbereitet ist. Um die Moore zu schonen, sollten dabei torffreie oder zumindest torfreduzierte Mischungen genutzt werden. Triebspitzen sollten entfernt werden, so entwickelt sich die Pflanze dichter.Mit einem kleinen Trick versucht sie seit letzter Woche die schönen bunten Blumen in verschiedene Tischdekorationen einzuarbeiten. "Hoffentlich können wir so die Kunden ein bisschen besser ansprechen."
Etwas anders sieht die Situation bei Sabine Steinhauer aus. Die Inhaberin der Gärtnerei Kemminer in Wulferdingsen hat nicht das Problem, dass die Blumen bei ihr heranwachsen. "Wenn Bedarf da ist, ordere ich eine neue Bestellung", so Steinhauer. Doch auch vor ihrem Geschäft sucht man bunte Frühjahrsblumen vergeblich. "Die halten sich doch gar nicht", erklärt die Inhaberin der Gärtnerei.
"Sollten die Blumen den Hauch einer Chance haben, zu überleben, darf das Thermometer in der Nacht nicht unter null Grad und am Tag nicht unter zehn Grad klettern", gibt sie als wertvollen Tipp.
Genau aus diesem Grund hat Anette Müller-Held noch keine Frühlingsblumen gekauft. Gemütlich schlendert sie mit ihrer Tochter durch die Gärtnerei Schlüter. Sobald es jedoch wärmer wird, entscheidet sie sich auch für etwas Blühendes. "Das sieht doch immer toll aus", findet Müller-Held.
Und auch Sigrid Asdaghi hat bisher die Finger von Primeln und Co. gelassen. "Ich habe Primeln geschenkt bekommen, die haben sich im Garten aber nicht lange gehalten."
Für Asdaghi ist dies kein Problem, Ralf Schlüter plagen dagegen härtere Sorgen. Er spricht von einem Desaster und muss Umsatzeinbußen von bis zu 45 Prozent zum Vorjahr hinnehmen. "Bei manchen Betrieben ist die Existenz gefährdet."