Bad Oeynhausen. Hier wurde gefeiert, getanzt und gelacht - mehr als 80 Jahre prägte der Sielhof das Stadtbild von Werste. Jetzt geht diese Ära zu Ende: Die Gaststätte wird in den kommenden Monaten abgerissen und das Grundstück neu bebaut.
Einen Schritt, den sich die Besitzer gut überlegt haben. "Meine Schwester und ich haben lange versucht einen neuen Pächter für den Sielhof zu finden", sagt Oliver Festerling. Seit dem 1. November vergangenen Jahres ruht der Betrieb. "Dabei ist die Gaststätte noch voll ausgestattet." Festerling und seine Schwester hatten das Anwesen an der Sielstraße nach dem Tod des Vaters geerbt. Leider seien alle Versuche, einen neuen Pächter für die traditionsreiche Gaststätte zu finden, gescheitert. "Trotz eines angemessenen Pachtpreises wollte niemand den Gasthof weiterführen."
Schließlich gaben sie die Suche auf. "Das Haus wird nicht jünger", sagt Oliver Festerling. Die Entscheidung für den Verkauf und den damit verbundenen Abriss habe man bewusst getroffen. "Damit machen wir einen Schritt nach vorne." Gleichzeitig werde zudem neuer Wohnraum geschaffen.
Denn an der Stelle des alten Sielhofs soll ein Wohnpark entstehen. So plant es der Käufer - die Garen und Bartsch Immobilien GbR. "Auf dem 4.400 Quadratmeter großen Grundstück entstehen Bauplätze", erläutert Thomas Garen das Konzept. Ein Mehrfamilien-, ein Doppelhaus- sowie fünf frei planbare Einfamilienhäuser sollen dort in nächster Zeit entstehen.
Doch auch wenn Gasthaus und Anbauten verschwinden, eine Erinnerung soll bleiben. "Wir haben uns ganz bewusst für den Namen Wohnpark Sielhof entschieden", sagt Garen. "Der Name soll auf keinen Fall aus Bad Oeynhausen verschwinden", sagt Garen.
Eröffnet wurde der Sielpark im April 1925 von Ernst Klausmeyer unter dem Namen "Kaffee- und Milchwirtschaft zum Flugplatz". "In den 20-er Jahren betrieb die Westflug auf dem heutigen Sportgelände an der Jahnstraße einen Flugplatz", weiß Festerling aus den alten Aufzeichnungen, die sein Vater zusammengetragen hat. Daher stamme der Name.
Aus der Kaffee-und Milchwirtschaft wurde zwei Jahre später ein Restaurant, in dem auch Spirituosen ausgeschenkt wurden. Denn erst 1927 erhielt Klausmeyer die volle Schankkonzession. "Vorher wurden wirklich nur Kaffee und Milch verkauft."
Das Lokal boomte: Im gleichen Jahr wurde deshalb der Grundstein für den großen Saal gelegt, in dem bis zuletzt Tanzveranstaltungen, Jubiläumsfeste, Firmen-, Vereins und Familienfeiern stattfanden. "Da sich die Gaststätte zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelte, wurde 1936 noch einmal angebaut", so Festerling. Dabei sei der Wintergarten entstanden. Nach dem Tod von Ernst Klausmeyer führten Ehefrau Hedwig und Neffe Rudolf die Gaststätte weiter.
Schließlich übernahm Oliver Festerlings Vater Klaus das Gasthaus gemeinsam mit seiner Schwester. Das war 1973. "1987 wurde er dann alleiniger Eigentümer", fügt Oliver Festerling hinzu. Heute - 87 Jahre später - beginnt ein neuer Abschnitt. Wann genau die Bagger rollen werden, stehe aber noch nicht fest. "Es wird aber noch in diesem Jahr soweit sein", so Garen. Zunächst einmal gilt es das Inventar auszuräumen. "Das wäre zu schade, um es zu zerstören."