Bad Oeynhausen. Mit nackten Tatsachen, temporeich, herzerfrischend und sehr kurzweilig eroberte das Ensemble aus dem Mindener Stadttheater das Publikum im Theater im Park mit einer überzeugenden Inszenierung der Komödie "Ladies Night – Ganz oder gar nicht". Der Auftakt zu der neuen Liaison beider Häuser war mehr als viel versprechend, die Theaterbesucher bedankten sich für den unterhaltsamen Abend mit minutenlangem Applaus.
Und das zu Recht: Ladies Night – die erste Kooperation beider Theater – ist in der Inszenierung von Theaterchefin Andrea Krauledat von der ersten bis zur Minute eine überaus gelungene Inszenierung. Und zwar ganz ohne den Griff in die Trickkisten lauter Actioninszenierung oder platter Gags. Selbst das Bühnenbild hält sich im Hintergrund. Den temporeichen Wortwitz und die Situationskomik der neuseeländischen Autoren Stephen Sinclair und Anthony McCarten setzt das Ensemble mehr als perfekt um. Aber auch sonst können die Mindener dem britischen Kino-Hit von vor zehn Jahren durchaus das Wasser reichen. Und das nicht erst, als im Theater im Park die letzten Hüllen fallen.
Denn genau an der Stelle schaltet die Bühnentechnik das Licht aus. In der feinsinnigen Inszenierung dreht sich sowieso alles um das, was man nicht sieht. Armin Sengenberger, Gregor Eckert, Matthias Simon, Gerd Lukas Storzer, Alois Moyo und Michael Derda hauchen den sechs arbeitslosen Männern, die aus finanzieller Not strippen gehen, so viel unterschiedliche und glaubwürdige Persönlichkeit ein, dass das Publikum dahinschmilzt.
Dabei beginnt die Geschichte ziemlich trostlos: Der frühere Tanzlehrer Grahame hat sich in einer Kneipe Schlaftabletten ins Bier gemischt. Dort hinein stolpern Craig, Barry und Norman. Prügeln sich um Geld, das sie nicht haben. Und sehen nur noch einen Ausweg: Vor zahlkräftigem Publikum die Hüllen fallen lassen. Von der Idee bis zum grandiosen Auftritt vor Publikum entwickelt sich jeder Einzelne von ihnen Stück für Stück weiter. Das Publikum lernt den großmäuligen Macho Barry kennen, den schüchternen Norman, den umtriebigen Craig, den sensiblen Gavin, den kämpferischen Wesley und den enttäuschten Grahame. Und blickt hinter die Fassade der imKern so unterschiedlichen Männer. Im Takt von "Sexbomb" und "Born to be wild" wird aus ihnen Schritt für Schritt eine homogene Gemeinschaft. Das ist extrem glaubwürdig und kommt im Theater im Park bestens an.