Bad Oeynhausen. Auf den bestmöglichen Schutz der Anlieger vor der Nordumgehung hatten sich die im Rat vertretenen Parteien geeinigt. Seit dem jüngsten Stadtentwicklungsausschuss trübt ein Knick diesen Konsens. Die Geister scheiden sich an einem Lärmschutzwall, der bis zu 206.000 Eurokosten soll, und an einem städtischen Gutachten. Das stellt Rainer Müller-Held (Grüne) als Befürworter eines aufgestockten Walls erst gar nicht in Frage: "Über so einen Wall klettert der Schall doch drüber. Deswegen ist Schall nicht nur physikalisch zu berechnen."
Konkret geht es um eine bereits im Januar diesen Jahres gestellte Forderung der Bündnis-Grünen, wonach ein 250 Meter langer Lärmschutzwall nördlich der Bergkirchener Straße um zwei Meter erhöht werden soll.
Nach einer Schätzung kämen dadurch zwischen 136.000 Euro und 206.000 Euro an Kosten auf die Stadt Bad Oeynhausen zu. Die aufgeführte Differenz ergebe sich aus der möglichen kostenlosen Bereitstellung des Bodens.
Laut Ausschuss-Vorlage heißt es: "In der Schätzung enthalten sind Kosten für den zusätzlichen Grunderwerb, die Planung und den Einbau, noch nicht berücksichtigt sind die Kosten für die langfristige Unterhaltung des Walls, welche ebenfalls anteilig zu Lasten der Stadt gehen würden."
Um diese Gelder möchten SPD, CDU und FDP herumkommen. Sie verweisen auf ein in Auftrag gegebenes Gutachten, das Friederike Oestreich, städtische Sachbearbeiterin für die A30, im Ausschuss vorstellte: "Durch den inzwischen genehmigten offenporigen Asphalt, OPA genannt, ist flächendeckend eine deutliche Lärmverbesserung durch den Straßenbelag erreicht. Und zwar überall und nicht nur dort, wo ein Lärmschutzwall stehen soll."
Peter Thielscher, Bereichsleiter Stadt- und Verkehrsplanung, ergänzt die Oestreichschen Ausführungen: "Den Wall um zwei Meter zu erhöhen bringt nur ganz wenig, das haben wir berechnen lassen. Durch den Belag der Autobahn reduzieren wir den Straßenlärm direkt an der Quelle, und zwar um mindestens drei Dezibel."
Den Zwischenruf von Müller-Held ("Zwei Meter sind sehr wohl berechtigt") ließ CDU-Fraktionsvorsitzender Kurt Nagel nicht gelten: "Wenn nichts hörbares verbessert werden kann, dann tragen wir den Vorschlag der Verwaltung mit". Wenn es allerdings neuere Erkenntnisse gebe, "dann", so Nagel, "stehen wir im Wort."
Olaf Winkelmann, Fraktionschef der Sozialdemokraten mochte sich ebenfalls nicht auf die Seite der Bündnis-Grünen schlagen: "Wir haben keinen Grund am Gutachten der Experten zu zweifeln."
Was einen frustrierten Rainer Müller-Held zurücklässt: "Das mit der Gemeinsamkeit in Sachen Nordumgehung war doch sowieso nur eine Absichtserklärung. Einen formellen Beschluss hat es dazu nie gegeben."