So dreist schmuggeln Bad Oeynhausener Umweltsünder Altöl in den Restmüll

Bad Oeynhausen. Vorarbeiter Thorsten Lange hat die Arbeitshandschuhe in die linke Cargo-Tasche seiner orangen Warnschutzhose gesteckt. Es ist ungemütlich an diesem Vormittag im Oktober, dunkle Wolken wechseln sich mit Nieselregen ab. Lange scheint das aber nichts auszumachen, er schützt seine Glatze nicht durch die Kapuze seiner Sweatjacke und zeigt einem ganzen Tross von Stadtwerke-Vertretern die kostenfreien Entsorgungs-Containern für Elektroschrott. Christopher Seele, Geschäftsbereichsleiter für Stadtbildpflege, Pressesprecherin Gesa Meden samt Praktikantin folgen in den Nieselregen. Lange schiebt eine Absperrung zur Seite und betritt das Hauptareal des Recylinghofs am Ruschpohlkamp. Es kann nur befahren werden, wenn vorher das Fahrzeug gewogen wurde, damit bei der Ausfahrt – da wird ein zweites Mal gewogen – die Differenz bezahlt werden kann. Doch in dem Zeug, das die Bad Oeynhausener hier auf die Waage fahren, verbirgt sich mitunter illegaler Müll. &bdquo;Für Privathaushalte gibt es ja kostenlos einmal im Monat das Schadstoffmobil”, erklärt Christopher Seele. Gewerbliche Kunden hingegen müssten für die fachgerechte Entsorgung von Schadstoffen – oft in großen Mengen – eigentlich bezahlen. Ein dritter Weg bereitet dem Team nun zunehmend Sorge: Seit September hätten sie bereits dreimal flüssige Schadstoffe, vor allem Altöl, in dem Container für die Abfallfraktion &bdquo;Restmüll“ entdeckt. Gewerbetreibende, so der Verdacht, verstecken Altöl unter Restmüll und entsorgen es auf dem Recyclinghof als Privatkunden. Pilotprojekt für OWL: Gemeinde testet Sammelboxen für Altöl - So läuft das Projekt Recyclinghof-Mitarbeiter riechen den Schadstoff Im Container ist unter anderem: gerollter Schaumstoff, Pressspanplatten, Möbelpolster, ein Fußball – und zahlreiche blaue Müllsäcke aus Plastik. Genau in solchen Säcken, so Christopher Seele, würde das Altöl dann in Kanistern auf den Restmüll geschmuggelt. &bdquo;Das wird foliert und in einen kleineren Sack gesteckt und der kommt dann in einen großen Sack“, beschreibt Seele die verbotene Praxis. In seiner Stimme schwingt Unverständnis mit. Zwischendurch nähert sich eine Art Baggerfahrzeug – statt einer Schaufel führt das stählerne Ungetüm eine Walze mit Zahnreihen. &bdquo;Walzenverdichter”, nennt Lange das Stahlzahnbaggerungetüm. Und es sorgt durch Zerkleinerung und Druck dafür, dass mehr Abfall in den Container passt – es verdichtet den Müll. Der Fahrer senkt die Walze ein weiteres Mal über dem Container. Die Zähne fahren in den Abfall, die Pressspanplatte ist chancenlos, auch die blauen Müllsäcke werden aufgerissen. Geschieht das, wenn ein Altölgefäß im Sack versteckt ist, platzt das Gefäß und das Altöl läuft aus. &bdquo;Das riecht man“, sagt Thorsten Lange auf die Frage, wie die Fachleute auf dem Recyclinghof überhaupt die Schadstoffe entdecken, &bdquo;und das sieht man auch.” Ob den Umweltsündern bewusst ist, was ein Kanister Altöl im Container mit Restmüll bedeutet? Lange beschreibt, was zu tun ist: Sofort müsse die Arbeit unterbrochen und Ölbindemittel aufgetragen werden. Die Container sind nicht für Flüssigkeiten ausgelegt, sie sind nicht dicht. Damit das Öl nicht in den Boden sickert, muss es schnell gehen. Im schlimmsten Fall sei der gesamte Containerinhalt kontaminiert und müsse als ölverschmutztes Betriebsmittel kostspielig entsorgt werden. Es ist Sondermüll. Im Überblick: Hier kann in OWL Kleidung und Hausrat gespendet werden Die Rechnung zahlen wohl Bad Oeynhausener Kunden Bei überschaubarer Verschmutzung wird der Container mechanisch-biologisch in Absprache mit der Kreisabfallgesellschaft auf der Pohlschen Heide behandelt. Das bedeutet: Der Müll wird umständlich noch einmal nach Abfallsorten getrennt, Ölflüssigkeiten gegebenenfalls absorbiert und dann recycelt. Bei größeren Mengen (ein Container fasst bis zu sechs Tonnen), wird alles zur &bdquo;thermischen Behandlung“ nach Bielefeld gefahren, wie Lange es ausdrückt: &bdquo;Das heißt, es wird bei 1.200 Grad verbrannt.“ Angaben zu den Kosten der Sonderentsorgung möchte Christopher Seele nicht machen, das sei Gegenstand von Verhandlungen. Dass die Entsorgung aber einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, was Zeit, Personal und Kosten angeht, wird deutlich. &bdquo;Wir sind gerade dabei, einen Haushaltsplan zu erstellen“, antwortet Seele auf die Frage, wie sich diese Kosten auf die Bad Oeynhausener Bürgerinnen und Bürger auswirken. Billiger, das bestätigt er, wird es nicht. Künftig sollen deshalb verstärkt Kontrollen auf dem Recyclinghof stattfinden – nach Intuition der Mitarbeiter. Ein Muster haben sie auf dem Recyclinghof erkannt. Müllschmuggler seien oft wenig seriöse Vertreter aus dem Gebrauchtwagensektor. Sie kämen mit großen Lieferwagen oder kleinen Lastern, aber ohne Firmenbeschriftung, berichtet er und schiebt nach: &bdquo;Opa Alfred mit seinem Rasenmäher ist bei uns nicht das Problem.“ Gebührenstreit: Hohe Müllgebühren trotz weniger Platz in der Mülltonne in Bad Oeynhausen

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