Heizkosten in Bad Oeynhausen: Fernwärme 50 Prozent über Bundesdurchschnitt

Bad Oeynhausen. 3,5 Prozent der Heizenergie wird aktuell in Bad Oeynhausen über Fernwärme abgedeckt. Dieser Anteil soll steigen - auch, damit die Kurstadt ihr Ziel erreicht, ab 2045 ganz ohne fossile Energiequellen auszukommen. Die Neue Energien Bad Oeynhausen (NEO), ein Gemeinschafts-Unternehmen der Stadtwerke Bad Oeynhausen und der Gelsenwasser AG, baut seit zwei Jahren fleißig ihr Fernwärmenetz aus. Für private Kunden aber scheint ein Anschluss an die Fernwärmeleitungen der NEO bislang nur bedingt attraktiv zu sein. Und das scheint vor allem an einem zu liegen: am Preis. Viele Privatkunden hat die NEO derzeit nicht. Der erste seiner Art und immer noch einer von wenigen ist der 56-jährige Unternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Vor rund zwölf Jahren kaufte er ein größeres Wohnhaus an der Schützenstraße. Das hatte schon einen Fernwärme-Anschluss, weil es früher mal zum Gebäudebestand des Staatsbades gehört hatte. Also entschied er sich, diese Wärmequelle auch zu nutzen. &bdquo;2013 haben wir einen Wärmetauscher bekommen und einen Vertrag gemacht“, so berichtet er im Gespräch mit der NW. &bdquo;Je älter das Netz, desto günstiger für die Kunden“ 7 Cent pro Kilowattstunde sei in dem Vertrag als Preis vereinbart gewesen. &bdquo;Und der Preis war lange stabil“, berichtet der Unternehmer. Dann aber kam der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Energiepreise - auch fürs Erdgas - stiegen rapide. Inzwischen hatte die 2022 neu gegründete NEO das Fernwärmenetz von der Nahwärmeversorgung Bad Oeynhausen-Löhne übernommen. &bdquo;Seitdem kriege ich praktisch alle drei Monate einen Brief zur ’Preisanpassung’“, berichtet der 56-Jährige. &bdquo;Inzwischen sind wir bei knapp 18 Cent pro Kilowattstunde angekommen.“ Und das, so hat der Fernwärmekunde recherchiert, ist deutlich mehr als viele andere Anbieter verlangen. &bdquo;Die Stadtwerke Lemgo, die so etwas wie Vorreiter bei der Fernwärme sind, kostet die Kilowattstunde 11,5 Cent und ab Januar 2025 12 Cent“, hat der Unternehmer herausgefunden. &bdquo;Und 12 Cent, das ist der aktuelle bundesweite Durchschnittspreis.“ Dass aber die NEO in Bad Oeynhausen 50 Prozent über diesem Durchschnitt liegt, das kann der 56-Jährige nicht verstehen. &bdquo;Wie will die NEO damit Neukunden gewinnen?“, fragt er. Dass der NEO-Preis für Privatkunden höher ist als bei manch anderem Fernwärmeanbieter, ist Andreas Schwarze klar. &bdquo;Wenn Sie Preise vergleichen, müssen Sie immer mit betrachten, wie alt das Netz ist und wie viel gebaut wird“, sagt der Vorstand der Stadtwerke Bad Oeynhausen, der auch Geschäftsführer der NEO ist. Er macht die Formel auf: &bdquo;Je älter das Netz, desto günstiger für die Kunden.“ Schwarze ist sicher: &bdquo;Was wir jetzt hier in Bad Oeynhausen erleben, wird bald das ganze Land erleben.“ Nämlich den intensiven Ausbau der Fernwärmenetze. Für Gewerbekunden gibt es andere Preise Die Infrastruktur der NEO ist in Teilen auch Jahrzehnte alt. In den 1980er Jahren wurde das Blockheizkraftwerk an der Morsbachallee und die rund zwei Kilometer lange Wärme-Ringleitung um den Kurpark gebaut, über die die Gebäude des Staatsbades versorgt wurden. &bdquo;Inzwischen ist unser Leitungsnetz vier Kilometer lang“, berichtet Schwarze von einer Verdopplung innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Wichtigste Leitung ist dabei eine Verbindung vom Kurpark zum Schulzentrum Süd. Schwarze rechnet mit Kosten von fünf Millionen Euro für den aktuellen Leitungsausbau. &bdquo;Und all diese Investitionen wirken sich auf den Preis aus“, argumentiert der NEO-Geschäftsführer. Der deswegen auch die 18 Cent verteidigt. &bdquo;Das Geschäft ist ein langfristiges“, ist Schwarze überzeugt. Allerdings: Für Gewerbekunden gibt es andere Preise, gestaffelt nach der Abnahmemenge. Wo diese Preise liegen, das möchte Schwarze nicht verraten. Dennoch versichert er, dass die NEO durchaus auch an Privatkunden interessiert sei. &bdquo;Am Anfang war das so“, räumt Schwarze ein. &bdquo;Wir sehen uns aber auch als Versorger von privaten Kunden. Da sind wir jetzt aktiv dran.“ Zum Beispiel in der Hindenburgstraße, wo gerade frisch eine Wärmeleitung verlegt wurde. &bdquo;Sobald dort alles fertig ist, können sich die Anwohner an unser Wärmenetz anschließen“, stellt Schwarze in Aussicht. &bdquo;Auf Gedeih und Verderb an den Anbieter gebunden“ Die Gedanken des Unternehmers aus der Schützenstraße gehen indes in die entgegengesetzte Richtung. &bdquo;Ich überlege, meinen Fernwärmeanschluss zu kündigen und eine neue Heizung anzuschaffen - mit Gas-Brennwerttherme und Wärmepumpe“, berichtet er. Auch, weil er sich durch die Fernwärme-Versorgung eingeengt fühlt. &bdquo;Ich habe ja nicht die Möglichkeit, zu einem anderen Anbieter zu wechseln - so wie das bei Strom oder Gas möglich wäre“, sagt der 56-Jährige. &bdquo;Ich bin ja auf Gedeih und Verderb an den Anbieter gebunden.“ Ein Argument, das für Schwarze keines ist. &bdquo;Bei der Wasserversorgung können Sie den Anbieter ja auch nicht wechseln“, sagt er. Das Leitungswasser liefern in Bad Oeynhausen die Stadtwerke. &bdquo;Und? Ist das ein Problem?“, fragt Schwarze rhetorisch. Und erklärt: &bdquo;Das ist für mich eine Scheindebatte.“

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