Straßensperrung in Bad Oeynhausen wird zum Streitfall

Bad Oeynhausen. Eine weitere Straßensperrung sorgt schon im Vorfeld für Streit in Bad Oeynhausen. Die Stadtwerke wollen in der Volmerdingsener Straße eine neue Haupttransportleitung fürs Trinkwasser verlegen. Anschließend will Straßen NRW Fahrbahn und Radweg sanieren. Das Projekt startet offiziell am kommenden Montag, 6. November. Die Vollsperrung der Volmerdingsener Straße zwischen Wietelbrink und Schmalem Weg beginnt voraussichtlich eine Woche später. Und soll dann bis Mai 2024 dauern. Das kritisiert Bürgermeister Lars Bökenkröger scharf – obwohl doch einer der verantwortlichen Akteure – die Stadtwerke – ein Tochterunternehmen der Stadt ist. &bdquo;Natürlich ist solch eine Vollsperrung nicht schön. Das ist uns bewusst“, räumt Susanne Brants, Leiterin des Geschäftsbereichs Trinkwasser bei den Stadtwerken, ein. Dennoch hätten sich die Stadtwerke entschieden, die Maßnahme nicht zu verschieben, etwa, bis der Bau der neuen Flutmuldenbrücke abgeschlossen ist. Der Brückenbau an der Eidinghausener Straße sorgt derzeit schon für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Die Brückenbaustelle ist nur von Nord nach Süd in einer Einbahnstraßenregelung passierbar. Und sie spielt sich auf derselben Verkehrsachse ab: Die Eidinghausener Straße wird im weiteren Verlauf Richtung Norden zur Volmerdingsener Straße. Zwei Gründe hätten die Stadtwerke dazu veranlasst, die Baumaßnahme nicht aufzuschieben. Die Leitung versorgt die Südstadt mit Trinkwasser &bdquo;Zum einen hatte Straßen NW die Sanierung der Fahrbahn ohnehin in der Planung“, berichtet Brants. Zum anderen sieht die Bereichsleiterin der Stadtwerke dringenden Handlungsbedarf bei der Sanierung der Trinkwasserleitung. &bdquo;Die Leitung in der Volmerdingsener Straße ist eine von zwei Haupttransportleitungen, die das Wasser über zwölf Kilometer Strecke vom Hochbehälter in Bergkirchen zum Hochbehälter Wiesental befördert“, erläutert Brants. Sie dient wesentlich der Versorgung der Südstadt mit Wasser vom Beschaffungsverband Am Wiehen. Und die aus den 1960er Jahren stammenden Rohre seien dringend sanierungsbedürftig, betont Susanne Brants. &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir auf dem Abschnitt, der jetzt saniert werden soll, drei größere Rohrbrüche“, berichtet sie. Am 21. Juni 2022 habe sich in Höhe des Ziepelbrinks ein zwei Meter langer Riss in dem Metallgussrohr gebildet. &bdquo;Das Wasser ist da nur so rausgeströmt, mehrere 100 Kubikmeter pro Stunde“, sagt Brants. Durch die Transportleitung fließen bis zu 600 Kubikmeter Trinkwasser pro Stunde. Durch das Leck und die notwendige Reparatur sei die Südstadt einen Tag lang von der Versorgung mit Wasser vom Wasserbeschaffungsverband abgeschnitten gewesen. Die Menge, die durch die andere Leitung über Wulferdingsen und Bergkirchener Straße gen Süden fließt, sei komplett für den Norden gebraucht worden. Der Südteil der Stadt sei da allein auf das Wasser aus Rehme und von der Lohe angewiesen gewesen. &bdquo;Und das mitten im Juni, zur Hauptverbrauchszeit“, so Brants. Zwei weitere Rohrbrüche im November 2022 untermauerten die Erkenntnis, dass die Leitung reparaturbedürftig sei. &bdquo;Und deshalb wollen wir damit auch nicht warten, bis die Flutmuldenbrücke fertig ist“, sagt Brants. Zudem sei die Kombination mit der Straßensanierung, die Straßen NRW genau in demselben Abschnitt plant, von doppeltem Vorteil: &bdquo;Beides hintereinander weg zu machen, spart Zeit und Geld“, so Brants. &bdquo;Die Stadt hat eine Vollsperrung abgelehnt“ Die Stadt Bad Oeynhausen aber sieht das offenbar völlig anders, wie aus einer Stellungnahme der Verwaltung hervorgeht, die am Donnerstag unmittelbar vor einem Pressegespräch der Stadtwerke zum Thema veröffentlicht wurde. Darin heißt es, die Stadt sei von Straßen NRW um eine Stellungnahme zur geplanten Sperrung gebeten worden. &bdquo;Die Stadt hat eine Vollsperrung abgelehnt“, so teilt Pressesprecher Volker Müller-Ulrich mit. Grundsätzlich sehe auch die Stadt, dass diese Baumaßnahme notwendig sei. Aber die Baustelle solle nach ausreichendem zeitlichen Vorlauf besser so eingerichtet werden, dass der Verkehr durch eine Baustellenampel geregelt wird. &bdquo;Das hat der Landesbetrieb abgelehnt“, so Müller-Ulrich. Deutlich macht Bürgermeister Lars Bökenkröger seinem Ärger Luft: &bdquo;Es ist unverantwortlich, dass Stadtwerke und Landesbetrieb hier gegen die eindeutige Empfehlung der städtischen Straßenverkehrsbehörde handeln“, erklärt er. &bdquo;Durch die Baustelle der Flutmuldenbrücke und der Deutschen Bahn an der Brücke der Herforder Straße müssen die Menschen in der Stadt schon genug Einschränkungen hinnehmen. Hier wird den Bad Oeynhausenerinnen und Bad Oeynhausenern das Leben ohne Not zusätzlich schwer gemacht“, so Bökenkröger. Dabei gehe es ihm nicht in erster Linie darum, den Bau der neuen Wasserleitung womöglich bis zur Fertigstellung der Flutmuldenbrücke zu verschieben. &bdquo;Aber ich frage mich, ob sich die Stadtwerke tatsächlich ernsthaft mit der Frage beschäftigt haben, ob man nicht auch mit einer halbseitigen Sperrung bauen könnte“, sagt Bökenkröger. &bdquo;Hier in Bad Oeynhausen heißt es immer gleich: Vollsperrung. Ich würde mir von den Stadtwerken wünschen, dass sie auch die Interessen der Verkehrsteilnehmer stärker berücksichtigen.“ Deshalb muss die Straße komplett gesperrt werden Susanne Brants erklärt dazu: &bdquo;Wir verlegen Rohre, die zwischen zwölf und 24 Meter lang sind. Die müssen von der Seite in den Baugraben eingehoben werden.“ Und dazu müssten die Baufahrzeuge die zweite Fahrspur auf der Volmerdingsener Straße nutzen. Die Wasserleitung in den Radweg an der Straßenseite zu verlegen, sei auch keine Option. &bdquo;Dort liegen schon ein Abwasserkanal und andere Versorgungsleitungen“, so Brants. Lars Bökenkröger vermisst dennoch Flexibilität seitens der Stadtwerke. So sei bei der Baustelle &bdquo;In der Wiehwisch“, unmittelbar am Schulzentrum Nord, ebenfalls ursprünglich eine Vollsperrung vorgesehen gewesen. &bdquo;Am Ende geht es hier ja auch mit einer halbseitigen Sperrung“, sagt der Bürgermeister gegenüber der NW. Straßen NRW verweist darauf, dass auch aus Sicht des Landesbetriebs die Vollsperrung zwingend notwendig sei, weil bestimmte Abstände zwischen Verkehrsraum und Arbeitsraum einzuhalten seien, die mit einer halbseitigen Sperrung nicht einzuhalten wären, so Pressesprecherin Maximiliane Plöger. Im Übrigen erklärt sie: &bdquo;Den Zeitpunkt der Ausführung haben die Stadtwerke vorgegeben.“ Da die Wasserleitung ein gewisses Alter habe, dulde die Erneuerung wohl keinen Aufschub. &bdquo;Auch ohne unsere Deckensanierung gäbe es die gleichen Sperrmaßnahmen und auch die Bauzeit würde sich nur um wenige Wochen verkürzen“, so Plöger weiter. Es habe dazu zwei Besprechungen in Bad Oeynhausen gegeben. &bdquo;Bei keiner waren Vertreter der Stadt trotz Einladung anwesend“, schreibt Plöger. Millionen-Investition in die Trinkwasser-Sicherheit Straßen NRW investiert laut Plöger rund 450.000 Euro in die Sanierung von Straße und Radweg, die Stadtwerke rechnen mit 900.000 Euro für die Erneuerung der Wasserleitung. Offizieller Start des Projektes, dessen Gesamtleitung in den Händen der Stadtwerke liegt, ist Montag, 6. November. &bdquo;Dann wird allerdings erst einmal die Weinstraße so ertüchtigt, dass sie als Umleitungsstrecke für die ÖPNV-Busse nutzbar ist“, erläutert Brants. Dazu werden Randbereiche aufgeschottert und Ausweichbuchten angelegt. Der Lkw-Verkehr soll über die Bergkirchener Straße umgeleitet werden. Weitere Bauabschnitte und Sperrungen kündigen sich an Der eigentliche Leitungsbau und damit auch die Vollsperrung der Volmerdingsener Straße soll dann in der Woche ab dem 13. November beginnen, stellt Brants in Aussicht. Etwa 60 Prozent der Bauzeit werde der Leitungsbau in Anspruch nehmen, 40 Prozent der Straßenbau. Bis Mai 2024 soll alles fertig sein. Allerdings deutet sich schon an, dass das noch nicht das Ende ist. &bdquo;Straßen NRW will ja die ganze Volmerdingsener Straße erneuern“, sagt Suanne Brants. &bdquo;Wir planen hier mit Straßen NRW weiter.“ Wann also ein weiterer Bauabschnitt und damit eine erneute Sperrung der Volmerdingsener Straße folgen werden, mag Brants aber noch nicht sagen. Das sei erst verlässlich möglich, wenn der Wirtschaftsplan der Stadtwerke vorliege.

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