Radler rätseln: Neue Sielbrücke in Bad Oeynhausen zu holprig?

Bad Oeynhausen. Die neue Sielbrücke kommt gut an. Schick ist sie, wie sie sich in sanftem Schwung auf edel rostigem Stahltrog über die Werre spannt - da herrscht bei den meisten Radfahrern und Fußgängern Einigkeit. Doch gut zwei Wochen nach der Eröffnung der neuen Brücke mehren sich die Stimmen von Radlern, die auf dem Belag ins leichte Holpern geraten. Dramatisch ist das nicht. "Aber für eine neue, teure Brücke doch auch nicht in Ordnung", findet Hartwig Dowe. Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. Am 11. September wurde die neue Sielbrücke von Bürgermeister Lars Bökenkröger freigegeben. 22 Monate hatte der Bau gedauert, 3,8 Millionen Euro kostete die Brücke am Ende. Es war ein passionierter Radfahrer aus Löhne, der schon nach einer Woche darauf aufmerksam machte, dass die Brücke ihre Tücken hat. "Schade, dass die optische Eleganz der neuen Sielbrücke beim Überqueren mit dem Rad im praktischen Gebrauch nicht wiederzufinden ist. Da fällt einem der holprige Fahrbahnbelag auf", schrieb ADFC-Mitglied Ulrich Flachmann in einem Leserbrief. Hartwig Dowe gesteht: "Zuerst habe ich gedacht: Einer hat doch immer was zu meckern. Sieht doch prima aus, die Brücke." Dann aber habe er bei seiner nächsten Überfahrt darauf geachtet, ob es holpert. Dowe berichtet, dass er jeden Morgen aus Wulferdingsen mit seinem Pedelec zum Sielbad fahre, über die Sielbrücke. "Und ich habe festgestellt: Das stimmt ja mit den Buckeln", sagt der 81-Jährige. Die Ursache liegt vermutlich tiefer Ganz ähnliche Erfahrungen hat Hans-Günter Niemeier gemacht. Auch er ist Vielradler, legt, so berichtet er, rund 5.000 Kilometer pro Jahr im Fahrradsattel zurück. "Als ich zum ersten Mal über die neue Brücke gefahren bin, habe ich zuerst gedacht, mein Rad wäre nicht ordentlich aufgepumpt. Da hoppelt was." Was auch nach seiner Ansicht bei einer nagelneuen Brücke nicht richtig sein dürfe. "Die neue Werrebrücke im Prinzenwinkel ist tadellos. Da holpert nichts", sagt Niemeier. Auch auf der schon über 20 Jahre alten Weserkussbrücke sind solche Knubbel nicht zu spüren. Nicht jedem Radler fallen die leichten Unebenheiten auf der Fahrbahn sofort auf. Beim Fototermin mit Hartwig Dowe ist gerade Wolfgang Oepping, der ehemalige Leiter der Realschule Bad Oeynhausen-Süd, mit dem Rad auf der Brücke unterwegs. Er habe keine Unebenheiten bemerkt, sagt Oepping, lässt sich aber vom Dowe überreden, die Brückenpassage noch einmal abzufahren. "Achten Sie mal drauf", rät Dowe. Und Oepping bestätigt: "Ja, da ist es etwas holprig." Diese Erfahrung hat auch Volker Müller-Ulrich, Liegerad fahrender Pressesprecher der Stadt Bad Oeynhausen, gemacht. Und auch eine mögliche Erklärung für die leichten Unebenheiten parat. Nach seiner und der Einschätzung der Brückenfachleute aus dem technischen Rathaus ist nicht die Beschichtung auf der Brückenoberfläche verantwortlich. Die hatte dazu geführt, dass sich die Verkehrsfreigabe der neuen Sielbrücke am Ende noch um ein paar Wochen verzögerte. Um die letzte, griffige Tragschicht aus sandfarbenem Epoxidharz aufzubringen, brauchten die Beschichter mindestens 48 Stunden verlässlich trockenes Wetter. Das war aber im August nicht sicher zu erwarten. Anfang September konnte die Beschichtung aufgebracht und die Sielbrücke eröffnet werden. Doch die Ursache für die Unebenheiten liegt nach Einschätzung der Stadt tiefer. "Wir gehen davon aus, dass die Schweißnähte im Brückenkörper zu spüren sind, wenn man darüber fährt", erläutert Müller-Ulrich. Die 100 Meter lange neue Sielbrücke wurde für den Transport in neun Einzelteile zerlegt und dann vor Ort zusammengeschweißt. Und diese Schweißnähte könnten durch die Beschichtung hindurch wahrnehmbar sein. "Wir werden das im Auge behalten, ob man da noch etwas nachbessern kann und muss", sagt Volker Müller-Ulrich. "Wir sind dazu auch bereits im Gespräch mit der Baufirma." Allerdings ist das Holpern so diskret, dass davon keine Gefahr ausgeht. Davon hat sich der Berichterstatter persönlich überzeugt.

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