Neue Sielbrücke in Bad Oeynhausen nach Verzögerungen offiziell freigegeben

Bad Oeynhausen. Das siebte Jahr muss kein verflixtes sein. Es war 2016, als eine von der Stadt einberufene Fachjury den Entwurf des Münchner Architekturbüros CES zum Sieger im Gestaltungswettbewerb für den Neubau der Sielbrücke kürte. Seit diesem Montag nun, gut sieben Jahre später, ist der neue Brückenschlag über die Werre fertig. Bürgermeister Lars Bökenkröger gab die neue Sielbrücke für den Verkehr frei. "Wir haben alle sehnsüchtig auf die Freigabe gewartet", sagte Bökenkröger am Montagmittag. Wie recht er damit haben sollte, bewies ein Radler, der aus Richtung Werste schon auf die Brücke gefahren war, noch bevor auf der Südseite das rote Band durchschnitten war - das fast wie eine Geschenkschleife über die Brückenzufahrt drapiert war. Direkt geschenkt ist die Brücke freilich nicht. Von 3,8 Millionen Euro Kosten geht die Stadt aktuell aus. Allerdings bekommt Bad Oeynhausen davon 86 Prozent an Landesmitteln erstattet. "Wichtige Investition in den Radverkehr" "Gut angelegtes Geld", sagte Bökenkröger auch mit Blick auf Michaela Säfken, die als Vertreterin der Bezirksregierung zur feierlichen Eröffnung gekommen war. Über die Bezirksregierung Detmold wird die Vergabe der Fördermittel abgewickelt. Der Bürgermeister nannte die neue Sielbrücke eine "wichtige Investition, um vor allem auch den Radverkehr zwischen den Stadtteilen zu fördern". Vieles hat sich seit dem Architektenwettbewerb verändert. So sah der ursprüngliche Entwurf der Münchner Planer einen kühnen S-Schwung vor, mit dem die neue Brücke die Werre zwischen Sielpark und Werste überspannen sollte. Im Frühjahr 2020 aber büßte der Brückenplan einen guten Teil seines Schwungs ein. Denn bis dahin war geplant, erst die alte Brücke samt Sielwehr abzureißen und danach die neue Brücke anzugehen. Doch es zeichnete sich ab, dass der Abriss des Wehres als Teil der geplanten Flussumgestaltung ein umfangreiches Planfeststellungsverfahren erforderlich macht - ein Verfahren, das voraussichtlich erst Ende dieses Jahres abgeschlossen wird. So lange aber wollte die Stadt mit der neuen Sielbrücke nicht warten. Schließlich war schon seit 2012 klar, dass es die alte Sielbrücke nicht mehr lange machen würde. Zwar gilt sie nicht als einsturzgefährdet - sonst hätte die Stadt sie ja unmittelbar sperren müssen. Aber die Konstruktion wurde von den Brückenprüfern als so marode eingestuft, dass sich eine Sanierung nicht lohnen würde. Also schlug die Verwaltung dem Rat vor, den Brückenbau vorzuziehen. Die neue Brücke sollte direkt neben der alten gebaut werden. Und hier steht sie nun auch. Folge des leichten Platzwechsels aber war der Verzicht auf den doppelten, S-förmigen Brückenschwung. Die Kosten haben sich mehr als verdreifacht Auch preislich hat sich einiges am ursprünglichen Ansatz getan. Beim Gestaltungswettbewerb mussten die Planer noch eine Grenze von 1,1 Millionen Euro einhalten. Je näher der Bau rückte, desto dynamischer schnellte der Preis nach oben. Den letzten Preissprung verursachte der Krieg Russlands gegen die Ukraine, in dessen Folge unter anderem auch die Stahlpreise massiv anzogen. Am Ende stehen nun 3,8 Millionen Euro für die neue, im Wesentlichen aus dem edel rostenden Cortenstahl gefertigten Brückenbau im Raum. Im November 2021 begannen die Bauarbeiten. Zunächst wurden die Pfeiler und Widerlager der Brücke aus Beton gegossen. Parallel dazu begann die Stemweder Firma Rohlfing mit dem Bau des stählernen Überbaus. Der wurde in drei Partien gefertigt und angeliefert, jedes der 33 Meter langen Segmente wurde für den Transport in drei jeweils elf Meter lange Teilstücke zerlegt. Der Mittelteil der Brücke wurde am 19. April mit zwei großen Autokränen direkt über dem Fluss eingebaut. Für Verzögerungen hatte zuletzt noch die Beschichtung des Bodens gesorgt. Dafür war eine mindestens 48-stündige Trockenphase notwendig. Doch Juli und August zeigten sich regenreich. Ende August war der Belag fertig, so dass nun nach der Bauabnahme die Brücke eröffnet werden konnte. Die neue Brücke ist 100 Meter lang und bis zu sechs Meter breit. Damit bietet sie Platz genug für Radfahrer und Fußgänger. Auf der alten Sielbrücke mussten die Radler ihr Rad - eigentlich - schieben. Unmittelbar nach der Freigabe der neuen wurde die alte Brücke gesperrt. Sie bleibt nun so lange stehen, bis auch das Sielwehr, mit dem die alte Brücke baulich verbunden ist, abgerissen wird. Das wird nach den Planungen der Stadt frühestens Ende 2025 der Fall sein, als letzter Schritt zum Umbau des Flussbettes zwischen Wehr und Werreknie. Ohne die Entscheidung der Stadt, den Neubau der Sielbrücke vom Abriss des Sielwehrs abzukoppeln, hätte der Brückenbau sicher noch fünf Jahre auf sich warten lassen. Und in der vermutlich zweijährigen Bauzeit hätte es dann keine Querungsmöglichkeit über die Werre an dieser Stelle gegeben.

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