Neue Pläne sollen das Krankenhaus Bad Oeynhausen und HDZ bedrohen

Bad Oeynhausen. Mit verständnislosem Kopfschütteln wurde in Bad Oeynhausen der Vorschlag der Bürgerinitiative aus Lübbecke und Hüllhorst zur Krankenhausplanung der Mühlenkreiskliniken (MKK) registriert. Die Initiative hatte vorgeschlagen, die Auguste-Viktoria-Klinik ans Johannes-Wesling-Klinikum nach Minden zu verlagern und das Krankenhaus in Bad Oeynhausen zu schließen. Notwendige medizinische Abteilungen könnten vom Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) übernommen werden, so die Gedankenspiele der Initiative. &bdquo;Es ist naiv und von wenig Sachkenntnis geprägt, was die Initiative vorschlägt“, kommentiert Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger. &bdquo;Mit Schmunzeln“ habe sie diese Gedanken zur Kenntnis genommen, sagt Karin Overlack, Geschäftsführerin des HDZ. Beide plädierten dafür, derlei Planungen doch den Fachleuten zu überlassen. &bdquo;Die Krankenhausplanungen für NRW werden weder von einer Bürgerinitiative, noch vom Kreistag, vom Landrat oder dem Vorstand der Mühlenkreiskliniken entschieden. Sondern vom NRW-Gesundheitsministerium“, betonte Overlack. Allerdings sei die Krankenhausplanung aktuell ein &bdquo;heißes Eisen“, sagt die HDZ-Chefin. Besondere Dynamik erhält das Thema dadurch, dass sowohl der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als auch der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Konzepte für die Entwicklung der Krankenhauslandschaft vorgelegt haben. Und das Lauterbach-Konzept bietet laut Overlack Anlass zur Sorge. So plant der Bundesgesundheitsminister eine Differenzierung der Krankenhäuser auf drei unterschiedlichen Niveaus. Demnach soll es künftig Häuser der Grund- und Notfallversorgung (Level 1) geben, Häuser der Regel- und Schwerpunktversorgung (Level 2) und Häuser der Maximalversorgung (Level 3). Um Level 2 zu erreichen, sei nach diesem Konzept eine Schlaganfall-Abteilung (Stroke Unit) vorgeschrieben. &bdquo;Gleichzeitig sollen aber auch nur solche Krankenhäuser eine Geburtsklinik betreiben dürfen, die mindestes Level 2 erreichen“, erläutert Overlack. Das HDZ könnte eine Geburtsklinik bauen, aber nicht betreiben Das bedeutet in der Konsequenz: Nur Krankenhäuser mit &bdquo;Stroke Unit“ dürften eine Geburtsklinik haben. Das ergebe medizinisch keinen Sinn, so die HDZ-Geschäftsführerin. Und würde auch dazu führen, dass das Krankenhaus Bad Oeynhausen wie viele andere Kliniken in Deutschland keine Geburtsklinik haben dürfte. &bdquo;Ohne Geburtsklinik im Krankenhaus aber könnten wir unsere Kinderherzklinik schließen“, sagt Overlack. Auch die Diabetesklinik am HDZ sei durch die von Lauterbach angelegten Kriterien infrage gestellt. &bdquo;Lauterbachs Konzept bedroht das Krankenhaus Bad Oeynhausen und das HDZ deutlich. Aber es ist davon auszugehen, dass hier noch nachjustiert wird“, so Overlack. So sei aktuell es auch keine gute Option für das HDZ, selbst eine Geburtsklinik einzurichten, da es die angelegten Voraussetzungen ebenfalls nicht erfüllen würde – siehe &bdquo;Stroke Unit“. Was sie sich vorstellen könne: Das HDZ könnte auf dem Grundstück der Kita &bdquo;Rappelkiste“ – direkt neben der Kinderherzklinik – eine Geburtsklinik bauen. &bdquo;Die würden wir aber nicht selbst betreiben“, sagt Karin Overlack. Denn die Einbindung in die Mühlenkreiskliniken mit weiteren Geburtskliniken sei allein schon aus personeller Sicht sinnvoller. Aber die Vermietung der Räume an die MKK würde den Klinikverbund auch bei einem Neubau des Krankenhauses in Bad Oeynhausen bei den Investitionskosten entlasten, so ihre Argumentation. Auch die Übernahme anderer Krankenhausabteilungen ans HDZ, wie von der Bürgerinitiative vorgeschlagen, sei für sie keine Option, betont die Geschäftsführerin. Mit einer Ausnahme. Vorstellbar wäre für Overlack, eine eigene Abteilung für Gefäßchirurgie am HDZ einzurichten, die dann nicht mehr am Krankenhaus angeboten werden müsste. – insbesondere, sofern die Gefäßchirurgie der MKK nach Minden verlagert werden sollte. Bei einer Umsetzung des Lauterbach-Plans aber wäre das ebenfalls nicht erlaubt. &bdquo;Ohne Gefäßchirurgie in unmittelbarer Nachbarschaft aber können wir nicht überleben“, so Overlack. Sie sei aber optimistisch: &bdquo;Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Am Ende sei das Land für die Krankenhausplanung verantwortlich. &bdquo;Und natürlich würden wir die Entscheidungen des Landes akzeptieren“, sagt Karin Overlack. Auch, weil das HDZ seit 2021 zu 100 Prozent dem Land NRW gehört. Die Auguste-Viktoria-Klinik – orthopädische Fachklinik der MKK in Bad Oeynhausen – ist für Overlack &bdquo;eine Perle“. &bdquo;Die leisten dort sensationelle Arbeit.“ Deswegen sieht sie eine Verlagerung als Abteilung ans Wesling-Klinikum nach Minden skeptisch. &bdquo;Die Mitarbeiter haben doch auch eine Affinität zum Standort und auch in Minden müsste dafür ja gebaut werden“, sagt Overlack. Sie rät aus Bad Oeynhausener Sicht: &bdquo;Darauf müssen wir aufpassen“. Landrat hielt Neubau in Bad Oeynhausen für gesetzt Ähnlich sieht das Bad Oeynhausens Bürgermeister. &bdquo;Die AVK ins Wesling-Klinikum zu integrieren, das kann nicht funktionieren“, ist er überzeugt. Auch Lars Bökenkröger möchte den Vorstoß der Lübbecker Bürgerinitiative rasch abhaken. &bdquo;Wir müssen allerdings hier in Bad Oeynhausen unsere Stimme erheben und unsere Position in der Krankenhausdebatte deutlich vertreten“, wünscht sich der Bürgermeister. &bdquo;Es geht nicht an, dass unsere Interessen in der Debatte hinten runterfallen.“ Diese Befürchtung hatte auch der stellvertretende Landrat Michael Großkurth (CDU) am Montag im Kreistag geäußert. Bökenkrögers größere Sorge gilt dem Konzept Lauterbachs. &bdquo;Sein Reformplan geht völlig an der Realität vorbei und würde nicht nur das Krankenhaus Bad Oeynhausen, sondern auch das HDZ massiv betreffen“, fürchtet auch er. Wie es in der Krankenhausdebatte im Kreis weitergeht, wird sich voraussichtlich im Sommer zeigen. Dann soll Experte Boris Augurzky sein Gutachten zu den Neubauplänen der MKK vorlegen. Vor seiner Wahl hatte Landrat Ali Dogan (SPD) im NW-Interview erklärt, dass er die Finanzierung von zwei Krankenhaus-Neubauten für schwierig halte. Er sagte aber auch: &bdquo;Wir werden bauen müssen. Ich glaube, mit großer Wahrscheinlichkeit in Bad Oeynhausen. Das halte ich für gesetzt.“ Darauf hofft nun auch der Bürgermeister. &bdquo;Ich setze darauf, dass der Landrat sich dafür einsetzen wird“, sagt Bökenkröger.

Meistgelesen