Vorbereitungen für den digitalen Jordansprudel in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Wer in die Suchmaschine im Internet die Stichworte "Umgestaltung Tourist-Info" eingibt, bekommt eine schier endlose Liste von Beiträgen. Offenbar sind moderne und einladende Anlaufstellen für Touristen derzeit das Thema überhaupt. Auch in der Kurstadt hat jüngst die Umgestaltung im Haus des Gastes begonnen. Zum 1. April soll dort dank Fördergeldern der Regionale der neue digitale Schauraum eröffnen. Noch aber gucken statt des geplanten LED-Sprudels nur schwarze Kabel aus dem Fußboden. Die Mitarbeiter haben Platz gemacht. Sie sitzen vorübergehend bis zum Ende der Bauphase in einem kleinen Ladenlokal direkt neben der Wandelhalle. Der Tisch mit den Artikeln aus der Kurstadt, Info-Broschüren und der Kartentresen für die Veranstaltungen sind mit umgezogen. "Kleiner und gemütlicher" sei es, sagt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer, die aber auch schon viele positive Rückmeldungen von Gästen bekommen hat. Wenige Meter weiter im Haus des Gastes werkeln die Handwerker, bevor ab März der Messebauer die hölzernen Einbauten anbringt. Ganz am Ende folgt die Medientechnik. "Der Wunschtermin für die Wiedereröffnung ist der 1. April", sagt Krämer. Pünktlich zum Saisonbeginn. Derweil kümmern sich im Wandelgang an diesem Tag Klaudia Schneider und Katharina Schulz um die Belange der Gäste. Nicht wenige wollen persönliche Beratung, Empfehlungen für die besten Sitzplätze oder einfach ein bisschen plaudern. "Die Kollegen sind das Gesicht der Stadt", sagt Krämer. Das sei nicht zu unterschätzen. Mit ein Grund, warum im bald neu gestalteten Haus des Gastes der Servicegedanke im Mittelpunkt steht. Die Nutzer können via Touchscreens auf eine zentral gepflegte Datenbank zugreifen, die alle relevanten Informationen des Teutoburger Wald-Tourismus vorhält. Das heißt, auch die Angebote aus Minden, Porta Westfalica oder Bad Salzuflen sind im Haus des Gastes abrufbar. Die analoge Touristeninformation, hinter deren Tresen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Staatsbad GmbH sich um das Wohl der Gäste kümmern, werde barrierearm umgebaut, eine Lounge mit drei Ohrensesseln steigere die Aufenthaltsqualität im Haus des Gastes, erläutert Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer, die auf das Oberthema Gesundheit setzt. Tourismus als Wirtschaftsfaktor Auf neue Art und Weise wollen Staatsbad und Stadt das Interesse an Bad Oeynhausen wecken. Weshalb die Geschichte des Staatsbades aufbereitet wurde und mittels Touch-Tisch, also ein interaktiver Tisch, an die Besucher vermittelt werden soll. Unterhaltsam und spannend. Mit einem musealen Einschlag. Damit sollen nicht nur Gäste, sondern auch Einheimische und vor allem Schulklassen der weiterführenden Schulen angesprochen werden. "Endlich werden wir einen Ort haben, an dem wir unsere Geschichte rund um Quellen, Kur und Sole darstellen können", sagt Bürgermeister Lars Bökenkröger. Umgesetzt wird der digitale Showroom von der Berliner Agentur "m box", die sich auf mediale Inszenierungen und Installationen fokussiert hat. Bökenkröger: "Ich sehe, was andere Bäder in die Infrastruktur investieren - da mussten wir die 80-prozentige Förderung einfach nutzen." In Zeiten, in denen sich mehr als 300 Kurorte in Deutschland einen harten Verdrängungswettbewerb liefern, ist ein solcher Bau schon fast ein Muss, findet Touristiker Markus Backes, Leiter des Fachbereiches und Projektes "Zukunftsfit Digitalisierung" beim Teutoburger Wald Tourismus. "Der Erstkontakt des Gastes mit der Marke muss einladend sein." Etwas, das nicht nur große Namen wie Norderney oder Bad Driburg vormachen, sondern selbst Städte wie Paderborn oder Detmold umsetzen. Die Tourist-Info im Haus des Gastes hatte den Charme der 80er Jahre: ochsenblutrote Fliesen auf dem Boden, zwei Tresen, ein ausrollbares Werbebanner und ein paar Mitbringsel auf dem Tisch. Lange verweilen wollte kaum jemand. "Das fiel schon deutlich vom Ensemble drumherum ab", beschreibt das Markus Backes. Doch der sogenannte Markenkontaktpunkt steht dafür, wofür wiederum Bad Oeynhausen steht. Möchte eine Stadt als modernes, vitales und zukunftsfreudiges Kurbad wahrgenommen werden, müsse auch der Auftritt dementsprechend sein. Denn: Eine zeitgemäße Touristinformation muss inzwischen mehr Funktionen erfüllen als die Bereitstellung und Weitergabe von Informationen. Der Besuch soll inspirieren, Mehrwerte gegenüber mitgebrachtem Wissen liefern, Gäste aktivieren und dabei moderne Methoden einsetzen. Dieses Ziel wird in erster Linie durch gut erzählte und inszenierte Geschichten erreicht, das sogenannte "Storytelling". Einwohner als Botschafter Die Kurstadt hat im vergangenen Jahr noch auf den letzten Drücker eine Förderzusage für das Regionale-Projekt bekommen. Bei einem Gesamtvolumen von 326.000 Euro wurde ihr rund 260.000 Euro Förderung zugestanden. Damit ist Bad Oeynhausen Teil des Großprojektes "Zukunftsfit Digitalisierung". Trotzdem spart der gemeine Bad Oeynhausener nicht mit Kritik am Projekt. Die ist aufgrund der aktuellen Zeit auch logisch, findet Markus Backes. Aber: "Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor - das wird in OWL gerne unterschätzt." Allein im Jahr 2020 sei mit dem Tourismus in OWL ein Umsatz von 3,1 Milliarden Euro gemacht worden, 55.000 Jobs hängen in der Region am Tourismus. "Der Tourismus bringt bares Geld zurück in die Kassen", sagt Backes. Bad Oeynhausen habe einen großen Namen unter den Kurorten. Dennoch stehe die Branche seit vielen Jahren vor Herausforderungen. "Da muss auch Bad Oeynhausen etwas tun, um weiter präsent zu sein. Sonst ist der Name weg von der Landkarte", sagt Backes. Wie es geht, hat in den vergangenen Jahren die Nachbarstadt Bad Salzuflen gezeigt. "Die haben konsequent viel Geld in die Hand genommen - für den zweiten Gesundheitsmarkt und die Urlaubsgäste." Wer Einnahmen generieren wolle, der müsse auch investieren. "Die Selbstzahler sind ein starker Markt. Viele Menschen sind bereit - und können es auch - für ihre Gesundheit zu bezahlen", erklärt Markus Backes. Und die brauche auch Bad Oeynhausen. Sind sie einmal da, führt ihr Weg zwangsläufig in den Kurpark und damit zur Tourist-Info. "Die übrigens einen idealen Standort hat. Mitten im traumhaften Park. Genau dort muss sie sein." Einfach und niederschwellig erreichbar müsse sie sein, eine hohe Aufenthaltsqualität bieten, ein Ort zum Inspirieren sein und neben all dem Digitalen auch die persönliche Beratung durch die Mitarbeiter vorhalten. Mit dem digitalisierten Jordansprudel gehört Bad Oeynhausen zu den Städten, die nicht nur auf das zeitgemäße Jetzt-Konzept setzten, sondern innovativ vorweg gingen, ist Markus Backes überzeugt. Es sei abzuwägen gewesen: Suche ich eine Tourist-Info, die jetzt schick ist, oder eine, die auch in einigen Jahren noch modern sei? "In zehn Jahren werden alle sagen, gut, dass wir das gemacht haben. Bad Oeynhausen geht auf jeden Fall den mutigeren Weg", lobt er. "Und der Jordansprudel aus LED-Technik wird der Hingucker." Bei all dem Lob hat der Touristiker aber auch Kritik am Kurbad: Nur auf den Ankerplayer GOP zu setzen, reiche bei den Angeboten nicht. "Bad Oeynhausen muss in noch stärkerem Maße ins Produkt investieren", fordert er. Müsse Gas geben. "Viele wissen gar nicht, dass wir ein solches Schätzchen mit einem solchen Kurpark haben - das sind die besten Zutaten." Und da zählt auch eines: "Die Bewohner sind immer die besten Botschafter des Tourismus'."

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