Glasfaserausbau zerstört Festnetzanschluss in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Auf dem Bürgersteig leuchtet ein neonfarbenes Graffiti-Kreuz. Mitarbeiter der Firma Vodafone haben die Stelle markiert, unter der sie im Untergrund den Kabelschaden vermuten. Lutz Brunke hockt davor und schüttelt den Kopf. "Das hätte ich denen auch früher sagen können." Vor ein paar Tagen war hier nämlich noch eine Baustelle. Tiefbauarbeiter haben den Bürgersteig aufgerissen, um Glasfaserkabel zu verlegen. Der Bagger hat dabei wohl das Kabel zum Hausanschluss erwischt. Ausgerechnet das Internet in Lichtgeschwindigkeit hat bei Familie Brunke den Anschluss gestört. Vor zehn Tagen, am 9. Dezember, ragte noch ein regelrechter Kabelsalat aus dem Loch der Baustelle, erzählt Brunke. Betroffen sind zwei Hausanschlüsse, der von Familie Brunke im Erdgeschoss und der von seiner Mutter im Obergeschoss - und damit Telefon, Internet und Kabelfernsehen. "Wir haben sofort den Schaden gemeldet", sagt Lutz Brunke. Auch den Bauarbeitern sei das Problem aufgefallen, erzählt der 50-jährige Südstadtbewohner. Doch statt auf einen Techniker zu warten, der den Schaden repariert, haben die Bauarbeiter das Loch auf dem Bürgersteig noch am gleichen Tag wieder geschlossen. Und Brunke bekam die Auskunft, dass er am Wochenende wohl ohne Telefon, Fernsehen und Internet sein werde. Provisorische Brücke ins Internet Inzwischen weiß Brunke, dass er auch am zweiten Wochenende in Folge keinen Festnetzanschluss hat. Dabei hat er die Wohnung für seine Familie zu einem Smart-Home ausgebaut. 46 Geräte hängen am Internet, erzählt er. Bei Vodafone hat er eine Gigabitleitung gebucht, eigentlich könnte er mit Glasfasergeschwindigkeit ins Netz. Doch darauf müssen er und seine Frau und ihre beiden Kinder, Eingeborene dieser Digitalwelt, vorerst verzichten. Stattdessen hat Brunke von Vodafone kostenloses Datenvolumen fürs Mobiltelefon bekommen. Darüber hat er eine Brücke ins Internet gebastelt, so dass das Smart-Home nicht ganz ohne Netz ist. Ein Ersatz ist das jedoch nicht. Das Haus an der Südbahnstraße liegt im Glasfaser-Ausbaugebiet von Glasfaser Nordwest, ein Gemeinschaftsunternehmen von Deutscher Telekom und EWE. Pressesprecherin Tomke Hollander bestätigt den Schaden bei den Tiefbauarbeiten. Die getroffene Leitung gehöre jedoch nicht Glasfaser Nordwest, weshalb das Unternehmen den Schaden "leider nicht selbst reparieren" könne: "Die Schadensbehebung muss daher durch den Netzbetreiber selbst erfolgen." Wie lange die Reparatur dauere, bekäme weder Glasfaser Nordwest noch deren Ausbaupartner mitgeteilt. "Wir haben keinen Einfluss auf die Priorisierung der Netzbetreiber“, so Hollander, &bdquo;hoffen aber, dass der Schaden schnellstmöglich behoben wird." Die Kabel lagen offen in der Baugrube Auch Vodafone bestätigt, dass der Schaden durch den Glasfaserausbau passiert sei. "So eine Panne passiert leider überall in Deutschland und lässt sich leider nicht vermeiden", sagt Vodafone-Pressesprecher Volker Petendorf. Der Kunde könne selbstverständlich seine Ausfälle geltend machen. Der Vodafone-Techniker habe am Montag ein umfassendes Konzept zur Reparatur erstellt, die Hausleitungen durchgemessen und andere Fehler ausgeschlossen. Genau dieses Vorgehen findet Lutz Brunke aber verbesserungswürdig. Der Techniker sei am Montag im Haus gewesen und habe Dienstag das Graffiti auf den Bürgersteig gemalt. Jetzt muss der Bürgersteig ein zweites Mal aufgerissen werden, obwohl eigentlich klar war, was den Schaden verursacht hat. Die Kabel lagen ja offen. Der Vodafone-Pressesprecher bedauert die Unannehmlichkeiten für Familie Brunke, sieht aber keine andere Möglichkeit fürs Reparatur-Prozedere. Wenn der Klempner im Haus bei Umbauarbeiten eine Elektroleitung erwischt, dann repariere der Klempner doch nicht den Schaden, sondern der Elektriker, argumentiert der Vodafone-Pressesprcher: "So ein Schaden ist jedes Mal ärgerlich." Und das gilt wohl auch für Vodafone. Nach der Übernahme von Unity Media hat der Konzern das Kabelnetz schneller gemacht und stellt selbst zu weiten Teilen ein Glasfasernetz bereit. Nur auf der letzten Meile, direkt am Kunden, liegt noch das alte Fernsehkabel, ein Koaxialkabel. Und das können die Vodafone-Techniker wegen der Witterung derzeit nicht reparieren. "Die einzelnen Fasern müssen miteinander verbunden werden, das geht nicht bei Frost", erklärt Petendorf. Aussicht auf Wieder-Anschluss Wie oft der rasante Glasfaserausbau in Bad Oeynhausen bisher für Schäden und Störungen gesorgt hat, ist unklar. Weder Vodafone, noch Glasfaser Nordwest machten dazu konkrete Angaben. &bdquo;Beschwerden oder individuelle Zwischenfälle kommen immer wieder mal vor“, so die Glasfaser Nordwest-Pressesprecherin. "Dabei stehen wir aber immer im sehr guten Austausch mit der Kommune und unserem Ausbaupartner." Vodafone selbst baut derzeit in Bad Oeynhausen nach aktueller Auskunft keine Glasfaserleitungen. Nachdem die NW sich eingeschaltet hat, hat Familie Brunke die Aussicht, ab Montag wieder ihr Smart-Home ans Netz zu zubringen. Noch am Freitag, erzählt Lutz Brunke, habe Vodafone sich gemeldet und die Reparatur für Montagmorgen in Aussicht gestellt.

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