Frust über Schließung des Lehrschwimmbeckens: "Kinder zählen in Bad Oeynhausen nicht"

Bad Oeynhausen. Die Energiekrise lässt sich nicht leugnen. Strom und Gas werden massiv teurer. Grund für die Stadtverwaltung, die beiden Lehrschwimmbecken schneller als geplant komplett zu schließen. Dem stimmte auch der Rat zu (die NW berichtete). Trotz all der Kosten und nachvollziehbaren Punkte sind die Eltern enttäuscht. "Das Lehrschwimmbecken liegt uns am Herzen. Aber wieder einmal zeigt sich, dass in Bad Oeynhausen die Kinder nicht zählen. Denn Geld für eine neue Treppenanlage ist weiterhin da", winkt Björn Klenke ab. Er gehört zu den Eltern, die vor etwas mehr als zwei Jahren knapp 2.000 Unterschriften für den Erhalt des Lehrschwimmbeckens an der Grundschule Rehme-Oberbecksen gesammelt haben. Die Übergabe an die Bad Oeynhausener Politik war einst immer mit der Hoffnung verbunden, zumindest ein Becken für die nächsten 10 bis 15 Jahre erhalten zu können. Daraus wird nun nichts. Ja, auch Björn Klenke weiß, dass in Zeiten der Krise der Rotstift angesetzt und Energie eingespart werden muss. "Natürlich muss die Stadt reagieren", sagt Klenke. "Wenn ich aber sehe, wie viel Geld für neue Treppen, die komplett intakt sind, ausgegeben wird, sieht es für mich so aus, dass das wichtiger ist als die Kinder." Klenke, dessen Kinder längst aus dem Grundschulalter heraus sind und schwimmen können, engagiert sich seit Jahren für das Lehrschwimmbecken in Oberbecksen. "Weil es mir nicht nur um meine eigenen Kinder geht", sagt er. "Sondern auch um nachfolgende Generationen." Gerade aktuell haben es die Kinder schwer, schwimmen zu lernen. Durch Schulschließungen und Unterrichtsausfall hätten in den vergangenen zwei Jahren deutlich weniger Kinder das Seepferdchen gemacht, als sonst üblich. Das zeigt sich auch in den Schulen. Eine Schulstunde für die Anreise "Wir sprechen immer von Ressourcen. Aber wenn die Kinder aus Oberbecksen auf dem Hinweg 20 Minuten im Bus sitzen und auf dem Rückweg aufgrund der Baustellen sogar 25 Minuten, wenn von einer Doppelstunde Schwimmen genau eine Stunde stattfindet, wenn zwei Lehrer den ganzen Tag im Sielbad bleiben und zusätzlich zwei weitere für die Bustransfers abgestellt werden müssen - dann hat das mit Sparen wenig zu tun", bilanziert er. Auch das koste Geld. Nur halt anderes. Während vor allem die Grundschulen sonst neben dem Schwimmunterricht nach Lehrplan (3. Klasse) darüber hinausgehend in der zweiten und vierten Klasse und in der OGS Schwimmen angeboten hätten, sei im neuen Sielbad lediglich der Lehrplan abzudecken. Alles Zusätzliche falle weg. Im Sielbad aber sind gleich mehrere Schulen und Klassen vor Ort. Während die weiterführenden Schulen dem Schwimmerbecken zugeordnet sind, belegen die Grundschulen das Mehrzweckbecken. Wenn es dann aber, wie jüngst passiert, so ist, dass von den Fünftklässlern der Realschule nur ein Bruchteil schwimmen kann, der Lehrer mit dem Rest eigentlich ins Mehrzweckbecken müsste, das aber von Grundschulen belegt ist - dann, ja dann, fällt erneut der Schwimmunterricht in der fünften Klasse aus. "Weil nur das Mehrzweckbecken mit einem Hubboden ausgestattet ist", berichtet Klenke. Im Gegensatz zum alten Hallenbad Rehme, wo einst der Boden hoch- und runtergefahren werden konnte. Mit den Herbstferien ist Schluss Während in Werste laut Auskunft des Stadtpressesprechers Volker Müller-Ulrich nur noch die Vormittage durch die Grundschulen Eidinghausen, Wulferdingsen und Werste sowie durch die Schule am Weserbogen belegt sind, tummeln sich in Rehme-Oberbecksen neben dem Grundschulverbund Vlotho, der Grundschule Rehme-Oberbecksen und der Grundschule Altstadt (alle - wie in Werste - mit zusätzlichen Angeboten neben den Zeiten im Sielbad) noch die Kita Luftikus und private Schwimmkurse auch nachmittags im Becken. Aber nur noch wenige Tage. "Wir wollen die laufenden Kurse noch auslaufen lassen", so Müller-Ulrich. Mit Beginn der Herbstferien aber werden in beiden Lehrschwimmbecken die Türen für immer geschlossen. Sehr zum Leidwesen vieler Eltern: "Uns liegen einfach die Lehrschwimmbecken am Herzen", betont Björn Klenke. "Immerhin haben wir zwei Jahre dafür gekämpft." Und nun doch verloren. Klenke steckt die Niederlage ein - mit Niveau, wie er betont. Und wird nicht müde immer wieder anzumerken, wie wenig die Stadt für ihre Kinder macht.

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