Wie ein Bad Oeynhausener Ratsherr gegen den Blutkrebs kämpft

Bad Oeynhausen. Chemotherapie, Bestrahlung, Knochenmarktransplantation - hinter Thomas Heilig liegen harte Monate. Mittlerweile blickt das Ratsmitglied wieder zuversichtlich in die Zukunft. Die Behandlung seiner Blutkrebserkrankung zeigt Erfolg, ab Oktober will der 58-jährige wieder seine politische Arbeit aufnehmen. Heilig sitzt seit der Kommunalwahl 2009 im Rat - zunächst für die Unabhängigen Wähler, seit Juni 2021 für die Fraktion der Linken. Noch wichtiger ist ihm aber, dass seine Kräfte schon ausreichen, eine neue Aufgabe zu übernehmen. Bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung im Sommer 2017 wurden auffällige Werte entdeckt, wenig später dann die Diagnose: Heilig ist an Leukämie erkrankt. "Ich hatte Glück", relativiert er heute den Befund. Es ist nicht die aggressive Variante, außerdem ist die Erkrankung noch nicht richtig zum Ausbruch gekommen. Es reicht deshalb eine verhältnismäßig leichte chemotherapeutische Behandlung. Von der starken Erschöpfung, die die Erkrankung kennzeichnet, spürt er nichts, nahezu unbeeinträchtigt kann er weiterarbeiten - als Gärtner im Bünder Bauhof, und natürlich als engagierter Politiker in Rat und Ausschüssen und als Vorsitzender des Integrationsrates. Das ändert sich im Dezember 2020. Heiligs Blutwerte haben sich massiv verschlechtert, er fühlt sich zunehmend schlapp. "Chemotherapie reicht nicht mehr aus", erfährt er von den Spezialisten in der Uni-Klinik Essen. Auch Bestrahlungen versprechen allein keine ausreichenden Überlebenschancen. Drei Monate dauert die Suche nach einem passenden Stammzellenspender, dann die erlösende Nachricht. "Ich hatte schon wieder Glück", hebt Heilig hervor. Weil viele Patienten oft viel länger und manchmal auch vergeblich warten müssen. Und weil ihm noch etwas zusätzliche Zeit geschenkt wurde: "Ich konnte vorher noch mit meiner Frau Geburtstag feiern und unser Eheversprechen erneuern". "Isolationshaft" dauert vier Wochen In den folgenden vier Wochen sind persönliche Kontakte strengstens verboten. "Isolationshaft" nennt Heilig seinen vierwöchigen Krankenhausaufenthalt nach der Knochenmarktransplantation. Weil das Immunsystem vorübergehend ausgeschaltet ist, gilt es jegliche Form von Krankheitserregern fernzuhalten, auch die kleinste Infektion könnte tödlich sein. Thomas Heilig liegt allein, Pflegekräfte tragen von Kopf bis Fuß Schutzkleidung, seine Frau darf das Zimmer nicht betreten, kann nur per Handy hinter der Scheibe mit ihm kommunizieren. Auch als er im November die Klinik wieder verlassen darf und nach Hause zurückkehrt, gelten strenge Regeln. Um Infektionen zu vermeiden, muss Heilig Kontakte zu anderen Menschen möglichst vermeiden, darf das Bad erst nach vorheriger Desinfektion nutzen. Butter gibt es nur in abgepackten Portionen, roher Fisch und weiche Eier sind tabu. Autofahren ist verboten - ebenso wie körperliche Anstrengungen. "Ich war ständig auf Hilfe angewiesen", bilanziert Heilig. Seine Frau trägt die Hauptlast, stößt aber auch an ihre Belastungsgrenzen, weil sie auch noch als Krankenschwester arbeitet. Immerhin findet Heilig für die Gartenarbeit einen hilfsbereiten Nachbarn. "Aufgeben kommt nicht in Frage", hebt er hervor, gesteht aber auch, dass Todesangst ein häufiger Begleiter sei. "Den kann man nur mit professioneller Hilfe bekämpfen", ist er überzeugt und hebt die hilfreiche Behandlung hervor, die er unter anderem bei einem Psychiater erhält. "Ich bin so frisch wie ein Säugling", fügt er einen weiteren Aspekt hinzu, der erheblichen Handlungsbedarf verlangt. Hepatitis, Tetanus, Mumps - der komplette Impfschutz muss erneuert werden. "Die erste Corona-Impfung habe ich schon", betont Heilig. Heilig schmiedet Pläne für die Zukunft Mittlerweile unternimmt Heilig wieder regelmäßig Spaziergänge mit seinem Hund, besucht Freunde und schmiedet Pläne. Nicht nur für den nächsten Urlaub, sondern eben auch für die Arbeit. Und da geht es nicht nur um die Wiedereingliederung und die Rückkehr in politische Ämter. "Ich will anderen Leukämiekranken helfen", hat er sich vorgenommen. Und deshalb eine Selbsthilfegruppe gegründet. Am heutigen Mittwoch ab 19 Uhr steht er Betroffenen und Angehörigen im Mehrgenerationenhaus an der Weserstraße als Gesprächspartner und Ratgeber zur Verfügung. Da wird es viele praktische Tipps geben: Wo man beispielsweise abgepackte Butter kaufen kann oder wie man infektionsfrei Kaffee trinken kann. Und natürlich hofft Heilig auch, dass er mit seinen eigenen Erfahrungen Überzeugungsarbeit leisten kann. Erst nach zwei Widersprüchen wurde ihm beispielsweise ein Pflegegeld bewilligt, mit dem er nun die Nachbarschaftshilfe finanzieren kann. Heilig: "Es lohnt sich, für seine Rechte zu kämpfen". Weitere Informationen gibt es in der Selbsthilfe-Kontaktstelle unter Tel. (05 71) 8 28 02 24 oder bei Thomas Heilig unter Tel. (0 57 31) 9 20 03 oder per E-Mail an leukaemieselbsthilfegruppe-bo@web.de.

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