Proteste gegen Schwimmbad-Schließung

Bad Oeynhausen. Es schwingt durchaus Enttäuschung mit in der Stimme von Björn Klenke. Er gehört zu den Eltern, die vor ziemlich genau zwei Jahren knapp 2.000 Unterschriften für den Erhalt des Lehrschwimmbeckens an der Grundschule Rehme-Oberbecksen gesammelt haben. Die Übergabe an die Bad Oeynhausener Politik war einst immer mit der Hoffnung verbunden, zumindest ein Becken für die nächsten 10 bis 15 Jahre erhalten zu können. Doch nun will die Verwaltung zuerst Werste und danach Rehme-Oberbecksen für immer schließen (die NW berichtete). Dagegen gibt es auch in Werste Protest - Eltern starteten am Wochenende eine Online-Petition. "Vielleicht kann Werste wenigstens noch für ein Jahr geöffnet bleiben - damit alle Kinder nach Corona noch ihr Schwimmabzeichen nachholen können", hofft Initiatorin Laura Ellen Smaczny. In den ersten drei Tagen kamen in Werste bereits mehr als 350 Unterschriften zusammen. Das Thema Schließung der Lehrschwimmbecken geistert seit einigen Jahren durch die Kurstadt. Im Zuge des Neubaus des Sielbades wurde es dann konkreter. Beschlossen wurde in der Vergangenheit aber nichts. Erst einmal, so hieß es vor zwei Jahren aus Verwaltung und Politik, solle das Sielbad ein Jahr dem Stresstest ausgesetzt werden - erst danach könne man sehen, ob es die Lehrschwimmbecken in Bad Oeynhausen noch brauche. Jetzt aber, noch vor der offiziellen Eröffnung des Sielbades, will Bürgermeister Lars Bökenkröger Nägel mit Köpfen machen. Durch die massiv gestiegenen Energiekosten, so erklärt die Stadtverwaltung, werde der Betrieb zu teuer. Auch sei Werste massiv sanierungsbedürftig. Während Werste bereits ab den Sommerferien geschlossen bleiben soll, soll Oberbecksen erst ein Jahr später folgen. Genutzt werden soll letzteres in diesen zwölf Monaten vor allem für zusätzliche Schwimmkurse nach Corona und für die Entzerrung im Siel im kommenden Pandemie-Winter. "Das ist doch Gurkerei" Je Lehrschwimmbecken werden jährlich rund 250.000 Kilowattstunden Erdgas und 60.000 Kilowattstunden Strom bezogen, teilt die Stadt mit. Derzeit liegen die Energiekosten pro Becken jährlich bei 63.000 Euro, für 2023 sei mit mindestens 90.000 Euro je Becken zu rechnen. Das ist der Stadt zusammen mit den hohen Betriebskosten im neuen Hallenbad zu teuer. "Wir sind nicht gegen das neue Sielbad", stellt Unterschriftensammler Björn Klenke noch einmal klar. "Aber die Fahrzeiten, die zusätzlichen Busfahrten - das ist doch Gurkerei und kostet Zeit und Benzin." Eigentlich, so erinnert er sich, habe es damals vom ehemaligen Bürgermeister Achim Wilmsmeier und auch vom damaligen Bürgermeisterkandidaten und jetzigen Bürgermeister Lars Bökenkröger ein positives Signal in Sachen Erhalt gegeben. "Und jetzt diese Kehrtwende", bemängelt Klenke. Das Argument, dass auch Rehme-Oberbecksen einen erhöhten Reparaturbedarf habe, lässt er nicht gelten. "Die Anlage ist sehr gepflegt. Dort gibt es zudem ein Edelstahlbecken." Auch die Belegung sei unverändert hoch. In den beiden Lehrschwimmbecken sind nach NW-Informationen wöchentlich 82 Schwimmstunden (gerechnet in Schulstunden à 45 Minuten) belegt. Davon 40 in Oberbecksen und 42 in Werste. In Oberbecksen erhalten rund 300 Schüler der Grundschulen Rehme-Oberbecksen, Wichern-Lohe und Altstadt Schwimmunterricht. Das Becken werde außerdem von der Grundschule Uffeln für Schwimmunterricht genutzt. In Werste nutzen wöchentlich rund 340 Schüler der Grundschulen Werste-Wulferdingsen, Dehme-Volmerdingsen und Eidinghausen sowie der Schule am Weserbogen das Becken. Hinzu kommt in beiden Becken noch die Nachmittagsnutzung: Kindergarten, Vereine, Schwimmkurse. "Es braucht Zeiten außerhalb der dritten Klasse" Letztere sind es, die in Werste nun Laura Ellen Smaczny auf den Plan rufen. Zusammen mit der Schulpflegschaftsvorsitzenden des Grundschulverbundes Werste-Wulferdingsen, Alexandra Wolff, hat sie eine Unterschriftensammlung auf den Weg gebracht. "Das Bad ist doch funktionstüchtig. Wir sollten es zumindest noch ein weiteres Schuljahr geöffnet lassen, damit die Kinder die Chance haben, das durch Corona Verpasste nachzuholen", fordert Smaczny. "Die Nutzung des Sielbades und auch der Busverkehr müssen sich außerdem erst einmal einspielen." Die Schwimmfähigkeit der Grundschulkinder sei seit Jahren rückläufig. Besonders Kinder mit Migrationshintergrund erlernten das Schwimmen seltener. "Die Folgen sind: Bewegungsmangel, fehlende Bewegungsfreude im Wasser und Ertrinkungsfälle." Derzeit seien durch die Coronazeit die Jahrgänge drei und vier besonders benachteiligt und bräuchten zusätzliche Schwimmzeiten, um das angstfreie Schwimmen zu üben und Bewegungsabläufe zu lernen. "Die Schwimmzeiten im Siel reichen definitiv für Schwimmzeiten außerhalb der dritten Klassen nicht aus", betont Laura Ellen Smaczny. Die Eltern aus Werste und Rehme-Oberbecksen haben bereits ihre Teilnahme am Schulausschuss am Mittwochabend angekündigt. "Damit deutlich wird, dass uns die Becken am Herzen liegen", macht Björn Klenke deutlich.

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