20 Prozent weniger Touristen: Das sind die Rezepte gegen den Gästeschwund

Bad Oeynhausen. Ein Wunder ist es nicht, erschreckend aber schon: Die Zahl der Gäste in Bad Oeynhausen ist im vergangenen Jahr noch einmal dramatisch gesunken. 758.000 Gästeübernachtungen verzeichnet das Staatsbad für das Jahr 2020. "Das hat ganz wesentlich mit Corona zu tun", erklärt Dirk Henschel, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Staatsbad. Zum Vergleich: 2019, dem Jahr vor der Pandemie, konnte Bad Oeynhausen noch rund 930.000 Gästeübernachtungen verbuchen. Umso wichtiger könnte es für die Kurstadt werden, die Gästezahlen wieder zu erhöhen. "Der Tourismus ist für mich ein persönliches Top-Thema", sagt dazu Bürgermeister Lars Bökenkröger.Das war es auch für die SPD im Saarland, die bei der Landtagswahl am 27. März mit ihrer Spitzenkandidatin Anke Rehlinger, aber auch mit einem offenbar überzeugenden Wahlprogramm einen Erdrutschsieg zur absoluten Mehrheit schaffte. Der Tourismuswirtschaft widmet das SPD-Programm von der Saar unter der Überschrift "Aushängeschild unseres Landes" breiten Raum. Kann Bad Oeynhausen sich davon etwas abgucken?"Verstecken müssen wir uns vor niemandem", hält Bökenkröger erst einmal fest. Und verweist auf die Trümpfe Bad Oeynhausens: "Wir haben einen fantastischen Kurpark, eine vielfältige Kliniklandschaft, Spitzenmedizin wie das Herzzentrum und Freizeitangebote wie das GOP-Varietè oder die Spielbank, die in der Region und darüber hinaus einzigartig sind", sagt der Bürgermeister. Fürs Selbstbewusstsein sprechen auch die Zahlen: Das Saarland verbucht gerade Mal 3,3 Millionen Gästeübernachtungen pro Jahr - im gesamten Bundesland. Da können sich selbst die gesunkenen Übernachtungszahlen Bad Oeynhausens durchaus noch sehen lassen."Was will der Tourist?" Aber Bökenkröger weiß auch: "Die meisten unserer Gäste sind ja keine Touristen, sondern Patienten der Kliniken." Der Anteil der Hotelübernachtungen ist ebenfalls dank Corona im vergangenen Jahr noch einmal drastisch zurückgegangen. Lag der Anteil für gewöhnlich immerhin zwischen 10 und 15 Prozent, so machten die Hotelübernachtungen 2021 gerade mal noch 6,4 Prozent aus, wie Henschel berichtet. "Wir haben großes Potenzial", sagt Bökenkröger. "Das müssen wir weiterentwickeln. Und daran arbeiten wir mit Hochdruck."Auf drei Säulen solle die Zukunft des Tourismus in Bad Oeynhausen ruhen, erklärt Bökenkröger. Säule 1: die Infrastruktur. "Was will der Tourist?" fragt der Bürgermeister rhetorisch und gibt gleich selbst die Antwort: "Kultur und Unterhaltung, Gesundheit und Wellness, Wandern und Radfahren, Essen und Trinken, Einkaufen." Und insofern gehöre auch die Innenstadt zur touristischen Infrastruktur Bad Oeynhausens, findet Bökenkröger. Und natürlich der Kurpark. "Hier brauchen wir niederschwellige Gesundheitsangebote", sagt Bökenkröger. "Es ärgert mich, dass wir in der Liegehalle kein Kneipp-Becken bekommen sollen", sagt der Bürgermeister und lässt ahnen, dass dieses Thema für ihn noch nicht erledigt ist. Auch die Sole soll im Kurpark wieder eine größere Rolle spielen, soll "erlebbar" werden. Womöglich mit einem Brunnen, der am Humboldt-Sprudel geplant ist. Der Ausbau des Weserradweges in Rehme ist ein weiterer Puzzlestein, um die Attraktivität der Kurstadt zu erhöhen. Ebenso der Umbau der Werre, mit dem im Sielpark unterhalb des Wehrs eine Auenlandschaft entstehen soll, die es erlaubt, sich dem Fluss zu nähern.Im Sommer erste Pläne zum "Digitalen Showroom" Säule 2: Digitalisierung. "Das ist kein kurzlebiger Trend", ist Bökenkröger überzeugt. "Das wird das A & O im Tourismus sein." Einen Anfang dazu macht ein Bildschirm am Bahnhof, der auf Gesundheits- und Freizeitangebote und aktuelle Termine aufmerksam macht. Ein Meilenstein soll der Umbau des Hauses des Gastes im Kurpark zum "Digitalen Showroom" des Kurbades werden, in der die ganze Leistungspalette Bad Oeynhausens in moderner Form präsentiert werden soll. "Wir haben gerade eine Agentur beauftragt, eine konkrete Planung dafür zu erstellen", berichtet Bökenkröger. Bis zum Sommer rechnet der Bürgermeister mit ersten Plänen, im nächsten Jahr soll der Showroom umgesetzt werden.Säule 3: die Gesundheitsangebote. Hier steht die Zusammenarbeit mit Kliniken, Physiotherapeuten und Ärzten ganz vorn, aber auch die Stadt selbst sieht der Bürgermeister hier als möglichen Akteur. "Kann die Staatsbad-GmbH nicht selbst auch Gesundheitsangebote machen?" fragt Bökenkröger. Ideen und mögliche Schwerpunkte dazu würden aktuell im "Netzwerk Gesundheit" sondiert. Bökenkröger sieht auch hier die Sole als wichtiges Thema. "Die kann identitätsstiftend für Bad Oeynhausen sein", ist er überzeugt. "Andere Heilbäder binden ihre Heilmittel deutlich stärker ein."Drei Regionale-Urkunden auf einen Streich Dabei ist die "Regionale 2022", das Infrastruktur-Programm des Landes für OWL, Förderplattform für Projekte in allen drei Säulen, bei Weserradeweg und Werreumbau, beim "Digitalen Showroom" und dem Gesundheitsprojekt "Kurse für pflegende Angehörige." Am vergangenen Mittwoch bekam Bökenkröger bei einer Veranstaltung mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Heimatministerin Ina Scharrenbach in Bielefeld gleich drei Urkunden für Regionale-Projekte ausgehändigt, die den höchsten A-Status erreicht haben. "So viel hat keine Stadt in OWL bekommen", freut sich Bökenkröger. Der betont, dass von all diesen Tourismus-Projekten ja nicht nur die Gäste der Stadt profitieren. "Das kommt ja auch allen Bürgerinnen und Bürgern zugute", sagt Bökenkröger.

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