2G-Kontrollen auf dem Weihnachtsmarkt: "Alles ist besser als abbauen"

Bad Oeynhausen. So einen Weihnachtsmarkt wie diesen hat Ulla Parpalioni noch nicht erlebt. Seit 40 Jahren kommt die Niedersächsin mit ihren Reibekuchen in der Adventszeit in die Kurstadt. Doch dieses Mal ist alles anders. 2G gilt auf dem Marktgelände. Und so hat auch Parpalionis Ziehtochter Malin Wulff die Plexiglasscheiben der Bude mit zahlreichen Zetteln verziert. "Verkauf nur mit tagesaktuellen Bändchen" steht darauf zu lesen. Kaum zu übersehen. Und doch gibt es vereinzelt Besucher, die versuchen, die Bändchenvorgabe zu umgehen. Die Bändchen-Ausgabe aber läuft eigentlich, so lautet die Bilanz von Schaustellern und Besucher, gut. Und auch mit den Besucherzahlen sind die meisten zufrieden. Trotzdem schwebt über allem noch die Sorge. Wie lange wird er noch geöffnet haben, der Weihnachtsmarkt? Diese Frage haben sich in den vergangenen Tagen wohl viele Bad Oeynhausener gestellt. Nicht wenige von ihnen machten sich deshalb am Sonntag auf in Stadt und Park - um wenigstens einmal ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung einzufangen. Während sich im Kurpark die Besucher gut verteilten, wurden es rund um die Eisbahn enger. Lange Schlangen bildeten sich vor allem vor den Buden, an denen gegen 2G-Nachweis die tagesaktuellen Bändchen ausgegeben werden. Und so unterstützten die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes schon dort, prüften in der Schlange die Nachweise und legten Bändchen um. Drei Tage, drei verschieden Uhrzeiten - zahlreiche Kontrollen Der Inkognito-Test der NW an drei verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten zeigte: Die Kontrollen funktionieren. An allen Buden musste der Jackenärmel hochgeschoben werden - ohne Band kein Verkauf und Verzehr. Und auch auf dem Gelände, an den Tischen rund um die Eisbahn oder am Schweinebrunnen ließen sich die Sicherheitsdienst-Mitarbeiter die Bänder zeigen. Nicole Kuckuck und Sophie Frodermann gehören zu den Besuchern, die gerne auf den Weihnachtsmarkt gehen. Dieses Mal gibt es in der Mittagspause einen Eierpunsch an der Portastraße. "Ich finde es gut, dass es diese Lösung gibt und auch gut, dass kontrolliert wird", sagt Kuckuck. Sie sei bei einem der letzten Besucher innerhalb weniger Minuten zig Mal kontrolliert worden. "Die Bändchen sind kostenlos - also alles kein Problem. So kann wenigstens ein bisschen Leben stattfinden." Hinter dem Ausschank ist an diesem Mittag Aushilfskraft Irene Müller im Einsatz. Wer kein Band zeigen kann, hat Pech: "Aber ich finde, es läuft gut mit den Bändchen. Viele zeigen es schon von weitem", sagt sie. Wobei sie durchaus Kritik übt. Und zwar an den Öffnungszeiten der Buden. Die zum Teil parallel zum Weihnachtsmarkt um 12 Uhr öffnen. "Dann steht da oft schon eine Warteschlange. Die Leute haben mittags oft nur wenig Zeit, müssen ihre Pause im Blick haben." Deshalb wäre es sinnvoller, die Ausgabebude 15 Minuten vor dem Markt zu öffnen - damit die Hungrigen und Durstigen gleich für Umsatz sorgen könnten. Keine Maskenpflicht auf dem Markt Weihnachtsmarktbesucher Stephan Brinkmeyer stellt das Hygienekonzept des Weihnachtsmarktes allerdings in Frage. Bei seinem Besuch sei er ohne Kontrolle auf den Weihnachtsmarkt gekommen, die Menschen hätten sich in der Straße am Kurpark ohne Maske aneinander vorbeigeschoben und auch Schlittschuhe seien ohne Maske ausgegeben worden. Am Getränkestand habe eine Person gleich vier Glühwein ordern können. "Katastrophal", bilanziert er in seiner Mail an die NW. Da könne man nur hoffen, dass auf Landesweisung bald die Märkte schließen müssten. &bdquo;Jeder Besucher muss sich tagesaktuell über die Zugangsregeln zum Weihnachtsmarkt informieren. Derzeit haben wir Zugangskontrollen durch den 2G-Nachweis und die damit verbundene Ausgabe der Tagesbändchen. Zusätzlich werden diese farbigen Bändchen auf der Weihnachtsmarktfläche von den Schaustellern und Ordnern nachkontrolliert", erklärt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer erneut das Konzept. &bdquo;Aber nur wer aktiv am Markt teilnimmt, braucht 2G und ein Bändchen. Passanten dürfen den Markt auch ohne Band passieren." Die Maskenpflicht ist nach heutigem Stand in der Coronaschutzverordnung des Landes NRW nur für die Standbetreiber vorgesehen, und auch nur, wenn keine Schutzscheibe zum Kunden hin vorhanden ist. Der eine oder andere Passant oder Weihnachtsmarktbesucher setzt sie aber - freiwillig - trotzdem auf. &bdquo;Natürlich steht jedem frei, eine Maske zu tragen, wenn er sich damit sicherer fühlt", unterstreicht Krämer. Für die Mitarbeiter des Marktes gilt zudem die 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Hände hoch für die Groß- Bestellung Strikt aufs Bändchen achtet auch Ute Meyer in ihrem Hexenkessel im kleinen Wäldchen am Kurparkeingang. "Das klappt hervorragend", bilanziert sie. Und auch für die Situation, wenn ein Bändchenträger gleich fünf Glühwein ordert, hat sie eine Lösung parat. "Dann muss der Rest der Truppe - von wo auch immer - für mich sichtbar die Arme samt Bändchen hochhalten - das ist eigentlich immer lustig", sagt sie schmunzelnd. Viele Kunden würden sogar unaufgefordert die Ärmel hochziehen. "Es kommt natürlich vor, dass manche kein Band haben - aber die sind nach einem Hinweis durchaus bereit, sich eins zu holen", hat Meyers Kollegin Denise Andre erlebt. Schließlich wollten auch sie die "heiße Birne" oder den Glüh-Gin testen. Die Besucher kommen, wenn auch etwas zögerlicher als in den Jahren vor Corona. Aber: "Die Menschen sind froh, dass sie etwas unternehmen können", hat Meyer beobachtet. Bei all der Zufriedenheit, dass auch die Schausteller endlich wieder Einnahmen verbuchen können, hat aber auch Ute Meyer Sorge, ob der Weihnachtsmarkt weiterhin geöffnet bleibt. Wäre die Regelung anderer Bundesländer eine Option? "Sicherlich wäre auch 2Gplus einen Versuch wert. Wir wollen ja nicht gleich einpacken, wo wir grad erst aufgebaut haben." Aber erst einmal hofft Meyer für Bad Oeynhausen weiterhin auf 2G mit Band. "Nicht alle Besucher sind brav" Zufrieden mit der Situation ist auch Ulla Parpalioni. Auch wenn sie schon genügend Frust der Besucher aushalten musste. "Nicht alle sind brav", winkt sie ab. "Manche meinen, sie bekommen auch ohne Bändchen etwas." Das aber will sich Ulla Parpalioni nicht nachsagen lassen. Ohne Band keinen Reibekuchen. Auch wenn sie dann den Frust der Kunden zu spüren bekommt. "Sonst kassiere ich Abmahnungen. Und ich will ja weiter hier stehen dürfen." Nach 22 Monaten Berufsverbot sei sie froh, dass sie als Schaustellerin wieder Einnahmen habe. "Natürlich kalkuliere ich mit ein, dass der Markt geschlossen werden könnte - damit mich die Nachricht nicht erschlägt." Und was befürchtet Parpalioni für ihren Reibekuchenstand wenn sich NRW noch zu einer 2Gplus-Regelung wie im benachbarten Niedersachsen entschließt? "Das Schlimmste. Dann wird's leer." Das zumindest würden Bekannte von Märkten in Niedersachsen berichten. "Aber alles ist besser als ganz abzubauen."

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