Illegaler Handel auf Parkplätzen: Falsche Impfpässe für 150 Euro angeboten?

Bad Oeynhausen. Dirk Neubauer hat einen Blick für Details. Wird ihm ein Impfpass auf den Tisch gelegt, muss der dem kritischen Blick des Apothekers standhalten. Doch immer häufiger tauchen in Bad Oeynhausener Apotheken gefälschte Dokumente auf. "Gerade heute Morgen wieder", sagt Neubauer. Er arbeitet in der Mönch-Apotheke in Eidinghausen - und stellt fest, dass sich seit Einführung der kostenlosen Tests die Vorfälle häufen. "Wir bekommen derzeit vermehrt Meldungen von Apotheken - auch aus der Kurstadt", bestätigt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer die Vorfälle. Immer wieder sollen solche falschen Impfpässe auch auf Parkplätzen der Region angeboten werden. Wie NW-Leser berichten, jüngst für 150 Euro auf dem Parkplatz des Werre-Parks. Kostenpflichtige Test, 3G-Regelung und möglicherweise bald 2G in einigen Bereichen - für Impfverweigerer sicherlich ein verlockendes Angebot. "Wir wissen, dass Fälschungen im Umlauf sind", bestätigt Ralf Steinmeyer. "Wir haben zudem keine Zweifel daran, dass auch im Kreisgebiet solche falschen Dokumente verkauft werden." Bisher allerdings seien die Hinweise sehr unkonkret. "Es mehren sich die Gerüchte, dass diese auf Parkplätzen im Kreis kurzfristig verkauft werden. Angeblich direkt aus dem Auto heraus", so Steinmeyer. Bedauerlicherweise habe die Polizei aber keine konkreten Hinweise. Weshalb Steinmeyer appelliert, sich im Falle eines solchen Kaufangebotes sofort an die Polizei zu wenden: "Wer angesprochen wird oder einen solchen Vorfall beobachtet, der sollte uns umgehend per Notruf alarmieren." Nur dann könnte die Polizei tätig werden. "Wir haben gesteigertes Interesse daran, die Verkäufer aufzugreifen." Wer solche Beobachtungen macht, sollte der Polizei zudem eine Personen-Beschreibung und am besten noch Automarke und Kennzeichen liefern. Apotheker schauen auf Kriterien Und wie einfach ist es, gefälschte Impfpässe in den Apotheken in ein digitales Impfzertifikat umwandeln zu lassen? Schwer. Denn die Apotheker sind sensibilisiert. "Es gibt einige Kriterien, an denen gefälschte Impfpässe erkannt werden können", erklärt Apotheker Dirk Neubauer. Bei ihm in der Mönch-Apotheke und auch in der Partner-Apotheke im Werre-Park tauchen derzeit vermehrt Personen auf, die einen solchen falschen Pass vorlegen. "Anrüchig wird es schon, wenn es Menschen sind, die nicht aus der Region kommen", erklärt Neubauer. Das wird anhand des Personalausweises, der vorgezeigt werden müsse, deutlich. "Wir Apotheker sind dazu angehalten, nur Pässe der Menschen zu digitalisieren, die aus dem näheren Umfeld, also zum Beispiel aus dem Kreis Minden-Lübbecke oder dem Kreis Herford kommen. Weil uns die meisten Ärzte aus der Region bekannt sind." Auch ein unfachmännischer Stempel, der im Design und im Schriftbild auffalle, sowie fehlende Angaben seien Merkmale für Fälschungen. "Oftmals sind in solchen Fake-Pässen auch die Handschriften für sämtliche Impfungen absolut identisch." Normal seien dagegen verschiedene Schriften - weil meist mehrere Wochen zwischen den Impfterminen liegen würden. Neubauer: "Menschen mit gekauften Impfpässen kommen auch gerne zu Tageszeiten, wenn die Arztpraxen geschlossen haben." Damit die Gegenkontrolle erschwert sei. Schon der Besitz gefälschter Dokumente ist strafbar Kommt Dirk Neubauer und seinem Chef Jürgen Brentzke ein Pass komisch vor, wird im Backoffice der Apotheke alles genauer überprüft. Erhärtet sich der Verdacht, informiert die Apotheke die Polizei. "Laut deren Aussage sind wird auch ermächtigt, die Dokumente einzubehalten und sie dann der Polizei zu übergeben", so Neubauer. Alles weitere liege dann in Händen der Polizei. Die notfalls die Staatsanwaltschaft einschaltet - denn seit einigen Tagen ist auch der Besitz von gefälschten Impfdokumenten strafbar. "Deshalb möchten wir an dieser Stelle an die Bevölkerung appellieren, solche Kaufangebote zu melden", betont Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. Denn: "Leider wurde unseren Polizisten noch kein solches Dokument angeboten. Dabei sind die Kollegen viel unterwegs und gut erkennbar", sagt er mit einem Augenzwinkern. Doch nicht immer sind auffällige Impfpässe ein Fall für die Polizei: "Manchmal sind sie einfach nur unfachmännisch ausgefüllt, aber echt", weiß Neubauer. "Die Mitarbeiterinnen in den Praxen haben in Sachen Corona-Impfungen in den letzten Monaten am Limit gearbeitet", zeigt der Apotheker Verständnis.

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