Die Sielterrassen am Wehr in Bad Oeynhausen stehen zum Verkauf

Bad Oeynhausen. Die Sielterrassen sind nicht nur ein Immobilien-Objekt in exklusiver Lage. Sie sind auch ein Haus mit Geschichte. Vor allem Tänzern ist die Gaststätte direkt am Sielwehr der Werre ein Begriff. Der sonntägliche Tanztee lockte Menschen auch aus der weiteren Umgebung nach Bad Oeynhausen. Seit dem Corona-Lockdown im März ist aber auch der Tanztee im Siel Geschichte. Doch ausnahmsweise ist nicht das Virus der Grund dafür, dass die Sielterrassen nun zum Verkauf stehen. Eigentümer Hartmut Jungmann ist jetzt 77 Jahre alt. "Ich will einfach ein bisschen kürzer treten", sagt er. Und deshalb will er sich von der Immobilie trennen. Den Verkauf hat das Maklerbüro Nagel in Bad Oeynhausen übernommen. Das Exposè beschreibt das Sielpalais - so heißt das Lokal, seitdem Hartmut Jungmann es vor 20 Jahren übernommen hat - als "angesagten Tanztreff" mit wunderschöner Lage und "modernem Charme". 699.000 Euro sind im Internet als Kaufpreis aufgerufen. 836 Quadratmeter Gesamtfläche und 638 Quadratmeter Nutzfläche hat das Gebäude, das auf einem 2.005 Quadratmeter großen Grundstück steht. Das Maklerbüro hat es als Immobilientyp "Bar, Gewerbe, Gastgewerbe" eingestuft. Das "kleine Kurhaus" war Visitenkarte der Stadt "Es ist ein besonders interessantes Objekt", findet denn auch Frank Haseloh, Geschäftsführer der Nagel Immobilien GmbH. Seit rund einem Vierteljahr biete er die Sielterrassen an, so Haseloh. Und das Interesse sei beträchtlich. "Wir hatten inzwischen rund 15 Besichtigungen", so der Makler. "Und es gibt einige ernst zu nehmende Interessenten", berichtet er. "Die kommen alle aus dem Raum Bad Oeynhausen und haben gastronomische Erfahrung." Denkbar wären aber auch andere Nutzungen in dem Gebäude. Das Haus wurde 1907 von der Königlichen Badeverwaltung als Restaurant Sielterrassen erbaut. Und eine ganz besondere Bedeutung bekam das Haus nach dem Krieg. Da die Engländer 1945 Bad Oeynhausen zum Sitz ihres Hauptquartiers gemacht hatten, waren neun Jahre lang die Kureinrichtungen der Badestadt samt Kurhaus und Kurpark für die Einheimischen gesperrt. Als "kleines Kurhaus" wurden so vorübergehend die Sielterrassen genutzt. Zur Einweihung Pfingsten 1950 kam eigens der Regierungspräsident Heinrich Drake zu den Sielterrassen. Das &bdquo;idyllische Kleinod am rauschenden Wehr“ sollte Visitenkarte der Stadt und Anziehungspunkt für Besucher aus nah und fern werden. "Mein Schwiegervater hat hier schon in 1950er Jahren getanzt" Und die Bad Oeynhausener hatten offenbar Nachholbedarf an Geselligkeit. In den 1950er Jahren finden in den &bdquo;Sielterrassen“ Bälle, fröhliche Feste sowie Gesellschaftstanz statt, außerdem gemeinsame Veranstaltungen von Deutschen und Engländern und Empfänge für politische Prominenz, so berichtet Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand. Die &bdquo;Sielterrassen“ bieten den größten Saal Bad Oeynhausens außerhalb des Sperrgebiets. Und so führt Hartmut Jungmann denn mit seinen Veranstaltungen am Sonntagnachmittag eine Tradition fort, als er vor 20 Jahren die Sielterrassen übernimmt. Wie lange es den Tanztee im Siel schon gibt, weiß der 77-Jährige nicht. &bdquo;Ich habe den Tanztee weitergeführt“, berichtet er. &bdquo;Ich weiß aber, dass mein Schwiegervater hier schon in den 1950er Jahren sonntagnachmittags getanzt hat.“ Eine Tradition, die auch die Einrichtung des Saals mit dem gediegenen Dunkelrot der Wände und den glitzernden Vorhängen heute noch signalisiert. Seit dem Corona-Lockdown Mitte März musste der Tanztee ausfallen. Tanzveranstaltungen, so erläutert Jungmann, seien auch im Sommer wegen Corona nicht erlaubt gewesen. Ob diese Tradition nun nur ruht oder ob sie endgültig zu Ende ist, darüber entscheidet wohl auch die Frage, wer neuer Eigentümer der Immobilie wird.

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