Bankberater beklaut Kunden für Computer-Spielsucht

Bad Oeynhausen. Die Tränen kullern und die Stimme versagt, als der Angeklagte versucht, sich zu erklären. Über einen Zeitraum von sieben Monaten hat der 27-jährige Bankangestellte immer wieder Geld von den Konten seiner Kunden an sich selbst ausgezahlt. Die Anklage der Staatsanwaltschaft vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen treffe zu. Der Bankangestellte hat sich selbst angezeigt, als der Betrug aufgeflogen war. Insgesamt 28.000 Euro hat der Mann von den Konten dreier Frauen aus Bad Oeynhausen abgehoben und dafür ihre Unterschriften gefälscht. Der Diebstahl fiel Ende Februar 2020 auf, als eine Kundin der Volksbank ihre Kontoauszüge durchsah. Da fehlten bereits 18.500 Euro. Die Bank setzte die interne Revision auf die Sache an und sah die Belege systematisch durch. Die internen Ermittler entdeckten Bareinzahlungen auf dem Konto des Angeklagten in Höhe der Auszahlungen und zwei weitere Konten von Kundinnen, die betroffen waren. Außerdem stimmten die Unterschriften auf den Papieren nicht mit den Unterschriften der Frauen überein. Interne Ermittler überführten den Bankangestellten Wegen der Coronakrise konfrontierte die interne Revision den Bankangestellten am Telefon mit den Vorwürfen und stießen anfangs auf Widerstand. "Er konnte sich erst nicht erinnern", sagte der interne Ermittler als Zeuge vor Gericht. Erst gegen Ende des Telefongesprächs habe der Angestellte den ersten Sachverhalt eingeräumt. Und bei einem weiteren Telefonat dann auch die weiteren Auszahlungen. Dabei sei dem Angestellten auch klar gemacht worden, dass er das Geld zurückzahlen, seine Anstellung verlieren und sich einem Strafverfahren stellen müsse. Der Angeklagte arbeitet inzwischen in einer anderen Branche im Backoffice und hat den drei Bankkundinnen ihr Erspartes in mehreren Tranchen zurückgezahlt. Das Geld dafür, erklärt er vor Gericht, habe er sich bei seiner Familie geliehen und seine Taten gebeichtet. Er habe inzwischen psychologische Hilfe angenommen. Angeklagte flüchtete sich in die Scheinwelt des Computerspiels "Fifa" Das alles sei in einer Ausnahmesituation passiert. Nach dem Tod der Mutter seiner Freundin habe er versucht, ihr eine besondere Stütze zu sein - und sich überfordert gefühlt. Letztlich habe er sich in eine Scheinwelt am Computer geflüchtet und dafür das Geld gebraucht. Inzwischen habe er alles verkauft und sich überall abgemeldet. Spielsucht ist für ihn kein Thema mehr. Die Scheinwelt bestand offenbar aus dem Computerspiel "Fifa", bei dem Spieler gegen Geld zusätzliche Möglichkeiten kaufen können. Bei dem Angeklagten war das eine regelrechte Sucht. Kritiker sehen in den sogenannten "Lootboxen" Glücksspiel und forderten im September 2019 zuletzt eine Heraufsetzung des Mindestalters von derzeit 0 auf 18 Jahre. Selbst Spiele-Profis können bei "Fifa" innerhalb weniger Wochen vierstellige Beträge ausgeben - und immer noch nicht die besten Spielbedingungen haben. Der Richter verurteilt den geständigen Bankkaufmann schließlich wegen Urkundenfälschung und Untreue in gewerbsmäßigem Ausmaß zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten, die drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Staatsanwalt hatte elf Monate Haft gefordert, die Verteidigerin "ein gerechtes Urteil". Der Angeklagte muss außerdem 80 Sozialstunden "als spürbare Sanktion" leisten. Eine Geldstrafe kam für den Richter nicht in Betracht: "Sie haben Unterschriften nachgeahmt und das Vertrauen als Bankmitarbeiter missbraucht."

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