Balda ist ein Schlüsselbetrieb im Kampf gegen Corona

Bad Oeynhausen. Einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die Tests, die klären können, ob sich Menschen mit dem gefährlichen Erreger infiziert haben. In der Diagnostik gilt das Schnelltestverfahren des Schweizer Pharmakonzerns Roche als das derzeit effektivste. Für diese Verfahren kommt ein wesentliches Element aus Bad Oeynhausen. Mitte März stellte Roche sein Diagnostik-System vor, das aus dem Abstrich von Patienten den Corona-Erreger isolieren und so den Nachweis über eine Infektion führen kann. Drei wesentliche Bestandteile hat das System: Die Basisinstrumente kommen aus der Schweiz, die Reagenzien aus den USA und die Plastik-Verbrauchsmaterialien aus Deutschland. Genauer: von der Balda Medical aus Bad Oeynhausen, wie Geschäftsführer Oliver Pfannschmidt jetzt gegenüber der NW bestätigte. Die Proben werden immer wieder erhitzt und abgekühlt. Balda liefert die Testplatten, mit der die Proben der Patienten in die Diagnosegeräte eingeführt werden. Das klingt nach einem simplen Produkt, ist es aber nicht, wie Pfannschmidt versichert. "Das ist relativ aufwendig herzustellen", sagt der Geschäftsführer der Balda Medical. Denn auch das voll automatisierte Analyseverfahren in den Roche-Geräten sei ein komplizierter Prozess. "Die Testplatten müssen absolut frei von DNA sein", erläutert Pfannschmidt. Entsprechend werden sie unter strengen Reinraum-Bedingungen hergestellt. In den Analyse-Kammern werden die Proben verschiedenen Temperaturen ausgesetzt, immer wieder erhitzt und abgekühlt. "Dabei entsteht Druck. Die Testplatte muss auch dann hundertprozentig dicht sein." Und auch die Wanddicke der Diagnoseplatte sei wichtig und müsse strengen Vorgaben entsprechen. Einfach eine zweite Maschine aufzubauen ist keine Option "Wir haben schon vor fünf, sechs Wochen von Roche die Anfrage erhalten, unsere Produktion um 40 Prozent zu erhöhen", berichtet Pfannschmidt. Das hat Balda inzwischen getan. "Wir produzieren nun auch dieses Produkt samstags und sonntags, sieben Tage die Woche." Die Produktion der Diagnoseplatten läuft bei Balda auf einer Fertigungslinie. Einfach eine weitere Maschine dafür aufzubauen - das sei kurzfristig keine Option, versichert er. "Das würde zwei Jahre dauern, mindestens." Zu den produzierten Stückzahlen macht Balda keine Angaben. Das Produkt sei nicht eigens für die Corona-Tests entwickelt worden, erläutert der Geschäftsführer. Roche hat für die Corona-Tests auch bereits vorhandene Anlagen im Hinblick auf die verwendeten Reagenzien und Auswertungen modifiziert. "Wir produzieren dieses Produkt in ähnlicher Form schon seit rund acht Jahren", so Pfannschmidt. Es spiele zwar eine wichtige Rolle im Produkt-Portfolio von Balda. "Es ist aber nicht unser Haupt-Umsatzbringer", sagt Pfannschmidt. "Das ist schon ein motivierendes Gefühl" Da Balda aber der weltweit einzige Lieferant der Diagnoseplatten ist, gilt das Bad Oeynhausener Unternehmen durchaus als Schlüsselbetrieb im Kampf gegen Corona. "Das ist schon ein motivierendes Gefühl", sagt Pfannschmidt. Ein Gefühl, dass die gesamte Balda-Mannschaft teile. Denn nicht nur wegen der Teile für die Corona-Tests habe das Unternehmen die Produktion hochgefahren. Auch die Nachfrage nach anderen Balda-Produkten sei gestiegen - zum Beispiel Stechhilfen für Diabeteskranke. "Wir liefern weltweit, und die Transport-Kapazitäten sinken", so Pfannschmidt. "Unsere Kunden versuchen deshalb, ihre Lager zu füllen." "Wir haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung" Um so wichtiger sei es, dass auch die Mitarbeiter gesund bleiben. "Natürlich halten wir alle Vorgaben und Vorschriften ein", versichert der Geschäftsführer. "Und zum Glück und auch dank der ergriffenen Maßnahmen läuft die Produktion planmäßig", so Pfannschmidt. Er betont: "Für uns geht es aktuell nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg. Wir haben spätestens jetzt auch eine gesellschaftliche Verantwortung." Die Balda AG war Anfang des neuen Jahrtausends zu einem bedeutenden Zulieferer von Handyherstellern mit weltweit 8.000 Mitarbeitern aufgestiegen. Dem rasanten Aufstieg folgten ein noch rasanterer Abstieg und turbulente Jahre des Übergangs, bis 2016 die italienische Stevanato-Gruppe die Balda-Medical, die 2002 gegründete Medizin-Sparte von Balda, für 95 Millionen Euro kaufte. Balda produziert Tablettenspender, Dosiersysteme für Medikamente, Analysegeräte und Laborzubehör.

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