Am Herzzentrum Bad Oeynhausen hängt eine Intensivstation am Kranhaken

Bad Oeynhausen. Die Herausforderung ist nicht nur der schwere Klotz am Kranhaken. Das Risiko liegt auch darunter. Denn der 700-Tonnen-Kran muss die Module der provisorischen Intensivstation über ein Gebäude heben. Und das gehört zu einem besonderen Krankenhaus: dem Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) Bad Oeynhausen. Vor neun Jahren begann im HDZ eine intensive Bauphase. Zur Überbrückung lagerte das Herzzentrum einen Teil seiner Intensivstation in ein Provisorium aus. Aus elf Modulen wurde so innerhalb von nur zwei Monaten eine moderne, zwölf Betten umfassende herzchirurgische Intensivstation zusammengefügt. "Angst darf man nicht haben" Und wie das mit Provisorien oft so ist: Auch dieses hielt erstaunlich lange. Nun aber ist sich das HDZ sicher, die Modul-Station nicht mehr zu brauchen. Am Mittwochabend begann der Abtransport der Module, die am St.-Johannisstift in Paderborn wieder zusammengefügt werden sollen. Der Aufwand für diesen XXL-Umzug ist enorm. Das Unternehmen Franz Bracht hat den größten Teleskop-Kran aus seinem Bestand von Erwitte nach Bad Oeynhausen geschickt. Viel Platz ist nicht, nachdem Kranfahrer Kurt Witteborn den Acht-Achser auf der Rückseite des HDZ platziert hat. "Kein besonderes Problem", findet Witteborn, der seit über 40 Jahren Kräne bedient. Und der im Aufbau auf dem abschüssigen Hinterhof des HDZ die größere Herausforderung sieht. Denn der Kran muss absolut in der Waage stehen. Zum Warmmachen hebt Witteborn erstmal ein "Kleinteil" an. Das erste Modul ist das Treppenhaus der Intensivstation, nur so groß wie eine Fertiggarage. Dann lernt ein ordentlicher Brocken das Schweben: Der Kran hebt ein Modul mit Lüftungstechnik und Elektrik, mindestens drei Mal so groß wie das erste Modul und an die 40 Tonnen schwer, über ein Gebäude des HDZ hinweg. Angst, dass das tonnenschwere Teil herunterfallen könnte, kennt Witteborn nicht. "Die darf man nicht haben", sagt der Kranführer. Der Transporter ist 33 Meter lang Vorsicht ist trotzdem kein Fehler. "Als die Module vor neun Jahren eingebaut wurden, musste der Teil des Gebäudes, über das die Lasten gehoben wurden, noch geräumt werden", erinnert sich Marc Lohmeier, Technischer Leiter im HDZ. Damals wie heute sind in dem Gebäude aber keine Patienten, sondern die Verwaltung untergebracht. Und da der Abbau erst um 19 Uhr abends beginnt, sind die Verwaltungsangestellten diesmal schon im Feierabend. "Das Gebäude ist leer", versichert Lohmeier. Auf der Brahmsstraße ist inzwischen ein auffälliger roter Transporter vorgefahren. 33 Meter ist er lang. Und mit einer tiefergelegten Ladefläche versehen, damit der Transport nicht zu hoch wird. Insgesamt sechs Schwertransporter werden in der Nacht zu Donnerstag verladen und nach Paderborn gefahren, vier weitere folgen in der Nacht zu Freitag. Das elfte Modul wird in Paderborn nicht gebraucht und entsorgt. Um Platz für Kran und Lastwagen zu schaffen, wurden am HDZ Hydranten umgebaut, Bäume versetzt und 100 Meter Stahlblech zum Schutz der Bürgersteige verlegt, berichtet Lohmeier. "Da könnte die Krankenschwester gleich mitfahren" Lohnt ein solcher Aufwand für zehn gebrauchte Gebäudeteile? "Auf jeden Fall", versichert Michael Schäffler, geschäftsführender Gesellschafter der "Empower modular GmbH", die den Auftrag hat, Abbau, Transport, Aufbau und Sanierung der Module zu organisieren. "Die Module sind voll ausgestattet. Fußboden, Türen, Schränke, Elektrik, Lüftung - alles ist noch drin. Da könnte die Krankenschwester glatt gleich mitfahren", flachst Schäffler. Was dieser Umzug kostet, darüber aber schweigen die Beteiligten. Bis in die frühen Morgenstunden dauert die Verladung der ersten Modul-Partie. In rund zwei Monaten soll aus den mobilen Gebäudeteile aus Bad Oeynhausen am Johannisstift in Paderborn wieder eine Intensivstation entstanden sein. Diesmal nicht als Provisorium, sondern für den Dauerbetrieb.

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