Bad Oeynhausen

Mulmiges Gefühl kann helfen

Kindesmisshandlung: Auf der Fortbildungsveranstaltung der Johanniter-Unfall-Hilfe ermuntern die Referenten, jedem Verdacht nachzugehen

Für Fortbildungsveranstaltung verantwortlich: Heike Brinkhoff (v.l.; Fachbereichsleitung der Johanniter-Familienberatung und Sina Nagel (Mitarbeiterin, Hauptorganisatorin der Fortbildung). | © Foto: Johanniter:

27.09.2015 | 27.09.2015, 21:01

Bad Oeynhausen (nw). Mit fast 90 Teilnehmern aus den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford fand in der Mehrzweckhalle der Johanniter-Ordenshäuser die erste vom Fachbereich Familienberatung organisierte Fortbildungsveranstaltung zum Thema Kindesmisshandlung statt.

Unter der Moderation der Johanniter-Fachbereichsleitung Heike Brinkhoff referierten Fachleute der Rechtsmedizin, der Kinder- und Jugendklinik, des Jugendamtes sowie der Kriminalpolizei vor Besuchern mit sozialen Berufen wie Hebammen, Tagesmüttern, Erziehern und Schulsozialarbeitern. Der Fachbereich hatte es sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen dieser Fortbildung mit dem Titel „Ein Gefühl? Ein Verdacht? Kindesmisshandlung richtig erkennen“, die Aufmerksamkeit für das Wohl der Kinder zu wecken, die Besucher darin zu unterstützen und sie im Umgang mit bestimmten Gefühlen zu sensibilisieren sowie ihnen Handlungssicherheit zu vermitteln.

Christian Rehberg, Vorstand des Johanniter-Regionalverbandes, eröffnete die Veranstaltung und rief dazu auf, jedem Verdacht nachzugehen und beim zuständigen Jugendamt zu melden: „Ein mulmiges Gefühl sollte ernst genommen werden. Schieben Sie es nicht beiseite. Schauen Sie hin. Hören Sie zu. Gehen Sie jedem noch so kleinen Hinweis nach. Nur so haben wir eine Chance, im Leben betroffener Kinder noch rechtzeitig etwas zu verändern.“

Als erste Gastrednerin trat Heidi Pfeiffer, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster auf. Die Ärztin erklärte das Vorgehen der Rechtsmedizin im Verdachtsfall und sensibilisierte die Teilnehmer anhand von Bildern auf die verschiedenen Misshandlungsformen und Verletzungsbefunde.

Einen Überblick über die Anzeichen von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung gab Diplom-Psychologin Katrin Ramöller von der Kinder- und Jugendklinik am Klinikum Herford und zeigte Möglichkeiten für den Umgang auf.

Carolin Aring, Mitarbeiterin der Koordinationsstelle nach dem Bundeskinderschutzgesetz der Stadt Herford, referierte zum Thema “ „Das Jugendamt im Spannungsfeld zwischen Wächteramt und Frühen Hilfen“ und klärte über das Bundeskinderschutzgesetz auf sowie die Wichtigkeit des Konzepts der „Frühen Hilfen“ und der Bildung von Netzwerken. „Haben Sie keine Hemmungen, sich in Verdachtsfällen an das Jugendamt zu wenden“, rief Carolon Aring auf.

Die Kriminalhauptkommissarin der Kreispolizeibehörde Herford, Anke Theisen, gab den Teilnehmern abschließend einen Einblick über den Verlauf eines Strafverfahrens bei Verdacht auf Kindesmisshandlung.