Bad Oeynhausen (cpa). Der Konsum von Cannabis ist in Deutschland illegal – und häufig. Als Joint geraucht kommt das Rauschmittel pur in die Lunge. In Kuchen oder Keks erscheint der Cannabiskonsum samt Sättigungsbeilage gleich harmloser. Ein Irrtum, dem auch die acht jungen Männer in Wulferdingsen jetzt aufsaßen. Warum bei Cannabis-Gebäck die Gefahr der Überdosierung besonders hoch ist, erklärt Andreas Hosp, Oberarzt der internistischen Klinik am Krankenhaus Lübbecke-Rahden in Rahden.
Wie reagiert der Körper auf den Konsum von Cannabis?
ANDREAS HOSP: Cannabis wird allgemein schlecht resorbiert. Das heißt, der Körper nimmt es über den Verdauungstrakt oder die Schleimhäute nur langsam auf. In der Lunge wird er noch am besten aufgenommen. Innerhalb von Minuten tritt die Wirkung dann ein, eine Dämpfung des Bewusstseins zum Beispiel.
Und wenn Cannabis in Kekse oder Kuchen eingebacken gegessen wird, wie jetzt von den jungen Männer in Bad Oeynhausen?
Hosp: In Keksen wirkt Canabis viel unkontrollierter. Die Resorption über den Darm ist deutlich langsamer, und kann sich dann über Stunden hinweg stetig steigern. Weil die Wirkung nicht sofort ein tritt, wird dann noch ein Stück Kuchen mehr gegessen. Setzt die Wirkung schließlich ein, ist sie unberechenbar geworden.
Die jungen Männer in Bad Oeynhausen litten an Übelkeit und Erbrechen – ist das eine bei Überdosierung typische Nebenwirkung?
Hosp: Nein, ein Zusammenhang mit Cannabiskonsum ist nicht belegt. Da muss irgendein anderer Stoff mit im Spiel gewesen sein. Das ist gerade die große Gefahr: Dass die Konsumenten oft gar nicht genau wissen, was sie illegal gekauft und eingenommen haben. Die Dealer strecken den Stoff häufig mit ähnlich gearteten Substanzen. Hinterher kann das kein Pharma- oder Toxikologe mehr überblicken. Die verschiedenen Stoffe wirken im Körper mit- und gegeneinander, führen zu Herzrhythmusstörungen, schweren Krampfanfällen und Erbrechen.
Was können Sie dann tun?
Hosp: Alle Fälle kommen vorsichtshalber auf die Intensivstation. Und Kohle bindet die Toxine und führt ab. Die gibt es dann als schwarze Brühe aus der Flasche zum Trinken.