Künstliche Intelligenz im Handwerk: Wie zwei Betriebe aus Lippe sie nutzen

Kreis Lippe. Auf der einen Seite Wissen, das über Generationen von Handwerkermund zu Handwerkerohr weitergegeben wird, auf der anderen Arbeitsabläufe, die die Künstliche Intelligenz binnen Sekunden bündelt – wie passt das zusammen? Gut, beantworten die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bielefeld und ihre Projektpartner ihre eigene Frage. KI und Handwerk, das passt, sagen sie, und verweisen auf zwei Betriebe aus Lippe. Die Bäckerei Biere aus Detmold und der Restaurator Kramp & Kramp aus Lemgo machen derzeit bei einem Pilotprojekt mit. Das Projekt KIDiHa steht für &bdquo;Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk in NRW“. Projektpartner sind die FHM, die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe und das Fraunhofer IOSB-INA (Lemgo). KIDiHa wird durch das Land gefördert und läuft bis zum 30. Juni 2027. Es mache den Fachkräften von morgen &bdquo;Lust auf den Mehrwert von KI“, lobte Wissenschaftsministerin Ina Brandes bei einem Besuch in Bielefeld; in der FHM läuft eine Ausstellung. Projektleiter Prof. Dr. Klaus Schafmeister aus Detmold schätzt die Potenziale besonders für kleinere Betriebe als enorm ein. KI gebe Antworten auf Herausforderungen wie Energie-Management, Dokumentation oder Kundenorientierung. Das macht die Lemgoer Bäckerei Biere Dort wird bald die digitale Theke getestet. Keinesfalls, um weniger Personal einsetzen zu müssen, betonen die beiden Geschäftsführer Denise Spintzyk und Nicolas Biere. Im Gegenteil: &bdquo;Wir wollen die persönliche Beratung, das Kundengespräch stärken.“ Das Prinzip: Jede Verkäuferin bekommt ein Armband mit einem Barcode. Nimmt sie ein Brötchen, ein Stück Kuchen, ein Brot aus dem Korb in der Theke oder dem Regal, registriert dies ein Mini-Lesegerät (ID-Reader), das über dem Blech oder dem Korb an der Theke oder unter dem Regalbrett angebracht wird. Dafür ist es natürlich wichtig, dass jede Sorte Brötchen und jede Sorte Brot immer an derselben Stelle liegt, denn die ID-Reader sind ja auf speziell diese Ware programmiert. Im Anschluss hält die Verkäuferin das Armband an die Kasse, der Preis für die Tüte Brötchen erscheint, fertig. Gleichzeitig, erklärt Biere, weiß er, wie viel von jeder Sorte verkauft worden ist, ob er Mehrkorn- oder Roggenbrötchen nachbacken muss, oder wovon er vielleicht zu viel produziert hat und was er gegen Abend womöglich ins Angebot nehmen sollte. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, helfe das unheimlich bei der Kalkulation, spare Energie und Rohstoffe. Die KI merkt sich Wochentag, Wetter, saisonale Besonderheiten. &bdquo;Und unsere 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich uneingeschränkt auf die Kunden konzentrieren“, sagt Biere. Es gibt noch viel zu tun, Denise Spintzyk und Nicolas Biere müssen sich beispielsweise mit dem Kassenhersteller in Verbindung setzen. Aber den Protypen einer solchen Theke gibt es. Nun wird der Stammladen in Heiligenkirchen umgebaut, später folgen die Filialen. Auch interessant: KI-Zukunft in OWL: So wird die Region zum Hotspot für Innovation Das macht der Lemgoer Restaurator Kramp & Kramp Projektleiter Lukas Fuchs freut sich auf die &bdquo;digitale Projektmappe“. Jeder der vielen Werkstattwagen, in denen beispielsweise die zu restaurierenden Fenster ihre Stationen in der Werkstatt durchlaufen, bekommt ein Display, an dem künftig der Stand jedes Arbeitsschrittes abzulesen ist. Von Hand ausgefüllte und ans Klemmbrett geheftete Laufzettel gehören dann der Vergangenheit an. Wie weit sind Hobel- oder Schleifarbeiten, was ist an der Hobel- und Frässtation zu tun, was in der Lackiererei? &bdquo;Alle Beteiligten können jederzeit auf den aktuellen Stand zugreifen“, sagt Fuchs – egal, wo die Baustelle ist, Kontrollgänge gebe es nicht mehr. So könne er von Lemgo aus Arbeiten in anderen Orten besser disponieren, Gewerke koordinieren. Die Telefoniererei hat ein Ende. &bdquo;Und ich weiß: Wo können wir noch Aufträge annehmen, wo brauchen unsere Leute Unterstützung?“ Was aus den ihm zur Verfügung gestellten Daten folgt, muss er allerdings noch selber entscheiden. Das macht die KI dann vielleicht später. Was nach wie vor entscheidend bleibe, sei die Erfahrung: &bdquo;Aber der Arbeitsalltag wird unheimlich erleichtert.“ Kramp & Kramp sei KI-mäßig schon auf einem guten Weg, die Basis sei gelegt, etwa in der Rechnungsführung. &bdquo;Wir fördern und unterstützen diese Möglichkeiten, sperren uns nicht.“ Handwerkliches Können, bei aller maschinellen Unterstützung das A und O, bekomme mehr Freiraum. Weniger Stunden mit Datensuche verbringen zu müssen, schaffe Zeit für die Werkstatt. Die digitalen Projektmappen dokumentierten die Arbeiten zuverlässig, schüfen eine Beispielsammlung. Lesen Sie auch: Künstliche Intelligenz löst Problem von Bielefelder Firma

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