
Oerlinghausen. Zwölf Uhr mittags in Oerlinghausen. Längst herrscht am Sonntag bei sommerlichen Temperaturen Volksfeststimmung in der Innenstadt. Dann aber wird es richtig spannend. Welcher der Hermannslauf-Favoriten wird als Erster über das Bergstädter Kopfsteinpflaster rennen? Florian Borchert wird bereits an der Kumsttonne gesichtet, zwei Minuten später jubelt ihm die Menschenmenge zu.
Sollte es diesmal etwa nicht den 17. Sieg von Elias Sansar geben? Der folgt erst in etwa 500 Meter Abstand. Horst Biere von der Laufgemeinschaft (LG) Oerlinghausen, der im Wechsel mit Hartmut Ringel vom erhöhten Standpunkt aus moderiert, mag noch nicht so recht daran glauben. „Elisas Sansar ist ein alter Hase, er treibt gerne mal die anderen Läufer vor sich her.“
Womöglich hat er das auch diesmal vor. Letztlich aber muss der mittlerweile 45-Jährige den Sieg aber Geheimfavorit Florian Borchert überlassen. Anni Opitz, die Siegerin bei den Frauen, durchquert die Innenstadt in Richtung Schopketal um 12.10 Uhr. Dorthin zieht es auch die wandernden Reservisten um Winfried Aukamp, die mit Marschmusik begrüßt werden.
Bunte Transparente an der Laufstrecke
Viele Zuschauerinnen und Zuschauer halten Transparente in die Höhe. Unter ihnen ist Daniela Thies. Die 52-Jährige ist den Hermannslauf bereits mehrfach gelaufen, war auch beim Marathon in Paris und Berlin dabei, möchte in diesem Jahr noch den in Chicago laufen. Also muss er Hermannslauf diesmal für sie ausfallen. Umso enthusiastischer unterstützt sie ihre Schwester Julia Heidemann, die mitwalkt. Aus Erfurt ist die Apothekerin nach einer Nachtschicht angereist. Die Teilnahme ist umso erstaunlicher.
Pit Jelen ist mit seiner Tochter im Feld der Wanderer. Früh morgens sind die beiden gestartet. „Um 12 Uhr wollen wir in Bielefeld sein“, das ist das gemeinsame Ziel. Stephanie Kehela wartet unterdessen auf ihren Mann Oliver, der eigentlich längst hätte um die Kubus-Kurve biegen müssen. Mit Puscheln und Seifenblasen wird er begrüßt.
Auch der Seifenblasenmann ist wieder dabei und verteilt kleine Glücks-Aufkleber. Getragen von Songs wie „Das ist Wahnsinn“ und der jubelnden Unterstützung des Oerlinghauser Publikums geht es für die Hermannsläufer auf die restlichen Kilometer bis zur Sparrenburg.
70 Aktive von der Laufgemeinschaft
Schon in den Tagen vorher sind die Vorbereitungen für das Lauf-Event getroffen worden. Am Tag selbst stehen bis zu 70 Aktive der LG Oerlinghausen mit ihren neuen dunkelblauen Team-Shirts am Sonntagmorgen parat. Tische werden aufgebaut, von denen aus später Wasser, Tee, Elektrolyte und mundgerecht geschnittenes Obst an die Hermannswanderer und -läufer verteilt wird. Absperrbänder werden gezogen und der Willkommensbogen mit dem aufmunternden Spruch „Der Weg ist das Ziel“ aufgebaut.
Äpfel und Bananen werden im Akkord geschnippelt, Getränke in Becher gefüllt. Die Läufer nehmen es dankbar an. Weil ein Autofahrer die Hinweisschilder missachtete und genau dort parkte, wo die Verpflegungsstation ihren Platz hatte, musste am frühen Morgen fix noch ein Abschleppwagen organisiert werden.
7.000 Läufer und 1.000 Wanderer erleben die besondere Atmosphäre in Oerlinghausen. Nach Schätzungen der Polizei säumen rund 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Straßenränder. Stärkste Teilnehmergruppe ist die TSVE Bielefeld, die LG Oerlinghausen liegt mit 51 Läufern an fünfter Stelle.