Buchvorstellung in Oerlinghausen

(K)ein Urlaub in der Ukraine

Das neue Buch des Couchsurfers Stephan Orth - vorgestellt im Begegnungszentrum der Oerlinghauser Südstadt.

Stephan Orth stellt im Begegnungszentrum in der Südstadt? sein neues Buch vor: Couchsurfing in der Ukraine. | © Gunter Held

Gunter Held
21.02.2025 | 21.02.2025, 11:49

Oerlinghausen. Es war keine lustige Lesung. Stephan Orth hat auf Einladung der Buchhandlung Blume sein Buch „Couchsurfing in der Ukraine“ vorgestellt. Schon das Titelbild kann beim Betrachter Beklemmungen auslösen. Es zeigt ein Banksy-Graffitto. Zwei Kinder sitzen auf einer Panzersperre wie auf einer Wippe, der Junge hält eine Banane in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb in der Hand. Banksy, dieser gesellschaftskritische Street-Art-Künstler, von dem niemand weiß, ob es eine Person oder ein Kollektiv ist, hat sich in der Ukraine engagiert. Auch Orth weist mehrfach auf Banksy hin.

Orth erklärt, warum er auf die Idee gekommen ist, in der Ukraine von Privatwohnung zu Privatwohnung zu reisen. Es hatte persönliche Gründe. Seine Ex-Freundin sei Ukrainerin. Ob die beiden inzwischen verheiratet sind oder ob sich ihre Wege getrennthaben, verrät er nicht – das ist dann wohl doch zu privat.

Deutsche sind in der Ukraine willkommen

Aber er berichtet von Überlegungen, ob es als deutscher Journalist und Autor statthaft sei, als Couchsurfer durch die Ukraine zu reisen. Er habe dann einfach in der Couchsurfer-Community nachgefragt und durchweg positive Rückmeldungen erhalten. Wenn Deutschland die Ukraine so sehr unterstützt, dann sei es doch eine Selbstverständlichkeit, einem Deutschen Unterkunft zu gewähren.

Der Krieg ist allgegenwärtig und mittlerweile so selbstverständlich, dass Swetlana, seine Gastgeberin in Charkiv, ihm erzählt, dass sie nachts einmal schlecht geschlafen habe, weil es so still gewesen wäre. Es waren keine Bomben gefallen, keine Raketen eingeschlagen. Die Zuhörer erfahren auch, dass die Zeit im Kriegsgebiet Ukraine eine andere Bedeutung hat. Sein Gastgeber in Tschernihiw ist Andrij. Der hat am Abend ein Date mit seiner Liebsten, Soraja. Sie feiern das Jubiläum ihrer Beziehung. Sie sind seit einem Monat zusammen . . .

Einen Abend lang war der Krieg kein Thema

Als Orth sich rücksichtsvoll zurückziehen will, besteht Andrij darauf, dass der Deutsche mitkommt. Beim Treffen wird klar, warum. Die beiden Liebenden haben sich schick gemacht, Stefan Orth soll sie fotografieren. 708 Fotos habe er in drei Stunden gemacht, berichtet er den Zuhörern. Im Buch nennt er die Zahl 817 Paarfotos in einer Stunde. – Wie auch immer, das Besondere des Abends fällt Orth erst im Nachhinein auf. Sie haben den ganzen Abend über nicht vom Krieg gesprochen.