Postbank hält Detmolder für tot – unangenehme Folgen rauben dem Mann den Schlaf

Detmold. Ein bisschen makaber ist es schon. Und sehr ärgerlich. Aber Reinhard Arndt versucht, den Humor nicht zu verlieren – auch wenn er inzwischen alle Wartemelodien diverser Hotlines mitsummen kann. Der Detmolder arbeitet derzeit an seiner Wiederauferstehung. Kurz vor Weihnachten hatte ihn die Postbank für tot erklärt. Sein Online-Zugang zum Konto war plötzlich gesperrt. Ursache war offenbar der Tod eines Reinhard Arndt in Köln, ebenfalls Postbank-Kunde. Das weiß der Detmolder Reinhard Arndt auch nur, weil er in seinem Onlinebanking-Postfach die Kommunikation der Postbank mit einer Kölner Notarkanzlei fand. &bdquo;Die Postbank hatte freimütig Kontoauszüge und weitere Kontodaten zur Verfügung stellt, obwohl die Anfrage der Kanzlei sich eindeutig nicht auf mich, sondern auf einen gleichnamigen Postbankkunden mit anderem Geburtsdatum bezog.“ Offensichtlich hatte keinerlei Prüfung stattgefunden. Online-Banking mit Ausweis reaktiviert Den Zugang zum gesperrten Online-Banking hatte Arndt reaktivieren können, nachdem er am Detmolder Schalter mit seinem Personalausweis vorstellig geworden war. &bdquo;Das ganz große Elend ist die Kommunikation“, sagt er. &bdquo;Es gibt keine. Die Postbank hat sich abgeschottet gegen Nachfragen.“ Das sei so, wie wenn man in Watte hineinrufe. &bdquo;Man bekommt kein Echo.“ Und da er kaum Infos von der Postbank bekomme, sei es für ihn schwierig nachzuvollziehen, was alles noch auf ihn zukommen könne. Eine kleine Bandbreite möglicher Folgen eines virtuellen Todes durfte Arndt schon am eigenen Leib erfahren: Seine Kreditkarte ist nun gelöscht. Anscheinend hat die Postbank die falsche Information an das Kreditunternehmen weitergeleitet. &bdquo;Nicht gesperrt, sondern gelöscht“, betont Arndt. &bdquo;Also auch nicht wieder reaktivierbar.“ Was unangenehm ist, weil Arndt Reisen über die Karte gebucht und einen möglichen Reiserücktritt über die karteneigene Versicherung abgesichert hat. Natürlich war die Kreditkarte auch bei Dienstleistern wie Spotify als Abbuchungsmöglichkeit hinterlegt. &bdquo;Ich schaue nun, dass ich das auf andere Konten umstelle – wenn die mir nicht auch gesperrt werden.“ Schufa verbreitet Todesnachricht weiter Eine Direktbank, bei der Arndt ein weiteres Konto hat, hat ihm schon einen Brief geschrieben. &bdquo;Ihnen sei von der Schufa mitgeteilt worden, dass ich verstorben sei. Ob dies richtig sei?“, berichtet Arndt. &bdquo;Einen Erklärungsbogen für meine Erben gab es anbei.“ Sein örtlicher Kundenberater in der Detmolder Post informierte ihn, dass die Postbank weiter mit der Kölner Notarkanzlei kommuniziere und bereits dem Finanzamt seinen Tod zwecks Erhebung von Erbschaftssteuer mitgeteilt habe. &bdquo;Immerhin hat mir selbige Kanzlei zugesichert, mein Erbe nicht unter die Leute zu bringen, und hat der Postbank rückgemeldet, dass es sich um eine Verwechselung handelt.“ Mittlerweile seien etliche Beschwerden anhängig und jeder Tag bringe neue Überraschungen mit sich. &bdquo;Aber leider keine Lösungen“, sagt Arndt. &bdquo;Es ist wirklich erschreckend, wie schnell man durch den Tiefschlaf eines Postbank-Mitarbeiters seine Existenz verlieren kann. Sterben leicht gemacht. Ich arbeite täglich weiter an meiner Auferstehung. Bislang leider ohne Erfolg.“ Beschwerde an die Bankenaufsicht Natürlich hat Reinhard Arndt auch an den Vorstand der Postbank und eine Beschwerde an die Bankenaufsicht BaFin geschrieben. Aber das könne ja Monate dauern, bis da was passiere. &bdquo;Ich bin jetzt in so einer Warteposition“, sagt Arndt. &bdquo;Ich schlafe schlecht, weil ich das einfach nicht aus dem Kopf bekomme.“ &bdquo;Auch wenn der wirtschaftliche Schaden schwer nachweisbar ist, habe ich versucht, einen Rechtsanwalt zu beauftragen“, erzählt Arndt. &bdquo;Aber als die Kanzlei ,Postbank’ hörte, hat sie gleich abgewunken. Den Stress wolle man sich nicht antun. Dafür habe man keine Zeit. Das ist auch nicht gerade ermutigend.“ Bei seinen Recherchen ist Reinhard Arndt auch auf den Wikipedia-Artikel zur Postbank gestoßen, in dem unter anderem die massiven Probleme der Migration der Postbank-Systeme auf die der Deutschen Bank beschrieben werden, nachdem beide Unternehmen fusioniert waren. Von 1.700 Beschwerden beim Verbraucherschutz ist dort die Rede. &bdquo;Konkret wurden schlechte Erreichbarkeit und viele Serviceprobleme gemeldet.“ Verbraucher hätten von widersprüchlichen Aussagen des Kundendienstes berichtet. Verschärft habe die Lage, dass Kunden &bdquo;bei ihren Problemen durch die Postbank nicht geholfen wurde.“ Genauso sei es bei ihm auch, sagt Arndt – während der Postbank-Pressesprecher Oliver Rittmaier sagt, Arndts Problem habe mit der IT-Migration nichts zu tun. &bdquo;Die Server-Umstellung ist im Sommer 2023 abgeschlossen worden.“ Und seit der ersten Jahreshälfte 2024 sei auch der Rückstau der Aufträge abgearbeitet. Mitarbeiter hat sich verklickt Reinhard Arndt sei durch den Fehler eines Mitarbeitenden im System versehentlich als verstorben gekennzeichnet worden. &bdquo;Das ist zwischenzeitlich behoben, die Notare und das Finanzamt Detmold haben Anfang Januar ein entsprechendes Schreiben dazu erhalten“, schreibt Rittmaier. Reinhard Arndt erhalte zeitnah auch eine neue Kreditkarte. &bdquo;Sie wurde am 2. Januar bestellt.“ &bdquo;Wir haben ihm Anfang Januar ein Schreiben geschickt, das Versehen aufgeklärt“, schreibt Rittmaier. Das Schreiben der Postbank hat Arndt bekommen. Man entschuldigt sich für Unannehmlichkeiten. Dafür, dass man ihn für tot erklärt und dafür, dass man seine Daten weitergeleitet hat. Am Ende des Briefs steht. &bdquo;Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig.“ Rittmaier verspricht ein weiteres Entschuldigungsschreiben. &bdquo;Und wir erstatten ihm für die Unannehmlichkeiten 100 Euro auf seinem Girokonto.“

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