Wenn Ärzte nach Syrien zurückkehren: Wieso das für Lippe eine Katastrophe wäre

Kreis Lippe. Es wäre ein &bdquo;Fiasko“ für die Menschen in Lippe, wenn ein Großteil der hier praktizierenden Ärztinnen und Ärzte aus Syrien nach dem Assad-Sturz in ihr Geburtsland zurückkehren sollte. Davon ist Karl Arne Faust, regionaler Leiter der Ärztekammer und Allgemeinmediziner in Detmold, überzeugt. Seine Einschätzung untermauern Zahlen. Etwa zehn Prozent des medizinischen Personals würde allein am Klinikum Lippe wegfallen, schätzt Faust. Für Lippe hätte das verheerende Folgen. &bdquo;Wir sind auf Ärztinnen und Ärzte von außen angewiesen“, stellt Lippes Ärztekammerchef klar. Insgesamt 45 Ärztinnen und Ärzte aus Syrien sind den Zahlen der Ärztekammer nach allein im Kreis Lippe tätig. 39 davon sind laut Faust an lippischen Kliniken tätig. Sechs Mediziner aus Syrien haben sich hier im Kreis in Praxen niedergelassen – und decken teils wichtige Fachbereiche ab. Karl Arne Faust schätzt an den Kolleginnen und Kollegen aus Syrien neben der fachlichen Expertise und der enormen Qualität der medizinischen Ausbildung genauso ihre Mentalität im beruflichen Alltag. &bdquo;Das sind ganz fleißige Kolleginnen und Kollegen, die nicht satt sind“, sagt Faust. Der Leistungsgedanke stehe bei den syrischen Ärzten oft klar im Vordergrund, während andere Medizinerinnen und Mediziner inzwischen verstärkt auf die Work-Life-Balance achten würden. Syrische Ärztinnen und Ärzte spielen wichtige Rolle in Lippe Um die medizinische Versorgung in Lippe beibehalten zu können, seien die hier praktizierenden Ärzte aus Syrien entscheidend. Manche Fachärzte, wie zum Beispiel aus der Orthopädie, zählten im ambulanten Bereich zu tragenden Säulen, meint Faust. Noch sei es schwer abzuschätzen, wie viele Menschen überhaupt nach Syrien zurückkehren möchten. Da es dort aktuell keine funktionierenden Strukturen gebe und das System auf Null zurückgesetzt sei, könne von stabilen Verhältnissen keine Rede sein. Und die seien gerade für Familien mit Kindern wichtig, sagt Faust. Aber was sagen Ärzte, die aus Syrien kommen? Nur wenige sind auf Anfrage bereit, über das Thema zu sprechen. Dr. Nabil Sayaf ist 1978 nach Lippe gekommen und hat seit Jahrzehnten eine Zahnarztpraxis in Extertal. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass nur sehr wenige Ärzte zurückkehren werden“, sagt der 74-Jährige. &bdquo;Im Augenblick ist die Lage in Syrien zu ungewiss.“ Schließlich seien jetzt Islamisten an der Macht. &bdquo;Die Syrer, die hier feiern, feiern nur, dass Assad weg ist. Mehr gibt es aktuell nicht.“ Die Lage entwickele sich derzeit in eine schwierige Richtung. Dr. Nabil Sayaf kann sich daher höchstens vorstellen, sagt er, dass eher konservative Familien in ihr Geburtsland zurückkehrten, die verhindern möchten, ihre Mädchen in einer offenen Gesellschaft aufwachsen zu lassen. &bdquo;Dabei dürfte es sich aber um Ausnahmen handeln“, sagt Sayaf. Der Mediziner sieht sich mit &bdquo;Leib und Seele als deutscher Staatsbürger“, verkenne aber seine Heimat nicht. Daher beobachtet der Extertaler Zahnarzt mit großer Sorge, wie ein Terrorist sich als neuer Anführer inszeniere. Lesen Sie auch: Sorge in OWL vor der Heimkehr syrischer Ärzte Situation am Klinikum Lippe Ein Stimmungsbild darüber, wie viel medizinisches Personal unter Umständen das Klinikum Lippe tatsächlich verlassen könnte und nach dem Sturz des Terror-Regimes nach Syrien zurückkehren möchte, kann Klinikum-Sprecher Christian Ritterbach nicht geben. Das Klinikum verweist auf die nackten Zahlen. Derzeit seien 33 syrische Staatsbürger am Klinikum Lippe beschäftigt, schreibt Ritterbach. 18 davon gehörten zu den ärztlichen, 15 zu nicht-ärztlichen Mitarbeitenden. Was eine mögliche Syrien-Rückkehr für das hiesige Krankenhaus bedeuten könnte, kommentiert das Klinikum nicht. Stattdessen hängt Ritterbach den Link zu einem Beitrag des Nachrichtenmagazins &bdquo;Spiegel“ an. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte darin Anfang Dezember vor den massiven Folgen einer möglichen Syrien-Rückkehr insbesondere in Krankenhäusern kleinerer Städte gewarnt. Hier spielten syrische Ärzte eine wichtige Rolle, um die medizinische Versorgung bei einer eh schon dünnen Personaldecke zu sichern. Laut dem hiesigen Ärztekammerchef Karl Arne Faust ist das auch in Lippe der Fall. Gut zu wissen: 80.000 Syrer arbeiten in Engpassberufen in Deutschland

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