Bei diesen innovativen Pizzakartons haben Lipper die Finger im Spiel

Rinteln/Detmold. Etwa 2.500 Pizzakartons pro Minute, 160.000 pro Stunde, 750 Millionen pro Jahr: gestapelt 22.000 Kilometer und damit der halbe Umfang der Erde. Das alles schafft die Rollenoffset-Maschine der Superlative aus dem Hause Manroland Goss. Montagnachmittag zeigte die einzigartige Maschine, die in der neuen Werkshalle des Start-ups &bdquo;GPD Food Packaging“ im Rintelner Gewerbegebiet steht, der Politprominenz, was sie kann: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte sich zur Werksbesichtigung angemeldet – und war sichtlich angetan. GPD-Geschäftsführer Henning Diedrich, Gesellschafter Max Giesdorf und Betriebsleiterin Bärbel Wetenkamp präsentierten dem Landesvater, der direkt aus dem Hannoveraner Landtag in Richtung Rinteln durchgestartet war und sich eineinhalb Stunden Zeit nahm, was das Besondere an der 2020 gegründeten Firma ist: &bdquo;Effizienz und Nachhaltigkeit sind unsere DNA“, betonte Diedrich. Gegenüber dem herkömmlichen Bogenoffset-Druck hat das Rollenoffset-Verfahren gleich mehrere Vorteile: Es ist schneller, es gibt deutlich weniger Verschnitt und die Produktion ist insgesamt nachhaltiger. Diedrich erklärte: &bdquo;Wir benötigen 10 Prozent weniger Kartonmaterial und 45 Prozent weniger Energie.“ Letzteres hänge auch damit zusammen, dass die Farbe auf den Kartons nicht mit hohem Energieaufwand getrocknet werden müsse, sondern mithilfe eines Elektronenstrahlhärters bearbeitet werde. Nachhaltig und effizient Das Verfahren habe jedoch noch einen weiteren Vorteil: Es wirke sterilisierend auf den Karton, die Farbe härte komplett aus und gebe keine Substanzen mehr ab. Eine Migration der Farbe auf das Lebensmittel sei somit absolut ausgeschlossen - Stichwort Lebensmittelsicherheit. Von der Nachhaltigkeit und Effizienz hat GPD Diedrich und Wetenkamp zufolge schon zahlreiche Kunden überzeugen können – unter anderem Gustavo Gusto und Freiberger lassen in Rinteln Pizzakartons produzieren, Eigenmarken wie &bdquo;Gut und Billig“ sind mit GPD-Verpackungen ummantelt. Corona und der Ukraine-Krieg hätten dem Start-up ein wenig den Drive genommen, nun sei man aber auf einem guten Weg und wolle zum Jahresende vom Ein-Schicht- in den Zwei-Schicht-Betrieb wechseln, perspektivisch soll rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet werden. Und auch Expansionsmöglichkeiten seien an dem Standort gegeben, sagte Wetenkamp. &bdquo;Die Gründungsidee der GPD war - neben der smart factory - neue Lebensmittelverpackungen zu entwickeln, um Plastik zu substituieren“, erläuterte Diedrich. Dieses Ziel hat das Unternehmen teilweise erreicht, die Produkte sind marktreif. Doch es geht weiter: Derzeit erforsche und entwickele man in Rinteln eine Sperrschicht zwischen Karton und Lebensmittel, die die Verpackung komplett biologisch abbaubar mache. Damit könnte die Plastik-Verpackung einer Tiefkühl-Pizza entfallen, der Karton wiederum bedenkenlos ins Altpapier gegeben werden. Wurzeln der Firma liegen in Lippe Doch ganz so profan ist die Aufgabe nicht, wie Wetenkamp erklärte. Egal ob Kekse, Nudeln, Kaffee oder Pizza: Jedes Lebensmittel hat seine Eigenart, jede Innenbeschichtung in dem Karton muss anders aufgebaut sein. Ministerpräsident Stephan Weil zeigte sich angetan von dem Start-up, dessen Wurzeln in Lippe liegen – ist es doch Teil der Giesdorf Mediengruppe, zu der auch die Lippische Landes-Zeitung gehört: &bdquo;Das ist eine Megaleistung“, sagte Weil. &bdquo;Das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben, ist uns wichtig. Es ist ein Risiko, aber auch ein Megatrend“, unterstrich Gesellschafter Max Giesdorf. Die Mediengruppe ist unter anderem an einem weiteren Unternehmen beteiligt: &bdquo;Nature Compound“ mit Sitz in Schwerte. Ein Produkt aus dem Hause dieser Firma beeindruckte Weil ganz besonders: Ein beiger Becher aus Zellstoff und Kreide, mineralölfrei, mikroplastikfrei, spülmaschinenfest und zu 100 Prozent biologisch abbaubar – und das innerhalb weniger Monate: &bdquo;Das fühlt sich ja komplett nach Plastik an – das hätte ich niemals gedacht“, staunte Weil. Der Zellstoff-Becher sei ja dann quasi die Zeitung von vor einem Monat, schmunzelte er. Und er ließe sich auch bedrucken, ergänzten Diedrich und Giesdorf. Womit sich der Kreis zur Zeitungstradition wieder schließt. Innovation, made in Rinteln und Lippe.

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