Blaues Kreuz Bad Salzuflen hilft beim Ausstieg aus der Sucht

Bad Salzuflen. Manche Klienten von Thomas Reichert sind gerade mal 20 Jahre alt, andere in ihren Siebzigern. Was sie gemeinsam haben, ist die Erkenntnis, dass sie es alleine nicht schaffen, von ihrer Abhängigkeit loszukommen – seien es Alkohol oder Medikamente. Seit August bietet das Blaue Kreuz seine Suchtberatung in den Räumen der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in der Martin-Luther-Straße 9 an. Acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat die Fachberatungsstelle Sucht dort. Abhängige haben hier die Möglichkeit, sich auf Wunsch zunächst anonym beraten zu lassen, was die Optionen sind, um abstinent zu werden. Angehörige von Suchtkranken können sich ebenfalls beraten lassen. Nach wie vor ist die Mehrzahl der Klienten, die Hilfe beim Blaukreuz-Zentrum suchen, alkoholabhängig, sagt Reichert. Der 59-Jährige arbeitet als Sozialtherapeut und ist zeitgleich Leiter des Blaukreuz-Zentrums Lippe. Seit 26 Jahren ist er beim Blauen Kreuz, noch länger in der Suchtberatung. So unterschiedlich die Abhängigen auch sonst sein mögen, die Ursachen für die Sucht sind oft ähnlich. &bdquo;Einsamkeit, Konflikte in Beruf oder Privatleben sind oft Auslöser“, sagt Reichert. Jede Sucht habe einen Ursprung. In Gesprächen versuchen die Therapeuten, den Hintergründen auf die Spur zu kommen. Denn nur dann könne es gelingen, vom Alkohol zu lassen. &bdquo;Die Menschen müssen beispielsweise lernen, mit Konflikten umzugehen.“ Seien sie einsam, müssten sie lernen, sich ohne Alkohol zu beschäftigen, oder versuchen, Anschluss zu finden. Längere Suchtgeschichte &bdquo;Oft kommen Menschen, die sagen, sie haben mit dem Trinken angefangen, weil sie ihren Job verloren haben oder weil sich ihr Partner von ihnen getrennt hat“, berichtet Reichert. Im Gespräch kristallisiere sich dann aber heraus, dass dem eine längere Suchtgeschichte vorangegangen ist. &bdquo;Der Grund für den Jobverlust war, dass sie mit Fahne zur Arbeit gekommen sind und der Partner hat sie verlassen, weil sie trinken.“ Es gibt sowohl die Möglichkeit einer ambulanten als auch einer stationären Therapie. Beides wird entweder von der Rentenversicherung oder der Krankenkasse bezahlt. &bdquo;Ambulant bedeutet, dass der Klient in seinem sozialen Umfeld bleibt und die Konflikte, die es dort gibt, aushalten muss, ohne Alkohol zu trinken.“ Das sei nicht immer eine Option. Eine stationäre Therapie könne besser sein, beispielsweise, wenn das Umfeld des Betroffenen trinkt. In der Regel ist der Therapie eine Entgiftung vorangestellt. Denn bei schwerer Alkoholabhängigkeit können die Abhängigen nicht ohne Weiteres aufhören zu trinken. &bdquo;Das muss ärztlich begleitet werden, da sich sonst Krampfanfälle und andere Komplikationen einstellen können, die unter Umständen zum Tod führen“, sagt Reichert. Dass Menschen sich professionelle Hilfe suchten, habe zumeist einen konkreten Anlass. Sei es, dass sie vom Arbeitgeber angezählt worden seien oder der Partner mit Trennung drohe. Legale Drogen 24 Therapieplätze stehen in Bad Salzuflen zur Verfügung, 17 sind derzeit belegt, so Reichert. Hier sind es vor allem Männer, die sich melden. Gesamtgesellschaftlich stellten Frauen aber fast die Hälfte der Alkoholabhängigen. Reichert spricht von 1,6 Millionen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sterben pro Jahr etwa 20.000 Menschen an den Folgen. Reichert zitiert die Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, demzufolge sind es gar 60.000. Alkoholismus ist nicht die einzige Sucht, bei der die Droge legal zu bekommen ist. &bdquo;1,5 Millionen Menschen sind medikamentenabhängig“, sagt Reichert. Da man das den Betroffenen nicht anmerke – anders als beim Alkohol – gingen auch weniger in die Therapie. Klar abzugrenzen seien die Süchte aber keinesfalls immer. &bdquo;Was zugenommen hat, ist der Mischkonsum. Menschen trinken und mischen das mit Medikamenten und auch illegalen Drogen“, sagt Reichert. Wer einmal alkoholabhängig war, bleibt es sein Leben lang, auch wenn er abstinent lebt. &bdquo;Etwa 50 Prozent der Klienten schaffen es, ein Jahr oder darüber hinaus abstinent zu bleiben“, sagt der Therapeut. Unter den anderen 50 Prozent seien sowohl Menschen, die wieder anfangen, regelmäßig zu trinken, als auch welche, die einen Rückfall haben und dann wieder aufhören. Nach einem Rückfall schnell Hilfe suchen Denn &bdquo;Nein“ zu sagen, ist schwer, Alkohol oft allgegenwärtig. &bdquo;Ich rate allen Klienten, auch keinen Alkohol für Gäste bei sich aufzubewahren und sich von Veranstaltungen, auf denen viel getrunken wird, zumindest zu Anfang fernzuhalten“, sagt Reichert. &bdquo;Wichtig ist, dass man sich nach einem Rückfall schnell wieder bei uns meldet, wenn man nüchtern bleiben will.“ Es gebe zwar Menschen, die es alleine schaffen. &bdquo;Aber ich rate, sich fachliche Hilfe zu holen.“ Beratungstermine in der Fachstelle Sucht können telefonisch vereinbart werden unter Tel. (05222) 98368-0 oder über E-Mail: info.lippe@blaues-kreuz.de. Für die Zukunft sind auch offene Sprechstunden geplant.

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