
Oerlinghausen. Wäre der Titel nicht schon allseits bekannt, dann hätte man ihn wohl für das Oerlinghauser Schützenfest des Jahres 2023 erfinden müssen: „Vom Winde verweht.“ Böen fegten beim Konzert des Feuerwehrmusikzuges Bad Lippspringe über den Rathausplatz. Die Frisur zu richten machte wenig Sinn, die Notenblätter wurden mit Klammern befestigt. Das Königspaar hätte sich einen etwas weniger stürmischen Abschied gewünscht, insgesamt aber haben André Scherlich und Nicole Jelen „eine aufregende, emotionale, spaßige und schöne Zeit erlebt“.
Weil ihr Herz füreinander und für die Oerlinghauser Schützengesellschaft schlägt, haben sich die amtierenden Majestäten als Symbol für die Königskette neben einer goldenen Krone für eine Herzschlagkurve entschieden. Ihren letzten offiziellen Tag als Königspaar wollten beide noch einmal in vollen Zügen genießen. In der offenen Kutsche wurde das Paar mit Mia, der Tochter des Königs, von zwei Schimmeln gezogen und vom kräftigen Wind bis zum Schützenplatz gepustet. In Cabrios folgten das Bierkönigspaar Simon Maske und Kerstin Fischer sowie die Throndamen.
In Vertretung von Bürgermeister Dirk Becker hatte sein Stellvertreter Volker Neuhöfer am Mittag im Bürgerhaus mit einem Augenzwinkern hervorgehoben, dass „nach fast einem Vierteljahrhundert erstmals wieder ein Helpuper beim Empfang der Stadt vertreten ist“. Richtig liebens- und lebenswerte sei eine Stadt doch erst, wenn das Vereinsleben über die Stadtteilgrenzen hinweg funktioniere, hob Neuhöfer hervor. „Gerade die Schützengesellschaft ist dafür seit langer Zeit ein Paradebeispiel.“ Sie bilde eine Klammer für das Zusammenkommen in der Stadt. Christian Landerbarthold bestätigte, dass gerade das sehr gelungene Kinderschützenfest und das Schützenfest Motivation seien, sich immer wieder ehrenamtlich zu engagieren. „Ohne das würde Vieles nicht mehr stattfinden“, betonte der Oberst und erste Vorsitzende.

"Der Regen lief aus den Hutkrempen“
„Wo kommen sie denn?“ Das war die Frage, nachdem sich der Festumzug in Bewegung gesetzt hatte, denn der verlief diesmal ein klein wenig anders und etwas kürzer. Begleitet wurde er von Abordnungen befreundeter Schützen aus Dalbke, Heepen, Lage, erstmals auch aus Nienhagen sowie der Patenkompanie aus Augustdorf und viele Musik. Trockenen Fußes gelangte der Zug am Sonntag zum Schützenplatz, auf dem Preisschießen, Polonaise und Tanz folgten. Am Samstagabend hatten DJ Marcel Welgen in der Sektbar und DJ Pascal Thospann im Festzelt für Stimmung gesorgt. Mit 2.000 Besuchern sei die Resonanz trotz Sommerferien gut gewesen, sagte Geschäftsführer Markus Landerbarthold. Zudem sei alles friedlich verlaufen. Am Sonntag legte DJ Arni auf. Daniel Schollmeyer gab die Führung der 2. Kompanie in die Hände von Sebastian Boer. Die Kameraden dankten mit einem Transparent. Das 100-jährige Bestehen feiert in diesem Jahr das Unteroffizierscorps. Dafür gab es eine Fahne.
Ordentlich nass geworden waren die Schützen bereits beim Marsch am Samstag. „Der Regen lief aus den Hutkrempen“, schilderte Timo Schilling die Auswirkungen des schaurigen Wetters. Da habe auch die Marschverkürzung nichts genützt. Kurz nach der Stadtschänke ging es in den „Waschgang“. Die langen Hutfedern seien so durchtränkt gewesen, dass sie bis auf den Rücken herunterhingen, wusste Peter Meier zu berichten. Einer hatte seine Joppe über Nacht sogar in der Sauna getrocknet.