Haft nicht angetreten - Führerscheinkönig aus Lippe auf der Flucht

Kreis Lippe. Kaum jemand hat die Nerven der Detmolder Justiz in den vergangenen Jahren wohl mehr strapaziert als der selbst ernannte &bdquo;Führerscheinkönig“ Rolf H. aus Horn-Bad Meinberg. Es gibt kaum eine Beleidigung, die H. im oder vor dem Gerichtssaal nicht ausgesprochen hat, und auch kaum eine Schlagzeile, die nicht über ihn veröffentlicht wurde. Auch die nächste hat es in sich. Der verurteilte 54-Jährige ist seit Mitte September auf der Flucht, weil er seine mehrjährige Gefängnisstrafe nicht freiwillig angetreten hat. Gegen H. ist daher ein Haftbefehl erlassen worden, bestätigt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. Rolf H. bemüht sich derweil vor dem Oberlandesgericht um Haftaufschub, sagt seine Ehefrau. Ein Blick zurück: Der polarisierende Horn-Bad Meinberger hatte sich einen zweifelhaften Namen gemacht, weil er zwischen 2012 und 2016 Kunden Führerscheine aus Großbritannien versprach, die zwar keiner bekam, womit er aber ordentlich Geld machte. Jahrelang hatte die Detmolder Staatsanwaltschaft gegen H. ermittelt, bis es Ende 2019 endlich zur Hauptverhandlung kam. Mehr als drei Jahre Haft Seit dem 11. Mai dieses Jahres ist das Urteil nun rechtskräftig, H. hatte sich mit einer erfolgreichen Teil-Revision noch ein geringeres Strafmaß erkämpft. Es führt also kein Weg dran vorbei: Rolf H. muss wegen gewerbsmäßigen Betrugs für drei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Der &bdquo;Führerscheinkönig“ sieht das allerdings anders. Seit Monaten veröffentlicht H. auf einer Internetplattform regelmäßg Videos, in denen er die Detmolder Justiz scharf angreift, ihr Willkür vorwirft und in denen er wie gewohnt seine Unschuld beteuert. Selbst nachdem H. die Frist zum Haftantritt Mitte September hatte verstreichen lassen, veröffentlichte er vor drei Wochen noch ein Video, in dem er während einer Autofahrt süffisant seine Situation kommentiert. &bdquo;Ich fahre jetzt mal nach Detmold, um es den Ermittlungsbehörden leichter zu machen, mich festzunehmen“, sagt er sinngemäß im Video. Die Detmolder Staatsanwaltschaft lässt sich von dem Hohn nicht aus der Ruhe bringen. &bdquo;Es ist eher selten, dass jemand der Aufforderung zum Haftantritt nicht fristgerecht nachkommt, aber es kommt gelegentlich vor“, sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. &bdquo;Deswegen ist direkt ein Vollstreckungshaftbefehl erlassen worden.“ Antrag auf Haftaufschub - aus gesundheitlichen Gründen Erwischt hat die Polizei den selbst ernannten &bdquo;Führerscheinkönig“ jedoch bisher noch nicht. Dass er Lippe den Rücken gekehrt hat, ist den Ermittlern laut Vetter allerdings durchaus bekannt. &bdquo;Wir haben die Dunstwolke Detmold hinter uns gelassen“, sagt die Ehefrau am Telefon. &bdquo;Er ist aber gerade nicht hier. Wir wollen nicht, dass sie ihn packen.“ Denn H. habe aus gesundheitlichen Gründen Haftaufschub beantragt, er sei stark angeschlagen. &bdquo;Es geht ihm nicht gut, wir wissen nicht, warum“, sagt seine Frau. Ihr Ehemann habe in kurzer Zeit 15 Kilo abgenommen, die Staatsanwaltschaft halte aber an seiner Inhaftierung fest. &bdquo;Das ist unmenschlich“, sagt sie und kämpft mit den Tränen. Weil die Detmolder Justiz den Haftaufschub abgelehnt habe, sei H. nun vor das Oberlandesgericht gezogen. Eine Antwort von oberster Stelle stehe noch aus. Die Chancen für den verurteilten Antragsteller scheinen aber gering. Oberstaatsanwalt Ralf Vetter bestätigt, dass die Ermittlungsbehörde den Antrag zwar erhalten, im Fall H. aber keinen Grund gesehen habe, einen Haftaufschub zu gewähren. Deshalb werde H. nach wie vor gesucht. Ob sich der Verurteilte mit seiner Flucht einen Gefallen getan hat, bleibt fraglich. &bdquo;Wenn man sich der Haft entzieht, sind die Chancen auf einen offenen Vollzug natürlich gering“, sagt Vetter.

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