8 oder 15 Cent: Lipper ärgert sich über falsches Flaschenpfand an Automaten

Horn-Bad Meinberg/Fissenknick. Wenn Stefan Blaß am Flaschenpfand-Automaten steht, schaut er genau hin. Vor einigen Monaten ist dem Fissenknicker aufgefallen, dass bei einer Halbliter-Mehrweg-Glasflasche öfter mal was schief läuft. Er trinkt gerne Limonade aus Süddeutschland und hat beim Kauf der Flaschen 15 Cent Pfand bezahlt. Gibt es sie hier am Automaten zurück, berechnet der nur 8 Cent Flaschenpfand. "Diese 0,5-Liter-Flaschen sind in Süddeutschland recht verbreitet", sagt Blaß. "Brauerei Liebharts verwendet sie allerdings auch für ihre Limonaden." Die falsche Pfandberechnung ist für ihn ein großes Ärgernis. "Man verlässt sich ja schließlich auf die Automatentechnik!" Automaten in mehreren Supermärkten hat er durchgetestet: den Rewe in Hardissen, den Edeka in Bad Meinberg, den Kaufland am früheren Real-Standort in Detmold. Beim Edeka in Helpup führt er das Problem live vor: 15-Cent-Flasche rein. "Pfand Glas 0,08 Euro" zeigt der Automat auf seinem Display. Und es geht noch kurioser, wie es ein Testkauf zeigt. Vier Limonade-Flaschen von Liebharts landen im Einkaufskorb: zweimal Bio-Cola, einmal Bio-Orange, einmal Bio-Pink Grapefruit. Alle vier Limonaden sind in die gleichen 0,5-Liter-Glasflaschen abgefüllt. Zweimal weist der Kassenzettel 8 Cent als Pfandbetrag aus, zweimal 15 Cent. Vivien Liebhart kennt die Probleme mit "NRW weiß Drehverschluss", wie die Halbliter-Flasche - trotz ihrer großen Beliebtheit in Süddeutschland - offiziell heißt. "Ein Safthersteller hat mal damit angefangen, nur 8 Cent Pfand für die Flasche zu nehmen. Seitdem kämpfen die verschiedenen Pfandsysteme damit. Und die Supermärkte sind auch verwirrt." Liebharts habe allen Kunden gemeldet, dass für ihre Limonaden 15 Cent Pfand pro Flasche richtig seien. Der Combi-Markt in Pivitsheide verweist an den Hersteller des Leergut-Automaten. Der pflege die Listen der verschiedenen Flaschentypen mit den korrekten Pfandbeträgen. Er sei dafür aber auch auf die korrekten Meldungen der Brauereien und Abfüller angewiesen. Der Supermarkt werde von gelegentlichen Falsch-Berechnungen nicht arm und wenn Kunden Fehler auffielen, erstatte man selbstverständlich die Differenz. Automatenhersteller erklärt, wie die Erkennung funktioniert Während beim Einweg-Pfandsystem ein spezielles Pfandzeichen mit Infrarotfarbe auf den Flaschenetiketten Pflicht sein und eine zentrale Datenbank mit viel Geld und Aufwand gepflegt werde, gebe es beides beim Mehrweg-System nicht, erklärt Jens Albrecht vom Leergut-Automatenhersteller RTI. "Beim Mehrweg wird die Flasche meist nur über die Form erkannt." Bei Euroflaschen, die von mehreren Abfüllern genutzt würden und für die der gleiche Pfandbetrag gelte, sei das unproblematisch. Bei der Kastenrücknahme sei dessen Form und Aussehen in einer Datenbank gespeichert und dieser werde aufwendig mit Spiegeln ausgeleuchtet. "Der Automat checkt die Positionen, die Form und die Höhe der Flaschen im Kasten." Wenn nun die gleiche Mehrweg-Pfandflasche unterschiedlich bepreist werde, sei das nur über das zusätzliche Auslesen des Strichcodes zu lösen. "Ich nehme an, dass das manche Supermärkte lassen, damit die Flaschen schneller vom Automaten akzeptiert werden", vermutet Albrecht. Bei anderen seien wohl einfach Fehler in der vom Automaten genutzten Kassendatenbank. Für deren Richtigkeit sei eigentlich der Supermarkt zuständig. In der Praxis kümmerten sich aber oft die Automatenhersteller, weil die Supermärkte die bis zu 200.000 Euro teuren Rücknahmeautomaten inklusive Wartungsvertrag beim Hersteller leasten. "Eine Eichung der Automaten gibt es nicht", stellt Albrecht klar. "Da schaut also keine dritte Partei zur Kontrolle drauf." Supermarkt-Mitarbeiter zucken oft nur mit den Schultern Wenn Stefan Blaß die Supermärkte auf die falsche Abrechnung am Automaten anspricht, zucken deren Mitarbeiter oft nur mit den Schultern. Aussagen wie "Der Automat macht öfter mal Blödsinn" oder "Da können wir auch nichts dran machen" ärgern ihn. Schließlich kämen über die Jahre und die Menge der Pfandflaschen ordentliche Summen zusammen. Das Geld gehöre den Verbrauchern. Der Arbeitskreis Mehrweg sieht da weniger ein Problem. "Mehrweg ist im Vergleich zu Einweg ein einfaches und simples System, weil dem Pfandgeldstrom immer ein Leergutstrom gegenüber steht", erklärt Tobias Bielenstein, Leiter der Geschäftsstelle des Arbeitskreises in Bonn. Der Supermarkt behalte die Flaschen und Kästen ja nicht, sondern gebe sie weiter an den Getränkefachgroßhandel oder die Hersteller und erhalten dort das an die Kunden ausgezahlt Pfandgeld zurück. "Fälle, in denen Automaten falsch abrechnen, sind uns bislang noch nicht gemeldet worden."

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