Oerlinghausen

Wenn, dann jetzt

Piet Klocke liest über Umwege und Weisheiten

14.04.2013 | 14.04.2013, 11:00
Aber abgesprochen haben sich Martina Lange und Piet Klocke nicht. Jörg Czyborra hat seinen Spaß beim Vortrag des Humoristen - wie auch das Publikum, dass die Pause nutzt, um sich Bücher signieren zu lassen. - © FOTO: GUNTER HELD
Aber abgesprochen haben sich Martina Lange und Piet Klocke nicht. Jörg Czyborra hat seinen Spaß beim Vortrag des Humoristen - wie auch das Publikum, dass die Pause nutzt, um sich Bücher signieren zu lassen. | © FOTO: GUNTER HELD

Oerlinghausen. Irgendwie kennt man das. Erinnert ein bisschen an Tante Gerda, die auch drei Sätze anfängt und erst den vierten zu Ende bringt. Bei Tante Gerda darf niemand lachen, sie ist ja auch schon . . . – um so herzlicher lachen die Leute bei Piet Klocke, der auf Einladung der Buchhandlung Blume am Donnerstagabend im ausverkauften Saal des Bürgerhauses aus seinem neuesten Buch, "Kann ich hier mal eine Sache zu Ende", vorlas.

Doch Klocke wäre nicht Klocke, wenn es beim reinen Vorlesen bliebe. Allein das Outfit ist schon so, wie sich niemand auf die Straße trauen würde: grasgrüner Glencheck-Anzug, hellblaues Hemd, dazu eine schwarze Krawatte mit großen pinkfarbenen Punkten. Dann diese roten Haare und die große runde Nickelbrille . . .
Seinen großen Vorbildern Werner Fink und Heinz Erhardt wird er voll gerecht. So übernimmt er beispielsweise die Erhardt’sche Marotte, Worten eine andere Bedeutung zu geben: "Ich habe schließlich drei Monate bei Siemens als Halbleiter . . ." Oder er berichtet von Offensichtlichkeiten, die sich dem Zuhörer aber erst auf den zweiten Blick offenbaren: "Eine große Anzahl von Schwänen stirbt im Theater." Von Fink hat er die Kunst der sinnhaften Halbsätze übernommen. Ein Brüller am Donnerstagabend: "Raum und Zeit existieren seit geraumer . . ." Und dann lehnt er sich im Stuhl weit zurück und winkt ab. Man muss genau hinhören, um jede Pointe mitzubekommen. Dabei sagt er von sich, dass er gar nicht mit Pointen arbeitet.

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Niedecken kommt


Jörg Czyborra hat das Zeug zum Entertainer: "Jetzt kommt erstmal der Werbeblock, aber das kennen Sie ja schon", begrüßt er die Gäste, die ins Bürgerhaus gekommen sind, um Piet Klocke zu erleben. Und auf einen weiteren Höhepunkt des Frühjahres weist er hin: Am Freitag, 26. April, kommt Wolfgang Niedecken. Der BAP-Gründer liest aus seiner Biographie und spielt dabei Gitarre. Die Veranstaltung findet statt in der Aula des Gymnasiums. Noch gebe es ein paar Karten in der Buchhandlung Blume.

Wer das Buch bereits kennt, ist ein bisschen im Nachteil, denn Klocke greift die kurzen Sachen heraus, die dann manchmal ein bisschen platt wirken – bei aller Unterhaltsamkeit: "Morgens, unmittelbar nach dem Aufstehen.

Er: Schatz, was ist los, unzufrieden?

Sie: Nun, na ja.

Er: Keine Scheu, nur raus damit.

Sie: Also gut. Es ist, weil wir gestern keinen . . .

Er: Entschuldige, was fragst du mich? Ich habe geschlafen."

Das mag launig sein, kommt aber sicherlich besser an, wenn Klocke es nicht bei einer Lesung erzählt, sondern auf der Bühne spielt. Das ist eh die Krux, wenn ein Humorist liest. Natürlich kennt ihn jeder als Professor Schmitt-Hindemith. Das ist er auch, aber er ist eben auch noch mehr. Gerade in seinem neuen Buch spricht Klocke auch ernstere Themen an. Bei der eigenen Lektüre wird der Unterschied zum Humoresken deutlich. Wenn aber jemand im grünen Anzug vorliest: "Vergangenheit sieht man, wenn man im Zug aus dem Fenster schaut und gegen die Fahrtrichtung sitzt." Dann ist man eher geneigt zu lachen, als über den Sinn des Satzes nachzudenken. Aber vielleicht kommt das ja hinterher.