Oerlinghausen

Nichts ging über die Haselnuss

Archäologin referiert für den Lions-Club

Mehr als 100 Zuhörer erleben Archäologin Birgit Gehlen und Lions-Präsident Karl Banghard. | © FOTO: BIERE

12.11.2014 | 12.11.2014, 09:14

Oerlinghausen. Es lebte sich zumeist recht angenehm in unserer Gegend vor etwa 5.000 Jahren. "Sehr viele Fundstellen in Teutoburger Wald und Senne zeigen, dass noch lange Jäger und Sammler umherstreiften, während andernorts schon Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde", erklärte Birgit Gehlen, Wissenschaftlerin an der Universität Köln, bei einem gutbesuchten Vortrag im Gasthaus "Alter Krug" in Helpup.

Der Lions Club Oerlinghausen und namentlich sein Präsident Karl Banghard hatten die Archäologin eingeladen, um das Leben in dieser Region in der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) zu beleuchten. "Die Menschen wären ja dumm gewesen, wenn sie gearbeitet hätten, wo man sich hier doch leicht mit Wildtieren und Waldfrüchten den Magen füllen konnte", so assistierte ihr Karl Banghard, selbst studierter Archäologe, mit einem Augenzwinkern.

Insgesamt 225 Fundstellen aus der Mittelsteinzeit gebe es bisher in Ostwestfalen-Lippe, sagte Gehlen. Schon vor mehreren Jahrzehnten seien wichtige Funde in Bokelfenn und an den Rethlager Quellen gemacht worden. Anhand unterschiedlicher Methoden lassen sich die Lebensbedingungen in der Zeit zwischen 9.500 und 3.000 vor Christus recht genau darstellen. "Das wichtigste Jagdtier war der Hirsch", meinte die Wissenschaftlerin, "daneben auch Elch oder Biber." Sie wurden mit Pfeil und Bogen – mit speziell bearbeiteten Feuerstein-Pfeilspitzen, "Mikrololithen" (Gehlen), gejagt. Die Bachforelle fehlte ebenfalls nicht auf dem Speiseplan.

Das beste Lebensmittel in jener Zeit war die Haselnuss", referierte sie. "Sie sättigte, besaß wertvolle Inhaltstoffe, und man nutzte das schlanke Gehölz, um daraus Weidenkörbe oder Fischreusen zu flechten." Gleichermaßen gebe es aber auch Funde von Reib- und Mahlsteinen aus der Nähe des Bokelfenner Kruges.

Das zeige, dass bereits Getreide im Ackerbau geerntet wurde, das man zu Brot oder einem Brei verarbeitete. Birgit Gehlen: "Jäger und Sammler sowie Ackerbauern und Viehzüchter lebten wohl über einen Zeitraum von 2.000 Jahren in derselben Gegend." Das mache die Senne und den Teutoburger Wald einzigartig im mitteleuropäischen Raum.