
Oerlinghausen. Was denn wohl auf seinem Grabstein stehen solle, ist Vicco von Bülow einmal gefragt worden. "Zweckmäßig wäre der Name." Wäre es vor zwei Jahren nicht tatsächlich dazu gekommen, dann hätte "Loriot" am 12. November seinen 90. Geburtstag gefeiert. Einen Platz mitten unter den Menschen, die seinen unübertroffenen Sprachwitz, die legendären Pointen und das von ihm so wunderbar auf die Spitze getriebene Aneinander-Vorbeireden lieben, wird er immer behalten.
Denn ein Leben ohne Loriot, das ist zwar möglich, aber sinnlos, da waren sich die Gäste an den festlich gedeckten Tischen in der "Altdeutschen Bierstube" einig. So groß war die Resonanz, dass Martina Lange und Jörg Czyborra von der Buchhandlung Blume gemeinsam mit Küchenchef Christoph Kubus und dem ausgewiesenen Loriot-Kenner Christian Ludewig an zwei aufeinanderfolgenden Abenden zu Biografischem, Anekdoten und fein darauf abgestimmten Gaumengenüssen einluden.
Natürlich stand "Die Nudel", angelehnt an einen der bekanntesten Loriot-Sketche auf dem Speiseplan. Zwar konnte Christian Ludewig keine Spaghetti-Reste in den Gesichtern der Besucher entdecken, vor Augen hatte die Szene mit Hildegard und ihrem eitlen Verehrer dennoch jeder.
Natürlich lebt das Vermächtnis Loriots gerade durch diese Satire. Dem Pressesprecher des Delius Klasing-Verlages gelang es dennoch, nicht nur mit dem legendären und in fünf Stimmlagen schelmisch imitierenden Opernkassen-Klassiker oder im Duett mit Martina Lange ("Frauen und Männer passen einfach nicht zusammen") das, was Loriot ausgemacht hat, in den Mittelpunkt zu rücken. Ludwig erzählte außerdem in geistreicher Manier vom Werdegang des großen Humoristen, dessen "bewegtes Leben so viel Heiteres hinterlassen hat".
Anja Kopietz und Freundin Alexandra Otto waren am Ende ebenso begeistert über den gelungenen Mix, wie alle anderen Besucher. "Vieles aus seiner Biografie habe ich noch gar nicht gewusst", sagte Kopietz. Ludewig habe "so nah und kurzweilig erzählt, als wäre er ein enger Vertrauter Loriots gewesen". Und das Essen, "das war genauso gut".
Kein Nilpferd, dafür ein Durocs-Schwein in Burgundersoße hatte Christoph Kubus, der übrigens am gleichen Tag wie Vicco von Bülow Geburtstag hat, schonend gegart und den berühmten "Kosakenzipfel" auf seine ganze eigene Art kreiert, sprich: "Mit einem Oerlinghauser Töns beschleunigt." Die passenden Weine zu jedem Gang, "da hat einfach alles gestimmt", schwärmte Bärbel Meyer. Sogar Binny Giese hatte "als Engländerin alles verstanden". Als sie in den 80er Jahren nach Deutschland kam, "da sind mir zuerst Otto und Loriot begegnet".
Der, um den es an den beiden kurzweiligen Abenden ging, dürfte ebenfalls seine Freude gehabt haben. Eine Besucherin war sich sicher: "Er hat das köstliche Geschehen von seinem himmlischen Wolken-Platze aus verfolgt." Ganz sicher mit einem Mops an seiner Seite oder einer gelben Quietscheente. Beide stehen aufgereiht auf Loriots Grabstein. Was ihn sicherlich zu einem "Ach was" verleitet hätte. Die wenigen Worte der Todesanzeige des Art Directors Club, in dem von Bülow Ehrenmitglied war, brachten es im August 2011 auf den Punkt: "Lieber Gott, viel Spaß."