
Oerlinghausen. Schneemengen vor zwei Jahren, Regengüsse und Sturm vor zwölf Monaten. "Wir waren jetzt wieder dran", sagt der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Oerlinghausen, Detlef Kropp, und blickt am Weihnachtsmarkt-Samstag zufrieden gen Himmel. Frost sendet Petrus und dazu Schneeflocken am Sonntag. Genau das richtige Wetter für einen wärmend-würzigen Glühwein. Oder zwei, oder drei...
Über Nacht hatte sich die Stadt in eine weiße Märchenlandschaft verwandelt hat. Drei Zelte fallen den Schneemassen zum Opfer. "Zwei sind wieder aufgebaut worden, das der Vümften war nicht mehr zu retten", berichtete Detlef Kropp.
Keine Spur von Schnee am Samstagabend. Vor der "Glühenden Apotheke" der Melmschen knubbeln sich die Menschen prosten sich zu. "Der Glühwein hier schmeckt einfach am besten", da sind sich die Bergstädter Jochen Oberdieck und Wolfgang Becker, aber auch Ulf Herden aus Stukenbrock und Manfred Pautz aus Sennestadt einig. "Seit 20 Jahren kommen wir mit unserem Mallorca-Stammtisch hierher." Jochen Oberdieck verfolgt das Marktgeschehen von Beginn an, insbesondere das an diesem belebtesten Ort. "Seit 34 Jahren das gleiche Glühwein-Rezept." Was er von einer Verlegung des Marktes auf den Rathausplatz hält? Vorstellbar sei das schon, "aber dann müsste man auch die glühende Apotheke verlegen".
Vom Simonsplatz in die Stadt vorgearbeitet haben sich die "4 Buben" des gleichnamigen Skatclubs, Alfons Brock, Uwe Scholand, Rüdiger Barth und Jürgen Nickel. Zum ersten Mal erleben sie den Oerlinghauser Weihnachtsmarkt und sind begeistert vom heißen Getränkeangebot. "Überraschend vielfältig, das haben wir auf anderen Märkten schon anders erlebt." Lumumba aus dem Stiefelbecher schlürfen die vier mit den blinkenden roten Mützen, schwärmen aber immer noch vom nordfriesischen Winterpunsch des Reisebüros am Simonsplatz und von Bubels Orangenpunsch.
Glühende Tropfen, sie sind an etlichen der diesmal rund 70 Stände zu bekommen. Viele setzen nicht nur auf Geheimrezepte, sondern auch auf aussagekräftige Namen. "Schwarze Sau – selbstgebraut und gefährlich lecker", so wirbt die Laufgemeinschaft. Der CVJM hat wieder seinen Zaubertrank gebraut und kommt kaum nach mit dem Verteilen von Grünkohl und Kohlwurst. Freudenschreie sind unterdessen aus Richtung Amtsgarten zu vernehmen. Die Lions haben dort ihr Glücksrad aufgestellt. Jeder Dreh ein Gewinn.
Die Ohren der Besucher zu verwöhnen, das haben sich Louis Kopiez, Chiara Lentz, Lara Klatte, Nick Hollinderbäumer, Inga Reckmeyer und Eric Kubus vorgenommen. Vor allem aber wollen die Gymnasiasten der Bläserklasse 6 a Gutes tun, das Bielefelder Projekt "Fruchtalarm" unterstützen und mit ihrer Musik Geld für die Vitamin-Versorgung krebskranker Kinder sammeln. Bläserklänge – sie begleiten beide Tage.
Vier Stände sind neu dabei. Mario Kaps und Barbara Simonis haben besondere Salze oder Hirschschinken im Angebot. Hans Kordes von "StahlZeit" hat lippische Hermänner mitgebracht, die sich schnell als Renner entpuppen. "Die Leute lieben ihn", bestätigt Kordes. "Jeder hat eine Geschichte dazu zu erzählen."
Der Erlös des Weihnachtsmarktes kommt in diesem Jahr verschiedenen Jugendprojekte sowie dem Oerlinghauser Kinderfonds zugute.