OERLINGHAUSEN

Melonen am Wegesrand

Griechischer Familienvater punktet mit ungewohnter Sommer-Geschäftsidee

Ella Enns aus Helpup kauft auf dem Nachhause-Weg bei Sokratis Vakirtzis eine große griechische Wassermelone. Die 26-Jährige findet das Angebot klasse, ebenso wie den Geschmack der riesigen Früchte. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

16.08.2012 | 16.08.2012, 00:00

Oerlinghausen. Feierabendzeit. Der Verkehr auf der B 66 zwischen Helpup und Bielefeld rollt. Zwischendurch aber scheren immer wieder Wagen aus der Blechschlange aus. Schon von weitem haben die Fahrzeuglenker den weißen Sonnenschirm entdeckt und nicht nur ihn, sondern vor allem die gigantischen Früchte darunter, die für angenehm-leckere Abkühlung an warmen Sommertagen sorgen.

Menschen, die nach den süßen Vitaminen verlangen, stoppen, steigen aus. Birgit Scheffler ist einer von ihnen. "Jetzt fahre ich schon wochenlang hier vorbei, da muss ich auch mal halten", sagt die Oerlinghauserin. Sokratis Vakirtzis, ein wahrhaft stattlicher Mann im orangefarbenen T-Shirt greift zum großen Messer, teilt die Wassermelone in Sekundenschnelle mit geübtem Griff.

Sein Spitzname ist "der Grieche". Der 34-Jährige ist der, bei dem man tatsächlich griechische Melonen am Wegesrand kaufen kann. Blumenverkäufer, die gelegentlich an Straßen stehen und ein paar Euro mit Sträußen verdienen, die Kurzentschlossene mitnehmen, sie kennt man. Aber einen Stand mit Melonen? "Da bist du wohl der einzige in Deutschland", das hat einer der Freunde von Sokratis Vakirtzis vermutet, als der Familienvater seine Idee Mitte Juni in die Tat umsetzte.

Sein Bruder betreibt auf dem Areal, auf dem Vakirtzis steht, einen Fleisch & Feinkost Groß- und Einzelhandel. Er hat ihm von Erdbeeren und Spargel abgeraten. "Die bekommt man an jeder Ecke."

Wassermelonen, "die gibt es sonst nirgendwo". Die Entscheidung lag schon deshalb nahe, weil der Vater von Sokratis Vakirtzis Melonen in der griechischen Heimat anbaut. "Mehr als 200 Tonnen jedes Jahr." Der Sohn half früher regelmäßig bei der Ernte mit. "Ich bin mit Melonen aufgewachsen."

Deshalb weiß Vakirtzis auch ganz genau, wie viel Zeit die Früchte bis zur vollen Reife brauchen. "Kleine Melonen sind nicht gut, sie sind noch nicht fertig, wollen noch wachsen", beschreibt Vakirtzis den Prozess bis hin zu Früchten zwischen 8 und 20 Kilo.

Alle Kunden, die zum wiederholten Male angehalten haben, schwärmen von der Qualität. "Vom süßen Geschmack und vom Geruch her gar nicht mit anderen Melonen zu vergleichen", sagt Ella Enns (26). "Meine Eltern, mein Mann, wir waren alle schon hier." Auch, weil der Platz so unkompliziert zu erreichen sei.

"Eigentlich habe ich eine Wassermelonen-Allergie", erzählt Ella Enns. "Bei diesen Melonen nicht." Tja, sagt Vakirtzis, "ich biete halt Qualität". Gerade in der Mittagszeit und zwischen 16.30 und 18 Uhr hat er alle Hände voll zu tun. Viele seiner Kunden seien Russlanddeutsche, erzählt der Grieche. "Dort ist man es gewohnt, am Straßenrand zu kaufen."

Zu den Stammkunden gehören aber auch Taxi- und Lkw-Fahrer oder Busfahrer auf dem Heimweg. "Sie sagen mir immer wieder, dass dies die einzige Stelle zwischen Bielefeld und Detmold mit genügend Parkplatz ist", erzählt Vakirzis.

"Wassermelonen an der Straße, das sehe ich zum ersten Mal", sagt Kundin Margarete Funk. "Ich finde das gut." "Genau richtig", meint auch ein Familienvater, der sich schnell eine halbe Melone einpacken lässt, wieder ins Auto steigt und weiterfährt. "Wenn die Kunden zufrieden sind, dann kommen sie wieder", sagt Sokratis Vakirtzis und lächelt, während er einer schwangeren Frau die schwere Frucht ins Auto trägt.

Morgen früh geht es wieder um 4 Uhr zum Großmarkt. Und was macht der Grieche zwischen den Zeiten, in denen die Menschen Schlange stehen? "Sitzen und warten, das ist normal."