OERLINGHAUSEN

Fernsehen mit Kinderaugen

Vom Bilderbuch bis zum PC / Medienpädagogin diskutiert mit Eltern

Carmen Pöppe, Leiterin des Evangelischen Familienzentrums Helpup (l.) begrüßt Sabine Schattenfroh im Gemeindehaus. Beide haben sich ein wenig mehr Resonanz erhofft. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

07.06.2012 | 07.06.2012, 00:00

Oerlinghausen. SpongeBob-Applikationen auf dem Strampler, die Tigerente in der Wiege, Spielzeugautos von Bob dem Baumeister, Tapeten mit Prinzessin Lillifee-Muster, Nintendo, Spielekonsole, Webcam, Handy, Computer und Fernseher. Der Blick in die Kinder- und Jugendzimmer heutiger Tage zeigt es deutlich: Medien bestimmen das Leben des Nachwuchses. Eltern stehen oft ratlos, beunruhigt, erstaunt und verunsichert davor.

Dennoch war der Andrang im Helpuper Gemeindehaus am Dienstagabend nicht eben groß. Ein überschaubarer Kreis von Vätern und Müttern waren der Einladung des Evangelischen Familienzentrums Helpup gefolgt, um sich als kostenloses Angebot der "Initiative Eltern und Medien" der Landesanstalt für Medien NRW Tipps und Informationen von Medienpädagogin und Erziehungsberaterin Sabine Schattenfroh abzuholen. Die, die gekommen waren, zeigten sich allerdings äußerst interessiert und kamen schnell miteinander ins Gespräch.

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Weitere Experten-Tipps

Kinder sollten nicht vor dem dritten oder vierten Lebensjahr fernsehen, und auch dann nur maximal eine halbe Stunde. Geeignet sind gewaltfreie Programme mit wenigen Figuren und Mitmachaktionen.

Für Sechs- bis Achtjährige sollte der Fernsehkonsum 45 nicht überschreiten, in Ausnahmefällen 60 Minuten.

Eine sinnvolle Alternative zum Fernsehen ist das Radio. Schattenfroh empfiehlt Sendungen wie "Bärenbude" oder "Lillipuz" auf WDR 5.

Wer ein eigenes Hörspiel gestalten möchte der kann auf die Internetseite www.auditorix.de gehen.

Das Internetangebot www.flimmo.tv bietet wichtige Informationen zu Fernsehsendungen, die für Kinder geeignet sind.

Eltern können sich außerdem Hilfe auf den Seiten www.klicksafe.de und www.schau-hin.info holen. (kap)

Vor allem die Auswirkungen des Fernsehkonsums waren von großem Interesse. Auf einhellige Zustimmung stieß der Rat Schattenfrohs, keine Bildschirmmedien im Kinderzimmer aufzustellen. "Im Vorschulalter sollte die Nutzung eine Ausnahme bleiben." Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kinder Regeln aufstellen, Interesse an den Medienaktivitäten ihre Söhne und Töchter zeigen.

Daumenregel für Grundschulkinder: Maximal eine Stunde Bildschirmnutzung pro Tag, möglichst aber nicht täglich. "Bei älteren Kindern kann ein Wochenlimit vereinbart werden." Weitere wichtige Ratschläge: "Benutzen Sie Medien nicht als Babysitter, und setzen sie Medienkonsum nicht als Belohnung ein."

Aber auch Verbote seien keine Lösung. "Ziel muss die Förderung der Medienkompetenz sein." Fernsehen und Computer zu verteufeln oder zu verstecken sei der völlig falsche Weg, warnte die Fachfrau aus Lemgo. "Der Computer gehört heute zum Leben dazu, es kommt immer darauf an, wie man damit umgeht." Schattenfroh weiß beispielsweise von vielen Großeltern, dass sie seit der Einführung des sozialen Netzwerkes "Facebook" einen intensiveren Kontakt zu ihren Enkeln haben.

Sie forderte die Anwesenden dazu auf, den Kindern den bunten Strauß an Medien zu zeigen und den altersgerechten Umgang zu erklären. Denn genau das sei mit Medienkompetenz gemeint.

Patentrezepte, stellte Sabine Schattenfroh klar, gibt es nicht. Einige grundlegende Dinge sollten aber beherzigt werden: "Seien sie sich gemeinsam mit ihrem Partner der elterlichen Vorbildrolle bewusst." Dazu gehöre auch, den eigenen Medienkonsum zu reflektieren. "Das kann der erste Schritt zu einer gelungenen Medienerziehung sein." Dazu gehören gemeinsame Zielsetzungen, passende Regeln und konsequente Grenzziehungen.

"Nicht selten", sagt die Erziehungsberaterin, "spiegeln sich im familiären problematischen Medienkonsum verdeckte Erziehungsprobleme wider".

Wichtig sei ein vertrauensvolles Verhältnis und die gemeinsame Beschäftigung mit Medien vom Kleinkindalter an. Sie fördere das Wissen und die Entwicklung in positiver Weise. Nicht umhin kommen Eltern, die Altersangaben von Filmen und Spielen als Untergrenze ernst zu nehmen und eventuell zu hinterfragen. Ein Ausschnitt aus "König der Löwen" etwa, in dem der kleine Löwe Simba seinen Vater verliert, zeigte, dass Kinder eine solche Szene ganz anders wahrnehmen als Erwachsene.

Auch die Internetversuche der Kinder sollten beaufsichtigt werden. "Eine kostenlose Software, die nur zugelassene Seiten für bestimmte Altersgruppen zulässt, kann unter Download auf den Seiten http://jugendschutzprogramm.de heruntergeladen werden.