SCHLOß HOLTE-STUKENBROCK

Der Affe von Latschen-Paule

Jahrmarktatmosphäre bim Drehorgel-Treffen im Safaripark

26.07.2010 | 26.07.2010, 00:00
Den Hut gelupft, den Finger in Richtung von Dieter und Marianne Lehnert aus Oer-Erkenschwick gelenkt, hockt der Affe, der einmal Latschen-Paule gehört hat und fast alles kann, auf einer der Drehorgeln, die im Safaripark gut Jahrmarktstimmung sorgen. - © FOTO: KARIN PRIGNITZ
Den Hut gelupft, den Finger in Richtung von Dieter und Marianne Lehnert aus Oer-Erkenschwick gelenkt, hockt der Affe, der einmal Latschen-Paule gehört hat und fast alles kann, auf einer der Drehorgeln, die im Safaripark gut Jahrmarktstimmung sorgen. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

Schloß Holte-Stukenbrock. Hjalmar Bong? "Det kommt aussem Norden, aber ik bin een waschechter Berliner", sprudelt es aus dem Leierkastenmann mit dem rot-weißen Ringelshirt und den vielen Buttons auf der schwarzen Weste heraus. In der Heimat ist er Teil von "Leierorje’s Dampfkapelle", zwischen Tigern, Löwen und Geparden gibt das Berliner Original aber den Alleinunterhalter. Er kurbelt die Orgel, greift zur Quetschkommode und singt selig von der guten alten Zeit.

Zum mittlerweile 16. Mal trafen sich Drehorgelspieler aus der gesamten Republik im Zoo-, Safari- und Hollywoodpark Stukenbrock. 23 verteilten sich diesmal zwischen Fahrgeschäften und Tiergehegen und brachten ein Stück Jahrmarktatmosphäre mit. Wie bereits von Beginn an lag die Organisation in den bewährten Händen von Ferdinand Bischoff aus Duisburg. "Wir sind Loveparade-Flüchtlinge", sagte der Versicherungsmakler. "Mein Bürohaus liegt mitten drin im Getümmel" der größten Party der Welt (siehe Kasten). Im Park war "Ferdi’s Drehorgel-Orchester", zu dem auch Bischoffs neunjähriger Enkel Jan gehört, nahe des Affengeheges zu finden. Die munteren Tiere zeigten sich jedoch eher interessiert als angriffslustig.

Ganz im Gegensatz zu den kecken Affen auf manch einer Drehorgel. "Den haben wir von Latschen-Paule", verrieten Dieter, "der Filou", und Marianne Lehnert aus Oer-Erkenschwick. "Der kann alles, sogar mit den Ohren wackeln und pieseln." Dass Letzteres wunderbar klappt, bekamen vor allem die jüngsten Besucher zu spüren. Immer dann, wenn Dieter Lehnert auf die kleine Wasserpumpe drückte und es so schien, als habe das Tier mit Hut persönlich einen Strahl losgelassen, war ein Juchzen zu hören.
Immer wieder gerne ist auch der älteste Drehorgelspieler Fritz Lang (74) im Safaripark dabei. "Wenn man eingeladen wird, freut man sich und kommt", betonte der Solmser, der mit Ehefrau Christel eine "38er Hofbauer mit Percussion kombiniert mit einer Raffin-Orgel" spielte. Möglich machte es ein Funkgerät.

Im Fahrgeschäft dahinter war die Schlange der Besucher lang, andere flanierten an den Drehorgelspielern vorbei, blieben vielleicht auch einen Augenblick stehen. "Viele denken, das gehört hier dazu", meinte Fritz Lang, "dabei kommen wir doch nur einmal im Jahr". Viereinhalb war er, als er zum ersten Mal auf einer extra kleinen Orgel im Safaripark mitspielte, mittlerweile ist Jan Symanzik neuneinhalb und die Drehorgel, obwohl erhöht, bald zu klein. Wie ein Alter wechselte Jan die Rollen mit den Löchern aus, mit deren Hilfe sogleich neue Lieder ertönten. "Den Schneewalzer mag ich am liebsten", verriet Jan und neckte zugleich Opa Ferdi: "Wieso denn immer die alte Leier?"

Auch Erich Segelbacher (70), der mit seiner Frau Gaby den weitesten Weg vom Bodensee aus zurückgelegt hatte, hat einen Lieblingswalzer: "Wenn die Füßchen sich heben." Gespielt auf einer Bacigalupo aus Berlin. Max Geweke, der diese Walzenorgeln noch heute baut, lebt in Bielefeld.