Oerlinghausen

Schlägel erzählen Geschichten

Jörg Prignitz feiert mit aktuellen und ehemaligen Schülern 25 Jahre "Bi-Cussion"

Jörg Prignitz (l.) hat mit seinen aktuellen Schülern ein abwechslungsreiches Programm einstudiert, das nach der Pause begeistert. Vorne am Marimbaphon spielen Julius Vinnen (r.) und Max Nordmeyer. | © FOTO: KARIN PRIGNITZ

24.09.2014 | 24.09.2014, 01:57

Oerlinghausen. Das größte Lob kam von seinem ehemaligen Lehrer. Josef Offelder ist fast 85 Jahre alt, er lebt in Aachen, und dennoch ließ es sich der pensionierte Pädagoge nicht nehmen, 270 Kilometer weit nach Oerlinghausen zu reisen. Denn eines, das wollte er Jörg Prignitz, dem Gründer und Leiter des Schlagzeugensembles "Bi-Cussion", auf jeden Fall noch sagen: "Was ich bewundere, ist deine Fähigkeit, zu motivieren, deine Liebe zum Beruf und zu den Menschen, deine Ehrlichkeit und deinen Humor. Diese Kombination ist ziemlich einmalig."

Josef Offelder und seine Frau gehörten zu den 250 Gästen, die in der Aula des Schulzentrums gemeinsam mit Jörg Prignitz, seinen aktuellen und auch vielen ehemaligen Schülern musikalisch auf die vergangenen 25 Jahre zurückblickten. "Du hast uns gefördert und gefordert und alles aus uns herausgekitzelt", sagte Alena Kutz, die zuvor noch einmal den begleitenden Bass gespielt hatte.

Gefordert hatte als Geschenk an seinen einstigen Schlagzeuglehrer auch Uli Pöhl die Akteure des von vielen Überraschungen und emotionalen Momenten geprägten Abends. Mit ihnen zusammen hatte der seit vielen Jahren in den Niederlanden lebende Dirigent monumentale Stücke erarbeitet. Geprägt von Taktwechseln und langen Wirbelpassagen war etwa die rasante "Verfolgungsjagd" auf den Tasten der Marimba- und Vibraphone. Einen irischen "River Dance" bekam das Publikum in der Folge ebenso serviert wie die Fantasiegeschichte "Tales Of Imagination".

Das orchestrale Werk bestach vor allem durch seine zarte Glockenspielmelodie am Ende, durch seine Melancholie und nicht zuletzt wegen des Einsatzes ungewöhnlicher Instrumente. Ein Ambos gehörte dazu und Crotales (kleine gestimmte Bronze- und Messingscheiben). Im Wechsel mit den Stücken ließ Jörg Prignitz sein Leben mit der Musik Revue passieren. Die vielen Konzertreisen mit seinen Schülern rief er in Erinnerung und spickte sie mit dem ihm eigenen Humor. Etwa als er von der ersten Tour nach Ostfriesland erzählte. "Sechs Schlagzeuger und fünf Zuhörer", das sei schon "ein bisschen deprimierend" gewesen, habe sich aber bald geändert.

Information

Ein Medley von den Siegern

Drei, die erst kürzlich Bundessieger geworden sind, hatten einen besonderen Auftritt für Jörg Prignitz vorbereitet. Sebastian Gokus, Marie Nolte und Jascha Heitmann hatten, unterstützt von Jan Jesuthas, ein Medley aus Stücken der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte vorbereitet.

Auch die aktuellen Schüler zeigten mit ihrem eigenen Programm nach der Pause, dass sie sowohl für die anstehende Tournee nach Barcelona als auch für den Wettbewerb im kommenden Jahr bestens gerüstet sind. Und am Ende, da spielten sie noch einmal das im vergangenen Jahr in der Seidenstickerhalle gefeierte "Played A Live". (kap)

Dänemark, Schweden, Ungarn, Südtirol und bald auch wieder Spanien, oft haben Schüler und auch Eltern mit angepackt. Denn so ein Schlagzeuginstrumentarium braucht Platz und viele helfende Hände. Die hat es immer gegeben. Gepaart mit dem persönlichen Einsatz des Bi-Cussion-Leiters ist daraus eine so erfolgreiche Arbeit erwachsen, dass Schüler von Jörg Prignitz immer wieder erfolgreich beim Wettbewerb "Jugend musiziert" abgeschnitten haben.

Insgesamt 23 Wettbewerbs-teilnahmen hat es in 25 Jahren gegeben. 56 Mal haben die Schlagzeugschüler des 56-Jährigen dabei erste Preise zugesprochen bekommen, darunter zehn Landes- und zwei Bundessiege. Einer dieser Bundessieger ist Uli Pöhl, ein anderer Simon Roloff, der heute im Orchester der Bergischen Symphoniker spielt. Andere sind Piloten oder Ärzte.

Wo immer die ehemaligen Schüler heute auch leben, viele von ihnen kamen, um die Zeit noch einmal aufleben zu lassen. "Da merkt man, was man gehabt hatte", sagte Eike Krull. Er hat das Experiment gewagt und sich nach Jahren noch einmal ans Instrument gestellt. Andere ebenso. Und alle möchten die Bi-Cussion-Zeit "auf gar keinen Fall missen".