Oerlinghausen. Noch vor einem Jahr keimte Hoffnung auf. "Die Zukunftsaussichten für die Hellweg-Klinik Oerlinghausen sind positiv", hieß es in einer Mitteilung des Evangelischen Johanneswerkes in Bielefeld. Seit Dienstag ist auch dieser Funke erloschen. Vorstandsvorsitzender Ingo Habenicht teilte mit: "Wir gehen davon aus, dass die Klinik zum 31. Mai schließen wird." Die 47 betroffenen Mitarbeiter seien bereits informiert worden. Die bis dahin noch verbliebenen 20 Patienten sollen in andere Kliniken verlegt werden.
Habenicht (kl. Foto v. r.) und auch Burkhard Bensiek, der für das Arbeitsfeld Kliniken im Evangelischen Johanneswerk zuständig und damit direkter Ansprechpartner ist, betonten, dass die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Schon in den zurückliegenden 15 Jahren sei die Situation nicht leicht gewesen. "Wir lagen an der Grenze der Kostendeckung." Der radikale Belegungsstopp von November 2012 bis März 2013 habe dann den endgültigen Genickbruch bedeutet. "Davon haben wir uns nicht wieder erholt", bestätigte Ingo Habenicht. Insgesamt, ergänzte Burkhard Bensiek, seien in den vergangenen zwei Jahren "Verluste im höheren sechsstelligen Bereich" eingefahren worden. Patientenbeschwerden zur Therapiequalität, die Kritik an den Methoden der neuen ärztlichen Direktorin, die sich derzeit im Mutterschutz befindet, und eine unangemeldete Begehung hatten die Deutsche Rentenversicherung zum sofortigen Aufnahmestopp veranlasst.
Mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog konnten die Kritikpunkte entkräftet werden. Ein neues Therapiekonzept wurde genehmigt. Seit Mitte März 2013 durfte wieder belegt werden. "Aber der Ruf war ruiniert", räumte Ingo Habenicht ein. Die Patientenzahlen stagnierten seit November vergangenen Jahres bei etwa 40. Derzeit sind noch 35 Suchtkranke in der Klinik. 15 von ihnen werden ihre Therapie bis zur Schließung beendet haben. Insgesamt verfügt die Hellweg-Klinik über 100 Betten. Eine Entscheidung, "so traurig sie auch ist", sei wegen der defizitären Lage unausweichlich gewesen, betonte Ingo Habenicht.
Man werde nun alles daran setzen, die Mitarbeiter im Johanneswerk weiter zu beschäftigen. Im Bereich Pflege und Hauswirtschaft sei das leichter als bei den Suchttherapeuten. "Wir sind dennoch optimistisch, bis zum Ende des Jahres eine Lösung innerhalb des Werkes zu finden." Für das nächste halbe Jahr seien erst einmal alle abgesichert. Bei möglichen Kündigungen würden soziale Aspekte berücksichtigt. In der Krisensituation wolle man mit Sorgfalt und möglichst schonend vorgehen, betonte Habenicht. "Noch in dieser Woche werden Gespräche geführt, die Mitarbeitervertretung ist eingeschaltet worden." Die Therapien laufen noch bis zur Schließung weiter. Was mit den Gebäuden und dem 35.000 Quadratmeter großen Areal passieren soll, steht bislang noch nicht fest.