Leopoldshöhe. Rückenbeschwerden sind eine Volkskrankheit und nehmen weiter zu. Ein Großteil der Arbeitsausfälle ist auf diese gesundheitlichen Probleme zurückzuführen. Eine Therapiemöglichkeit ist die Schlingentischtherapie. Beatrice Schnitgerhans wendet sie in ihrer Praxis für Physiotherapie in Leopoldshöhe-Asemissen an. Im Gespräch mit Redakteurin Micaela Breder erläutert sie, worum es dabei geht.
Frau Schnitgerhans, zunächst einmal die Frage: Was ist ein Schlingentisch?
Beatrice Schnitger-hans: Es handelt sich dabei um eine Gerätekonstruktion, bei der mit Hilfe spezieller höhenverstellbarer Seilzüge und Schlingen einzelne Körperteile des Patienten aufgehängt werden, oder auch der ganze Körper. Durch das Aufhängen fühlt sich der Arm oder das Bein für den Patienten nur halb so schwer an.
Und wie funktioniert die Therapie?
Schnitgerhans: Vom Prinzip ist es ein "Bewegungsbad im Trockenen". Weil die Schlingen einen Teil des Körpergewichtes tragen, kann sich der Patient leichter und nach Anleitung des Therapeuten gezielt bewegen. Bewegungen, die sonst Schmerzen verursachen und deshalb gern vermieden werden (Schonhaltung), sind schmerzfreier möglich. Zudem erfährt der Therapeut eine Arbeitserleichterung, weil er selbst weniger Kraft aufwenden muss.
Gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten beim Schlingentisch?
Schnittgerhans: Mittels Expandern und Gewichten wird er auch zur Muskelkräftigung eingesetzt. Im Gegensatz zur entlastenden Therapie muss der Patient hier Muskelkraft aufbringen und gegen den Widerstand arbeiten. Bei Traktionen werden mit Zugkraft die Gelenkflächen zum Beispiel von Schulter oder Wirbelsäule voneinander entfernt, um eine Schmerzlinderung zu erreichen. Für eine verkürzte Muskulatur gibt es spezielle Dehnstellungen.
Das Dehnen und Ziehen tut aber sicher weh?
Schnitgerhans: Das Dehnen der Muskulatur kann schmerzhaft sein, aber das Auseinanderziehen der Wirbelsäule empfindet der Patient als Entlastung, weil der Druck auf die Nerven und Gelenke wegfällt.
Welche Erkrankungen werden mit der Schlingentischtherapie behandelt?
Schnitgerhans: Generell alle aus den Fachbereichen Orthopädie, Chirurgie und Neurologie – zum Beispiel Arthrose und Wirbelsäulenbeschwerden. Auch nach Operationen und Schlaganfällen, bei Multipler Sklerose (MS) oder spastischer Muskulatur ist diese Therapie hilfreich – und zwar immer als Ergänzung in der Krankengymnastik. Man kann sie auch gut mit einer manuellen-, einer Wärmetherapie oder mit Massage kombinieren.
Beim Aufhängen muss aber jeder Handgriff sitzen, stimmts?
Schnitgerhans: Ja, die Seilzüge und Schlingen müssen natürlich exakt angebracht werden, um Fehlstellungen und Überdehnungen zu vermeiden.
Sind die Patienten verunsichert, wenn sie zum ersten Mal den Schlingentisch mit den Gerätschaften sehen?
Schnitgerhans: Manche schon. Jeder Patient wird aber vorher genau über die Funktionen des Schlingentischs und den Therapieverlauf aufgeklärt. Patienten mit Klaustrophobie, also der Angst vor engen Räumen oder gefühltem Eingesperrtsein, haben manchmal Probleme. Bei ihnen ist der Therapeut besonders aufmerksam.
Zahlt die Krankenkasse die Behandlung?
Schnitgerhans: Ja, die Schlingentischtherapie ist ein Baustein der Krankengymnastik. In diesem Rahmen werden die Kosten mit übernommen.