Leopoldshöhe. Nienhagener Reinhard Jorczick bevorzugt die Theke im Schützenhaus – das Gebäude hat er mit hochgezogen
Wo er am liebsten sitzt? Reinhard Jorczick überlegt nicht lange: "An der Theke im Schützenhaus." In einer neuen Serie stellen Leopoldshöher Bürger ihren Lieblingsplatz in ihrem Ortsteil vor. Jorczick macht den Anfang.
Die helle Holztheke mit Barhockern lädt nach dem Schießtraining und bei Festen zum Verweilen ein. Ganz am Ende ist der Stamm- und Lieblingsplatz des Kreisschützenkönigs von 2011. Hier hat Reinhard Jorczick den ganzen Raum im Blick. "Von hier aus schaue ich auf die Wand, die ich vor einem Dutzend Jahren mit hochgemauert habe", sagt der 56-Jährige, der zu den vielen Helfern beim Bau des Schützenhauses in Nienhagen gehörte. "Da hat man einen intensiveren Bezug zu dem Gebäude. Das geht allen so, die damals geholfen haben", berichtet der Chemietechniker.
Hintergrund
Nienhagenist der drittkleinste Ortsteil Leopoldshöhes. Er grenzt im Westen an Bielefeld, im Norden an Bad Salzuflen, im Osten an Bexterhagen und im Süden an Schuckenbaum. Die erste Siedlung entstand hier zwischen 1200 und 1400 durch Rodungen der Wälder zwischen Lockhausen und Hörste, das Land gehörte dem Kloster Corvey.Mit dem Westfälischen Frieden 1648 verlor die Kirche ihre Besitzansprüche, und die Hagenbauern wurden freie Bauern. Bereits 1667 wird eine Schule in Nienhagen erwähnt. Der Ortsteil, ehemals selbstständige Gemeinde, hat eine Fläche von 2,44 Quadratkilometern und knapp 700 Einwohner.
Der SV Nienhagen ist der einzige Verein vor Ort, das Gut Eckendorf und die Firma Eltromat sind die wichtigsten Arbeitgeber. Der "Tannenkrug" ist ein alter Treffpunkt. (kem)
Hinter der Theke steht Wilhelm Zurheide und zapft Jorczick, der von 2004 bis 2006 auch Nienhagener Schützenkönig war, noch ein Bier. Klaus Kornet gesellt sich zu ihm, er hat den Hocker daneben als Stammplatz. "Nach dem Training treffen wir uns hier und genießen das lockere Beisammensein", berichtet Reinhard Jorczick. Als einziger Verein in Nienhagen hat der Schützenverein große Bedeutung für den Zusammenhalt und die Pflege der Geselligkeit. "Hier treffe ich Freunde, Bekannte, auch Nachbarn und man redet über alles, was los ist."
Dabei ist Jorczick keineswegs von Anfang an dabei gewesen. "Ich habe meist auf anderen Schützenfesten gespielt", erklärt er lächelnd. Mit seinem Keyboard war der Hobbymusiker auf vielen Festen anderer Vereine präsent, bevor er zum SV Nienhagen stieß. "Meine Frau Elke ist 1996 Throndame geworden, da haben wir alles näher kennengelernt und sind dann dem Verein beigetreten."
Er sei gar nicht so ein gute Schütze, meint der in Brönnighausen aufgewachsene Nienhagener, der 1979 hierher gezogen ist. Glück habe er auch beim Kreiskönigschießen 2011 gehabt, als er den Adler herunterholte und dem örtlichen Schützenverein den dritten Kreiskönig bescherte. "Das war ein bewegender Moment."
Reinhard Jorczick ist noch immer begeisterter Musiker, unter anderem bei den Kliffkiekern in Herford. Inzwischen bringt er dieses Talent auch in Nienhagen ein. Wenn im Verein gefeiert wird, ist er für die Musik zuständig, legt CDs auf und spielt bei manchen Gelegenheiten auf dem Keyboard.Es ist eine fröhliche Männerrunde, die sich jeden Dienstag zum Schießtraining und anschließendem Bierchen an der Theke trifft. Jeder, der hereinkommt, begrüßt die anderen mit Handschlag und ein paar netten Worten.
"In Nienhagen gibt es viele schöne Orte in der Natur, aber dieser hier ist von den schönen Orten mit Abstand der geselligste!", meint Jorczick schmunzelnd.
Im nächsten Serienteil stellt Dirk Czychun seinen Lieblingsplatz in Leopoldshöhe vor.